Ein Amerikaner feiert Schützenfest 

Jack Carson und Tochter Sarah mit Schützenkönigspaar Schönholthausen

Quelle: N. Siebert

Urenkel des Auswanderers reist jedes Jahr nach Schönholthausen

Im Museum Schönholthausen (s. Bericht im WOLL-Magazin Frühjahr 2025) ist eine Schiffskajüte nachgebildet, die die Geschichte der Auswandererwelle aus dem Kirchspiel Schönholthausen in die USA Anfang des 19. Jahrhunderts veranschaulicht. Norbert Siebert, einer der Verantwortlichen des Museums, hat mit großem Interesse einige dieser Familiengeschichten in Teilen rekonstruiert und auf einer Webseite festgehalten, u. a. die von Caspar Melcher.

Exakt auf diese Geschichte ist Jack Carsons Schwager 2012 gestoßen, als er die Familiengeschichte seiner Frau (Jacks Schwester) erforschen wollte, und er kontaktierte kurzerhand Norbert Siebert. Aus diesem Erstkontakt vor 13 Jahren hat sich mittlerweile eine tiefe deutsch-amerikanische Freundschaft zwischen Familie Siebert und der Familie von Jack Carson, dem Urenkel des Auswanderers Caspar Melcher entwickelt.

Hochzeitsfoto Caspar Melcher und Sarah Emeline Freese, 1866Quelle: Quelle und Datum unbekannt


Zurück zum Anfang: Caspar Melcher (geb. am 11.02.1826 als viertes Kind von Christoph Melcher (Ackermann) und Maria Regina Hoberg) war gelernter Hufschmied und wanderte 1844 zusammen mit seinem Bruder Johann in die USA aus, vermutlich weil nur ihr Bruder Franz als ältester Sohn den Hof in Schönholthausen übernehmen konnte und sie in Deutschland keine Zukunft für sich sahen. Die jungen Männer reisten mit dem Schiff nach New York, von da weiter nach Detroit, wo schon Bekannte aus dem Dorf ansässig waren. Wenige Jahre später folgte ihr Bruder Peter, der vermutlich im Sezessionskrieg gestorben ist, wie aus Briefen hervorgeht.

Goldrausch – Soldat – Farmer – eine filmreife Auswanderergeschichte

Im Zuge des Goldrausches folgte Caspar dem großen Trek nach Kalifornien und kam als reicher Mann per Schiff nach St. Louis/Missouri zurück. Während des Bürgerkriegs diente er von 1861 bis 1865 im Kavallerieregiment von Missouri, bis er aufgrund einer Verwundung ausgemustert wurde. In seinem Regiment lernte er den Soldaten John Freeze kennen, und durch ihn dessen Tochter Sarah Emeline, die er schließlich 1866 heiratete. Die beiden bewirtschafteten eine Farm in Jericho Springs/Missouri, wo Caspar 1904 den Verletzungen eines Pferdehuftritts erlag.

Sarah und Caspar Melcher hatten acht Kinder, eines davon war Ida, Jacks Großmutter, die Thomas Carson heiratete. Bei ihrem ersten Deutschlandbesuch hatten Idas Schwestern Mary und Cora Jane Melcher einen Brief von ihrem Onkel Franz an dessen Bruder Caspar dabei, um ihre Herkunft zu belegen. Sowohl der Sohn, der Enkel als auch der Urenkel von Franz Melcher, der als ältester Sohn den elterlichen Hof in Schönholthausen übernommen hatte, trugen den Namen Bernd und blieben im Sauerland verwurzelt, sowie auch weitere Nachfahren der Familie Melcher, die heute noch in Schönholthausen leben.

Die Carsons genießen Land und Tradition



Faszination Schützenfest im Sauerland

Jack Carson (heißt in Wahrheit John, wird aber nur bei seinem Spitznamen Jack genannt) lebt heute in der Nähe von Kansas City (1,5 Mio. Ew.) und reist seit 2013 jedes Jahr einmal ins beschauliche Schönholthausen (750 Ew.). Abgesehen von einer Ausnahme reiste er immer zum Schützenfest an. Vom ersten Tag an war der heute 84-Jährige fasziniert vom Brauchtum des Schützenwesens sowie der Akzeptanz und Offenheit der Menschen im Sauerland. Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, dass der Amerikaner seit zehn Jahren Mitglied im hiesigen Schützenverein ist. In Kansas engagiert er sich ebenfalls in Heimatvereinen oder geht seinen Hobbys wie Golf spielen und Gärtnern nach. Auch seine Tochter Sarah, die ihn dieses Jahr zum ersten Mal begleitete, war begeistert von der Landschaft und besonders von der Freundlichkeit der Menschen im Sauerland.

Jack Carson und Tochter Sarah, Urlaub im SauerlandQuelle: N. Siebert

Als ehemaliger Ingenieur ist Jack auch sehr an technischen Anlagen interessiert und zeigte sich beeindruckt vom Pumpspeicherwerk in Rönkhausen. Ansonsten stand wie immer das Schützenfest im Mittelpunkt des Besuches in Schönholthausen, und es blieb kaum Zeit für weitere touristische Ausflüge – aber der nächste Besuch im kommenden Jahr ist ja schon geplant …

Weitere Infos zu den Auswanderergeschichten unter www.in-die-weite-welt.de