Drüggelter Kapelle: Symbole, Rätsel und Konzerte

Quelle: Tourismus Möhnesee

Kultstätte der Kelten? Christliche Bußkapelle? Um die Drüggelter Kapelle in der Gemeinde Möhnesee ranken sich manche Geheimnisse. So ist bis heute nicht geklärt, wer sie gebaut hat und warum.

Von einer Anhöhe beim Gutshof Schulte-Drüggelte blickt die Drüggelter Kapelle auf den Möhnesee. Sehr lange schon steht sie an diesem Platz nahe Delecke: Eine Urkunde dokumentiert, dass Graf Gottfried II von Arnsberg 1217 von hier aus mit mehreren Rittern zum Kreuzzug ins Heilige Land aufbrach. Historiker sind sich einig, dass die Kapelle irgendwann im 12. Jahrhundert entstand. Von wem und warum sie errichtet wurde, liegt allerdings immer noch im Dunkeln. Theorien gibt es gleich mehrere: Diente sie als keltische Kultstätte? Als Kultstätte der Katharer? Als astronomische Einrichtung? Oder ist sie eine Bußkapelle, die Graf Heinrich I von Arnsberg in Auftrag gab, weil er seinen Bruder im Kerker verhungern ließ?

Für Karl-Josef Meier ist Letzteres durchaus denkbar. Der Kirchen- und Gästeführer aus Soest bietet seit drei Jahren Führungen in der Drüggelter Kapelle an und hat sich eingehend mit ihrer Geschichte beschäftigt. „Die Architektur der Kapelle ähnelt der Grabeskirche in Jerusalem. 1033 hat Bischof Meinwerk von Paderborn den Abt Wino von Helmarshausen nach Jerusalem gesandt, um Pläne davon mitzubringen.“ Es sei möglich, dass sie über Paderborn nach Drüggelte kamen, denn zu jener Zeit entstanden mehrere solcher Grabeskirchen. Die Kapelle in Drüggelte ist als Rundbau angelegt, der einen Durchmesser von nur elf Metern aufweist. Als Zwölfeck konzipiert, besitzt sie einen äußeren Kranz von zwölf Säulen, die für die zwölf Apostel stehen. Der innere Kranz umfasst vier Säulen, die die vier Evangelisten symbolisieren. Während im Mittelalter ein Zelebrationsaltar in der Mitte stand, befindet sich heute ein Altar in der Chorapsis, die im 16. oder 17. Jahrhundert angebaut wurde.

Heiligtum der Kelten
Lange bevordie Kapelle entstand, diente der Ort aber wohl schon als keltische Kultstätte, so Meier. „Hier fließen in sechs bis acht Metern Tiefe mehrere Wasserläufe – und zwar sternförmig. Sie alle treffen sich genau unter der Mitte des Gebäudes.“ Er nimmt daher an, dass der Ort ein Wasserheiligtum der Kelten war, bevor er nach der Christianisierung mit der kleinen Kirche überbaut wurde. „Da setzte man auf solche Stätten Kapellen oder Bildstöcke und hat sie dadurch sozusagen getauft.“ Das erklärt für Meier auch die heidnischen Symbole wie Sonnenräder und Fratzen, die ebenfalls in der Kapelle zu finden sind: „Sie wurden üblicherweise angebracht, damit die Menschen mit der neuen Religion nicht komplett fremdelten.“

Die unterirdischen Wasserläufe sorgen übrigens dafür, dass es in der Kapelle selbst im Hochsommer kühler ist als in anderen Kirchen und verhältnismäßig feucht. Und gleich noch eine Besonderheit weist das Gebäude auf: Es besitzt eine einzigartige Akustik. „Wenn man in einer Ecke etwas flüstert, wird es in der anderen noch verstanden“, sagt Meier. Zudem gebe es in der Kapelle einen außergewöhnlich langen Nachhall. Er hat einmal eine Opernsängerin erlebt, die ebenso wie er privat die Kapelle besuchte. „Sie begann, spontan laut zu singen. Doch sie hielt sich dabei rasch die Ohren zu, um den Nachhall ein wenig abzuschirmen.“ Bei solch beeindruckendem Schall ist es kein Wunder, dass in der kleinen Kirche immer wieder Musikveranstaltungen stattfinden. Schon seit Jahren lädt der Heimatverein Möhnesee regelmäßig zu seinen Drüggelter Konzerten dorthin ein. Lange Zeit fanden in der Kapelle und auf dem Hof Schulte-Drüggelte auch die Drüggelter Kunststückchen statt. Das kleine, aber feine Musik- und Kunstfestival wurde mittlerweile jedoch eingestellt.

Quelle: Tourismus Möhnesee

Patronatsbau des Landes
Die Kapelle selbst gehörte nie zum Hof, obwohl sie nah bei seinen Gebäuden steht. Zunächst befand sie sich im Besitz des Klosters Paradiese in Soest. Nach der Säkularisation durch die Franzosen ging sie im Jahr 1809 an den preußischen Staat über. Heute ist sie ein Patronatsbau des Landes Nordrhein-Westfalen und steht unter Denkmalschutz. Die kirchliche Betreuung wiederum liegt bei der Pfarrei Zum Guten Hirten Körbecke und dem pastoralen Raum Soest. Die Pfarrei ist auch Ansprechpartnerin für Paare, die sich die Kapelle als Ort für ihre Hochzeit aussuchen. Vielleicht nicht nur wegen der besonderen Atmosphäre und schönen Umgebung. Sondern auch, weil hier selbst ein vor Rührung nur gehauchtes „Ja“ mit ordentlich Nachhall ertönt.

Besichtigung der Kapelle:

Sofern keine Veranstaltungen stattfinden, ist die Drüggelter Kapelle sieben Tage die Woche von 9:00 bis 18:00 Uhr für Besucher geöffnet. Die Tourist-Info Möhnesee bietet zudem Führungen für Gruppen an: https://www.moehnesee.de.  Außerdem lässt sich die Kapelle online auf einer virtuellen Tour erkunden: https://tour.spacewerkhosting.de/de/tour/drueggelter-kapelle