Ein denkmalgeschütztes Kleinod in Meschede

Die Franz-Xaver-Kapelle 

Im Mescheder Land, zwischen Enste und Stockhausen gelegen, findet sich eine denkmalgeschützte Hofkapelle aus dem 19. Jahrhundert. Von außen und von innen überrascht sie mit Besonderheiten, zu denen die Ensthof-Bewohner Hildegard und Bernd Schrage einiges zu berichten haben. 

Wenn das Glockengeläut in Ensthof erklingt, weiß kaum jemand, dass die Glocke eigentlich aus Immendorf stammt. 1955 hatte das Ehepaar Beule den Ensthof inklusive Kapelle vom Grafen von Westfalen erworben. Die Familie Beule musste wegen der Vergrößerung der Hennetalsperre ihren Hof in Immenhausen verlassen. Die Glocke aus der Hofkapelle nahmen sie mit auf den Ensthof. 

2004 bis 2005 wurde die Kapelle umfangreich renoviert. „Der ehemalige Bürgermeister Bruno Peus und die St.-Georgs-Schützenbruderschaft unterstützten uns  sehr. Unvergessen bleibt das von ihnen organisierte Kapellenfest“, berichtet  Bernd Schrage. Darüber hinaus halfen auch viele Mescheder Bürger den Ensthof-Bewohnern umfangreich und mit großem Einsatz. Inzwischen war die Kapelle denkmalgeschützt. 

Historische Fakten 

„Der Ensthof bestand schon im frühen 17. Jahrhundert. Die Hofkapelle wurde frühestens 1865, vielleicht aber auch erst 1881 erbaut“, weiß Bernd Schrage,  „Aus diesem Jahr stammt eine Urkunde, die den Kauf des Ensthofes durch den Grafen von Westfalen belegt. Darin heißt es ausdrücklich, dass die Kapelle nebst Inventar und Messutensilien vom Verkäufer Franz Jürgens ebenfalls an den Grafen veräußert wurden. Leider wissen wir nicht viel über diesen Franz Jürgens, er scheint ein ‚Bruder Leichtfuß’ gewesen zu sein, der in finanziellen Schwierigkeiten steckte, aber beweisen lässt sich das nicht mehr.“ 

Die Architektur 

Bernd Schrage bedauert, den Namen des Architekten nicht zu kennen. Umso mehr kann er uns über den Baustil berichten: 

„Ein achteckiger Zentralbau in neugotischem Stil trägt ein Pyramidendach und einen Dachreiter, eine ungewöhnliche Architektur für eine Hofkapelle im Sauerland, möchte man auf Anhieb meinen. Allerdings finden wir in Halbeswig die Katharinenkapelle und in Fredeburg die St. Maria auf dem Altenhof-Kapelle, die beide zwischen 1861 und 1866 erbaut wurden, und fast identisch sind mit unserer Franz-Xaver-Kapelle.“ Die Forschung zur westfälischen Neugotik nimmt derzeit wieder Fahrt auf. Ein hochspannendes Thema, welches sicherlich noch einige interessante Ergebnisse erwarten lässt.  

Inventar aus Immenhausen 

Die Innenausstattung der Kapelle wurde aus der in Immenhausen abgebrochenen Hofkapelle übernommen: Wunderschöne Schnitzfiguren und Kirchenbänke wurden ergänzt durch die neuen Fenster, die die drei göttlichen Tugenden (Glaube, Liebe Hoffnung) und die vier Kardinaltugenden (Klugheit, Tapferkeit, Gerechtigkeit, Mäßigung) symbolisieren. Ein friedlicher, zur Einkehr und zur Andacht einladender Ort.  

Der Namenspatron 

Über den Namenspatron der Kapelle ist einiges mehr bekannt als über die Anfänge der Kapelle: Der Heilige Franz Xaver (1506 – 1552), missionierte nicht nur in Indien, sondern auch in Japan und starb kurz bevor er sein neues Missionsziel China erreichen konnte. Als Mitbegründer der Gesellschaft Jesu (Jesuiten) und Wegbereiter der christlichen Mission genießt er heute in Ostasien und weltweit hohes Ansehen. Der aus einer baskischen Adelsfamilie stammende Franz Xaver, ursprünglich Javier de Jassú y Azpilcueta, ist Schutzheiliger u. a. der Mission, der Seefahrer, Patron von Indien und Namenspatron der Hofkapelle auf dem Ensthof. 

Eine Kapelle, die für alle offen steht 

Die Eheleute Schrage sprechen nicht gern über ihren Einsatz für den Erhalt und die Pflege ihrer Hofkapelle. Es ist für sie selbstverständlich. Man nimmt ihnen ab, dass sie sich über jeden interessierten Besucher freuen. Sie halten die Kapelle offen und geben auch Auskunft zur Geschichte und Bedeutung dieses aus der Zeit gerückten Bauwerks.