„Du siegst allein und du verlierst allein“

Quelle: privat

Jan Philipp Springob arbeitet an einer Karriere im Motorsport

Zweimal Deutscher Kartmeister, Aufnahme als Förderpilot in die ADAC Stiftung Sport, Dritter in der Juniorwertung in der GT4 Germany, Vierter in der Junior-Wertung der Junior DTM Trophy trotz einer ausgelassenen Veranstaltung. Mit seinen gerade mal 20 Jahren kann der gebürtige Olper Jan Philipp Springob schon so einige Erfolge auf der Rennstrecke vorweisen.

„Mein Vater ist Geschäftsführer beim Verkehrssicherheitszentrum in Olpe. Dort gibt es eine Kart-Jugendgruppe, mit der man mit sechs oder sieben Jahren in den Kartsport einsteigen kann. Das habe ich natürlich auch gemacht. Es wurde mir also quasi in die Wiege gelegt“, erzählt Jan Philipp. In einem Hütchen-Parcours gilt es dort, möglichst schnell und geschickt hindurchzukommen. „Das wurde mir aber irgendwann zu langweilig“, erinnert er sich. „Ich wollte auf der Strecke gegen richtige Gegner kämpfen.“ Deswegen wechselte er mit zwölf Jahren auf die Rundstrecke. Dort gab es leistungsstärkere Karts und man trat gegeneinander an. Der Grundstein für seine Karriere war gelegt.

„Meine Eltern stehen voll hinter mir. Als ich jünger war, musste meine Mutter beim Start allerdings immer wegschauen“, sagt Jan Philipp und lacht. Insgesamt hat der Sport sein Leben stark beeinflusst. Zeit war dabei immer ein großes Thema. Schule hatte er immer nur von Montag bis Donnerstag, weil es dann zu den Rennen ging. Seine zweite Familie waren die Leute auf der Rennstrecke und da hatte er auch seine Freunde. Auch wenn sein Alltag deutlich anders aussah, als der seiner Mitschüler, hätte er nicht tauschen wollen: „Der Sport hat mich in meiner persönlichen Entwicklung einen großen Schritt weitergebracht. Ich habe ein gutes Selbstbewusstsein entwickelt, weil ich lernen musste, mich zu behaupten.“

Jan Philipp ist fasziniert vom Motorsport. „Es sind natürlich zum einen die schnellen, hochwertigen Autos an sich und die Geschwindigkeit, dann der Punkt, dass man gegeneinander fährt. Der kleinste Fehler kann dabei sehr große Auswirkungen haben“, erklärt der junge Olper. Anders als im Mannschaftssport ist der Rennfahrer auf sich alleine gestellt: „Natürlich habe ich ein Team, das hinter mir steht und alles vorbereiten muss. Aber am Ende bin ich die einzige Person, die für alles verantwortlich ist und entscheidet. Du siegst allein und du verlierst allein.“

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2020 DTM Trophy Nürburgring SPR; Jan Philipp Springob (GER), Superdrink by Bremotion, Mercedes AMG

Ein richtiger Sport

Auf der Strecke ist es gerade eher ruhig, das liegt nicht nur an der Pandemie. „Im Winter haben wir meistens sehr wenig Training. Die einzigen Möglichkeiten zu trainieren gibt es zu der Zeit in Spanien oder Italien, eben da, wo die Sonne noch scheint.“ Das heißt aber keinesfalls, dass Jan Philipp sich nun ausruhen kann. „Auch außerhalb der Saison muss man sich körperlich fit halten.“ Denn Motorsport ist mehr als Bremsen und Lenken. „Viele wissen gar nicht, was für eine Fitness für diesen Sport benötigt wird. Das sind extreme Kräfte, die da wirken – gerade in den Kurven. Bei den hohen Geschwindigkeiten, die wir fahren, zieht alles an einem“, beschreibt er die die körperliche Belastung und vergleicht es mit dem Starten eines Flugzeugs, wenn man kurz in den Sitz gedrückt wird. Im Rennen ist das dauerhaft so. „Auch einen Bremskraftverstärker gibt es nicht: für eine Vollbremsung müssen wir mit 140 Kilogramm auf die Bremse treten.“ Dafür muss man sich fit halten – immer.

Sehr im Kommen ist der virtuelle Motorsport. „Gerade habe ich die Meisterschaft am Simulator gewonnen. Ich habe also bewiesen, dass ich nicht nur im echten Motorsport schnell bin, sondern auch im virtuellen Auto.“ Vergleichen mit einem realen Rennen kann man das natürlich nicht. Die Simulationen sind zwar mittlerweile extrem gut, trotzdem fehlt das Feedback, das einem ein Auto gibt und auch der Respekt ist ein ganz anderer: „Da sticht man natürlich eher in eine Lücke rein und riskiert viel mehr, als man das im echten Rennen tun würde. Es kann ja nichts passieren.“

Passiert ist Jan Philipp noch nie etwas Schlimmeres, abgesehen von einigen Prellungen. „Mein heftigster Unfall war vor kurzem bei einem Rennen, als sich ein Gegner verbremst und mein Auto erwischt hat.“ Das Wichtigste nach einem Unfall ist, so schnell wie möglich weiter zu machen, weiß der erfahrene Rennfahrer: „Wenn sich der Gedanke, dass so etwas noch einmal passieren könnte, in deinem Kopf festgesetzt hat, dann hast du im Motorsport keine Chance mehr. Über die Gefahren muss man sich natürlich trotzdem bewusst sein.“

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Kampf um Sponsoren

Die Autos auf der Rennstrecke bestehen aus Carbon und sind auf Leichtbau optimiert. Bei einem Unfall zerfallen sie schnell in ihre Einzelteile – das kostet Geld, viel Geld. „Wenn man eine Saison vernünftig betreiben will und realistisch rechnet, also mit kleineren Schäden und Testtagen, dann muss man schon 160.000 bis 170.000 Euro einplanen.“ Und die muss man natürlich erst einmal haben. „Meine Eltern sind keine Millionäre und es ist jedes Jahr wieder ein Kampf, Sponsoren zu finden.“

Den meisten potentiellen Sponsoren ist nicht klar, welchen Mehrwert sie davon haben, einen jungen Sportler wie Jan Philipp zu sponsern: Von günstiger Fernsehwerbung über Aufkleber auf den Autos – denn die Rennen werden im Free TV übertragen – bis hin zu „Taxifahrten“ auf der Rennstrecke, Showvorführungen auf Firmenevents oder exklusive Treffen und Zuschauerplätze beim Rennen. „Im Moment muss ich um jeden Cent kämpfen.“ Die größte Schwierigkeit besteht darin, bei Unternehmen an die Person zu geraten, die am Ende auch über so etwas entscheidet. Jan Philipp kann das verstehen: „Die werden mit solchen Anfragen überhäuft, deswegen wird so etwas schnell aussortiert. Ich würde es wohl nicht anders machen, aber ich bleibe hartnäckig.“

Das Ziel im Blick

Jan Philipps ganz großes Ziel ist natürlich das, was viele haben: Irgendwann mit Motorsport sein Geld verdienen zu können. „Ich studiere derzeit Fahrzeugtechnik im dritten Semester in Köln. Ich denke, das ist auch für meine sportliche Karriere hilfreich und verschafft mir einen Vorteil gegenüber anderen, wenn ich mich mit den Ingenieuren über Einstellungen von meinem Auto unterhalten kann“, stellt er fest und fügt selbstbewusst hinzu: „Und auch fahrerisch bin ich auf einem guten Weg, um dieses Ziel irgendwann zu erreichen.“