Ein Herz für Wildtiere

Quelle: Pixabay

Nicole Hielscher engagiert sich für die Sauerländer Wildtierhilfe

Wie kommt eine Dortmunderin dazu, Wildtierretterin im Sauerland zu werden? „Eigentlich durch einen Zufall“, erinnert sich die gelernte Krankenschwester Nicole Hielscher, die in Bremke für die Sauerländer Wildtierhilfe aktiv ist.

Engagement machte die Runden

Zufällig, nach einem Spaziergang im Dortmunder Stadtpark, hatte sich ein Eichhörnchenjunges im Fußsack des Kinderwagens versteckt. Nicole Hielscher päppelte das hilflose Tier auf. Und da sich das in der Nachbarschaft und darüber hinaus rumgesprochen hatte, wurden ihr danach immer wieder aufgefundene Tiere gebracht. So wurde sie über die Jahre eine der Ersten, die sich um verletzte kleinere Wildtiere kümmerte. „In diesem Bereich gab es lange Zeit nichts“, erinnert sich Hielscher. Erst Anfang der 2000er Jahre gab es erste Ansätze. Der Großteil der Pflegestellen ist auf Facebook vernetzt. Und wächst ständig.

„Ich bin nur die, die füttert und saubermacht.“

Im Jahr 2015 zog Hielscher von Dortmund ins Sauerland. Heute stehen im Garten ihres Hauses in Bremke mehrere Volieren. Hier erholen sich Eichhörnchen, Bilche, Igel, Siebenschläfer und Feldhasen. Mit einigen Gleichgesinnten hat Hielscher im Herbst letzten Jahres einen Verein, die Wildtierhilfe Sauerland e.V., gegründet. Um für jedes Tier die beste Pflege zu garantieren, hat man sich aufgeteilt: Greifvögel, Eulen und Singvögel werden bei den Kolleginnen in Sundern, Fledermäuse in Arnsberg angenommen. Hielscher selbst kümmert sich um die kleineren Säugetiere. Ganz wichtig ist für die Tierfreundin, die Patienten nach der Genesung wieder in ihr gewohntes Umfeld zu entlassen. „Ich bin quasi nur die, die füttert und saubermacht. Wenn die Tiere sich an mich gewöhnen würden, hätten sie in der freien Natur keine Chance mehr.“ Oft bekommt sie auch Jungtiere, die noch gesäugt werden müssen. Diese dürfen vorerst im Wohnhaus einziehen, denn dann heißt es, alle zwei Stunden Fläschchen geben – auch nachts! Da hilft dann auch schon mal die Familie mit.

Die Zahl steigt stetig

Mittlerweile ist im Domizil in Bremke die Kapazitätsgrenze erreicht. „Die Anzahl der geschwächten und verletzten Tiere steigt stetig“, berichtet die Wildtierfreundin. Umweltfaktoren, aber auch die Eingriffe des Menschen sind Gründe dafür. „In den trockenen Sommern der letzten Jahre sind zwar viele Nüsse gereift, diese waren aber oft leer und so für die Tiere als Nahrung unbrauchbar.“ Auch sei zu beobachten, dass sich die Brutzeiten verschieben. Die Hörnchen paaren sich noch im Dezember und bekommen im Januar ihre ersten Jungen. Wegen des Borkenkäferbefalls wurden zahlreiche Fichten gefällt, nicht selten befinden sich darin noch Kobel (Eichhörnchenbaue) oder Vogelnester. Außerdem wird eine erhebliche Anzahl der Tiere von freilaufenden Katzen und speziell Igel von Mährobotern verletzt.

Vorsicht bei Wildtierrettung

Wenn man ein scheinbar hilfsbedürftiges Tier entdeckt, gilt es, gewisse Dinge zu beachten: Zunächst einmal nicht anfassen! „Man sollte immer erst beobachten und nicht sofort eingreifen, es sei denn, das Tier ist augenscheinlich verletzt oder wurde von Hund oder Katze gebracht“, mahnt Hielscher. Auf jeden Fall sollte man unbedingt auch an den Eigenschutz denken und vor Berührungen am besten Handschuhe anziehen, denn die Tiere könnten Viren, Bakterien, Parasiten oder Pilze übertragen. Smartphone-Besitzer sollten idealerweise die GPS-Daten speichern und ein Foto vom Fundort machen. Bevor man selbst einschreitet, sollte die Wildtierstation informiert werden. Dort erhält man weitere Anweisungen, wie genau zu verfahren ist.

„Selbstversuche gehen meistens schief.“

Schon öfter sei es vorgekommen, dass Tiere unnötig in die Auffangstation gebracht wurden. „Die Leute meinen es gut, aber ein Hasenjunges, das verlassen in einer Wiese sitzt, ist nicht unbedingt schutzbedürftig“, erklärt Hielscher. Hasen sind, anders als Kaninchen, Nestflüchter. Die Mutter sucht die Jungen regelmäßig an verschiedenen Orten zum Säugen auf und entfernt sich dann wieder. Das ist also ganz normal. Nur wenn ein Tier die Nähe des Menschen sucht und ihm hinterherläuft, liegt es nahe, dass es von der Mutter verlassen wurde. Wer einen hilflosen oder verletzten Hasen mitnimmt, sollte nicht versuchen, ihn zu Hause aufzupäppeln: „Selbstversuche gehen meist schief. Hierfür braucht man viel Fachwissen und die nötige Ausrüstung. Abgesehen von dem Stress würde man dem Tier mit falscher Ernährung große Qualen zufügen“, so Hielscher. Unverletzte Eichhörnchenjungen kann man kurzfristig in einen offenen Karton, gefüllt mit einem zusammengerollten Handtuch oder T-Shirt, setzen. Um die Wärme zu halten, kann in entsprechendem Abstand eine Wärmflasche zugefügt werden, bis die „Wildtierhilfe“ professionell eingreift.

Quelle: Privat
Nicole Hielscher

Die Wildtierhelfer sind mit viel Engagement bei der Sache. Nicht nur viel Zeit, auch so manchen Euro aus ihrem Privatbudget hat Hielscher schon für die Tierrettung investiert. Die Frage nach dem Warum wird von ihr sofort beantwortet: „Das Schönste an meiner Arbeit ist der Moment, wenn die Tiere wieder genesen in die Freiheit entlassen werden.“

Wer die Wildtierhilfe unterstützen möchte, kann das entweder mit Spenden oder mit aktiver Mithilfe tun. Nicole Hielscher: „Auch alle Sauerländer, die in Form einer Wildtierstelle, aktiv werden möchten, dürfen sich gerne bei uns melden!“

Kontaktdaten Wildtierhilfe Sauerland e.V.
Tel: 0157 853 31 137
www.wildtierhilfe-sauerland.de
www.facebook.com/Wildtierhilfe-Sauerland
wildtierhilfe-sauerland@gmx.de