Ein Jagdschloss als Leidenschaft

Zu Besuch bei Miriam und Tobias Mettbach in der Adolphsburg Oberhundem

In diesen Zeiten bedrückt viele das Gefühl, den zahlreichen schlechten Nachrichten hilflos ausgeliefert zu sein. Da ist es wichtig, dass wir uns an Menschen orientieren, die Positives schaffen und ihren Platz gefunden haben. Miriam und Tobias Mettbach aus Oberhundem gehören definitiv zu dieser Gruppe. Ihre Leidenschaft gehört seit vielen Jahren – bei Tobias seit Jahrzehnten –  dem  Jagdschloss Adolphsburg, diesem zwischen 1673 und 1681 erbauten Schmuckstück mit einer sehr bewegten Geschichte. Verbringen wir  einige Stunden mit ihnen und lauschen dem Gemäuer!

Miriam und Tobias sind seit 2019 Miteigentümer der Adolphsburg.  Sie empfangen uns wie alte Bekannte auf dem kiesknirschenden Innenhof.  Die Sonne bescheint die Mauern aus rotem Porphyr , der ab 1673 aus umliegenden Steinbrüchen gehauen und zunächst zum 1677 fertig gestellten Herrenhaus aufgetürmt wurde, auf das in den vier darauf folgenden Jahren die beiden Flügel folgen sollten.

Der Bauherr, Johann Adolph Freiherr von Fürstenberg, blickt jetzt von einem Gemälde in  der beeindruckenden Bibliothek im Ostturm wohlwollend auf uns herab.  Sie dient dem Ort Oberhundem zugleich als Ortsarchiv. Mit einer Fassbrause haben wir es uns, umgeben von Büchern, Gemälden und zahlrechen antiken Gegenständen, am runden Tisch in der Mitte gemütlich gemacht.  Tobias erzählt uns vom Beginn seiner Liebe zum Schloss. „Seit meiner Kindheit fasziniert mich die Adolphsburg. Bis ich acht Jahre alt war, war diese verlassene Ruine gegenüber meines Elternhauses ein Abenteuerspielplatz der besonderen Art.“ Während ich  ehrfürchtig meine Notizkladde unter die Fassbrause bugsiere, damit ja keine Ränder entstehen, fährt Tobias, Jahrgang 1976 und im Hauptberuf Versicherungsfachwirt, fort: „Wir haben hier immer die „Drei ???“ nachgespielt, der Ort hat mich seitdem nicht mehr losgelassen.“

Mittlerweile längst erwachsen und Vorsitzender des Heimatvereins „Ortsarchiv Oberhundem e.V.“, kniete sich Tobias später tief in die Erstellung der „Ortschronik Oberhundem“, die zur 700jährigen Erwähnung des Ortes erschien. Man kann sich lebhaft vorstellen, wie er hier ganze Abende lang in der Seele des Ortes recherchierte, aufbereitete und schrieb. Das Archiv wird seit den Gründungstagen 2004 ausgebaut und enthält über 5000 historische Fotos und Dias sowie unzählige Bücher, Dokumente, Hausakten und Zeitungsberichte. Es braucht eine ganze Menge Leidenschaft und Menschen mit Verantwortung, damit solche Projekte nicht versanden. „Und ein Ziel“, ergänzt Tobias. „Seit 2020 arbeite ich an einer neuen Publikation, die unter dem Titel „350 Jahre Schloss Adolphsburg“ 2027 erscheinen soll. Bis dahin ist noch viel Forschungsarbeit zu leisten.“

Die Grundzüge der Burggeschichte kennt Tobias natürlich aus dem Effeff. Er skizziert sie auf dem Weg zum Uhrenturm, in dem Miriam, er, Verwandte und Bekannte in mühevoller Kleinarbeit eine ihrer zwei exklusiven Ferienwohnungen eingerichtet haben. Die uralten Treppen knarzen unter unseren Füßen.  „Der weitgereiste Bauherr Johann Adolph beschäftigte hier die besten westfälischen Künstler. Architekt war vermutlich der Mönch Ambrosius von Oelde, die Sandsteinkamine stammen vom Bildhauer Johann Mauritz Gröninger und aus der Schnitz- und Bildhauerwerkstatt der Gebrüder Sasse aus Attendorn stammte die kunstvolle Inneneinrichtung. Der Bauherr selbst lebte bis zu seinem Tod im Jahr 1704 hier. Erst 1758 erwählte wieder ein Fürstenberger das Schloss zu seinem Hauptsitz, und zwar Clemens Lothar von Fürstenberg.  Bekannt wurde er   durch seine zahlreichen Marotten. Seine Bauern soll er ebenso reichlich verdroschen wie mit Golddukaten belohnt haben. Er frönte zudem einer  Sammelleidenschaft für Bücher, über die er  sein Eigentum vernachlässigte. Leider ließ sich überdies auch noch von seinen Bediensteten bestehlen. Es geht die Sage, dass die vielen vermissten goldenen Bestecke und Teller noch heute irgendwo auf dem Schloss begraben  lägen.

Der Sohn des Bücherwurms holte ihn schließlich vom Schloss und wurde der dritte und letzte Fürstenberger Bewohner. Friedrich Leopold von Fürstenberg betrieb zwischen 1819 und 1835 mit viel Fleiß und Erfolg Landwirtschaft und Viehzucht. Sein Grab liegt vor der Dorfkirche in Oberhundem, mit direktem Blick auf das Schloss und anscheinend auch in den Rittersaal.“

Diesen zeigt uns Tobias aus eigentumsrechtlichen Gründen heute leider nicht. Vom Treppengang  und dem Ausflug in die Historie ganz schwindelig,  erreichen wir den Uhrenturm. Er atmet Geschichte durch jede Pore. Trotzdem wirkt das Cerankochfeld kein bisschen fehl am Platze. „Wir wollten etwas Exklusives erschaffen, das unsere Gäste ihren  Alltagsstress vergessen lässt“, schmunzelt Miriam  unsere Kinnladen wieder hoch, „die Bibliothek und dieser Uhrenturm sollen als Rückzugsorte  der besonderen Art dienen. Unseren Gästen wünschen wir gute Entschleunigung!“  Ja, auch ich könnte mir hier einige schöne Tage vorstellen, umgeben von einem Wassergraben, den vier schwarze Schwäne und einige Koi-Karpfen bewachen,  und einem 35000 Quadratmeter großen Park.  Und als Fotografin Gaby von ihrer Kamera zu mir abschaut, spüre ich, sie denkt das Gleiche. „Diese Ferienwohnungen – mehr dazu lest Ihr unter www.schloss-adolphsburg.de – haben wir nach dem Erwerb mühevoll aufbereitet. Wenn Du tagsüber in Versicherungen machst, bist Du abends dankbar für jede Stunde echter Handarbeit. Was meinst Du, wie viele Drei ??? – Hörspiele ich in dieser Zeit rauf und runter gehört habe?“, grinst Tobias. Natürlich klettern wir noch hinauf bis zur Glocke. Hier genießen wir einen wunderschönen Ausblick auf das Umland, das die Adolphsburg seit ihrer Rettung vor dem völligen Verfall durch die Unterteilung in Eigentumswohnungen und den Aufbau einer Eigentümergesellschaft im Jahr 1984 wieder wirklich schmückt. Seitdem erstrahlt es Jahr um Jahr in neuem Glanz.

Tobias und Miriam ist mit ihren Projekten die perfekte Symbiose aus Geschichte und Gegenwart gelungen. Als wir am Ende unserer Führung noch auf ein, nun ja, längeres Sektchen in der Bibliothek stehen, freuen wir uns, in schwierigen Zeiten wie diesen jetzt Orte wie das Schloss Adolphsburg und Menschen wir Miriam und Tobias zu kennen.