Ein Hauch Australien in Hesborn

Kängurus bereichern den Streichelzoo von Jürgen Emde

Vor zwei Jahren trauten Spaziergänger und Jäger ihren Augen jedoch kaum, als sie im Bereich um den Bollerberg herum ein leibhaftiges Känguru entdeckten, das scheu und schnell wieder verschwand. Es musste irgendwo ausgebüchst sein. Bald entwickelte sich eine Bewegung aus Bewohnern und Urlaubsgästen auf der Suche nach dem sprungkräftigen Tier.

Beim Hesborner Jürgen Emde liefen alle Informationen über den möglichen Standort des Tieres zusammen, denn es war aus seinem Bestand entwischt. „Plötzlich stand der Bock nach 14 Tagen wieder in unserer Straße. Der ist heute froh, dass er wieder da ist. Er läuft bestimmt nicht mehr weg“, ist Jürgen Emde sich sicher. Schnell wurde das Tier eingefangen und in das Gehege gebracht, wo es erst einmal ein fürstliches Mahl zu sich nahm.

Die Geschichte mit den für das Sauerland ungewöhnlichen Kängurus begann im Jahre 2010. Damals kehrte Jürgen Emdes Tochter Laura von einem halbjährigen Studienaufenthalt aus Australien zurück und berichtete begeistert von den Kängurus, die sie dort gesehen und erlebt hatte. Vater Jürgen hörte interessiert zu, bis das anfängliche Interesse auch bei ihm in Begeisterung umschlug. Hatte die Familie doch schon einen eigenen Streichelzoo mit Straußen, Emus, Fasanen, Pfauen und Hühnern. Beste Voraussetzungen waren also gegeben, um das Sortiment um die australischen Nationaltiere zu erweitern. Dort gibt es mit 45 Millionen Tieren etwa doppelt so viele Kängurus wie Einwohner. Sie vermögen, aus dem Stand etwa 2,50 Meter hoch zu springen und Sätze von fünf bis sechs Metern zu machen.

Die örtlichen Voraussetzungen im sauerländischen Hesborn waren ebenfalls gegeben. Etwa 200 Quadratmeter benötigt jedes Tier an Aktionsradius. Im Durchschnitt befinden sich heute vier bis fünf Kängurus im Gehege, ein Zuchtbock, der Rest sind weibliche Tiere. Um Inzucht zu verhindern, werden die Zuchtböcke regelmäßig an andere Züchter weitergegeben.

2016 mussten Jürgen Emde und seine Familie erleben, dass zwei Muttertiere, in deren Beuteln sich junge Tiere befanden, plötzlich starben. Die Kleinen konnten gerettet werden, sie wurden mit der Hand großgezogen. Aus Australien wurde Känguru-Milchpulver besorgt, um die beiden Jungtiere richtig zu ernähren. „Die Kleintiere sind absolut zutraulich in der Wohnung herumgelaufen“, erzählt Jürgen Emde begeistert. Wenn ihnen ein Jute-Sack gezeigt wurde, sprangen sie dort hinein, wie beim Beutel der Muttertiere. Eines der Jungtiere wurde von Heike Grebe in Deifeld weiter großgezogen. Das Tier wurde Mary getauft. Das zweite Tier wurde in der Klingelbacher Mühle, einer Wildtier-Auffangstation, weiter großgezogen.

Sind die Kängurus als Wildtiere auch scheu, so wissen sie doch ganz genau, wann es von wem Futter gibt. Jürgen Emde erlebt es immer wieder, dass sie sofort angelaufen kommen, wenn er sich mit Futter dem Gehege nähert. „Von Scheu dann keine Spur“, weiß er zu berichten. An ihn hätten sich die Tiere auch schon gut gewöhnt.

Aufsehen erregte die Zucht des Hesborners Jürgen Emde im Jahr 2020. Unter den Neugeburten befand sich ein seltenes weißes Tier, ein Albino. Zwischen den nicht häufig anzutreffenden Züchtern gibt es immer wieder intensiven Informationsaustausch. Für Jürgen Emde und seine Familie wie für die anderen Halter sind die Tiere eine willkommene Bereicherung und der Umgang mit Kängurus lässt keine Langeweile aufkommen.