Quelle: Kerstin Sauer
Die kfd St. Jakobus d.Ä. Elspe hat die Heilige Klara von Assisi ins Sauerland gebracht
Da sitzen sie und strahlen, denn sie haben Wertvolles geleistet. Barbara Sonntag und Birgit Halbe füllen an diesem frischen Novemberabend das kühle Elsper Pfarrheim mit Leben und Wärme. Sie erzählen von dem Werk, das sie und zahlreiche weitere Mitstreiterinnen und Mitstreiter in die Landschaft rund um Elspe gesät haben, auf dass es dort wachse und gedeihe: Den Klara von Assisi Weg.
Während wir uns in sicherem Abstand zueinander austauschen, ist ein besonderer Mensch ganz nah und wirkt im Gegensatz zum Virus auf positive Weise hoch ansteckend: Klara von Assisi. Diese bewundernswerte Frau lebte von 1193 bis 1253. Beeinflusst durch das Vorbild des heiligen Franziskus, den sie im Dom zu Assisi hatte predigen hören, verließ sie in der Nacht zum Palmsonntag 1212 ihr wohlhabendes, adliges Elternhaus und legte in einer kleinen Kirche das Gelübde eines Lebens nach den evangelischen Räten – Ratschlägen, die Jesus in den Evangelien gab – ab. Franziskus bekleidete sie mit einem ärmlichen Gewand und schnitt ihr die Haare ab. Fortan widmete sich Klara der Nachfolge Christi in radikaler Armut.
Gute 780 Jahre nach Klaras Tod beendet Birgit Halbe auf dem Hügel gegenüber der Basilika Santa Chiara mit einer Gruppe Franziskanerinnen aus Olpe jährlich eine Pilgerreise. Vom Blick auf die Basilika schwärmt Birgit Halbe auch heute noch so, dass man glaubt, Klara habe sich Birgit Halbe ausgesucht, um ihren Geist in die heutige Zeit zu transportieren.
Klaras Mut und Gottvertrauen haben nicht nur viele ihrer Zeitgenossen beeindruckt, sondern sind zeitlos und werden dieser Tage aktueller denn je. So trat sie bei einem Überfall der Sarazenen im Jahre 1240 diesen mit der Monstranz entgegen, was dem Weg des „Gewaltlosen Widerstands“ eines Mahatma Gandhi oder eines Dalai Lama entspricht. „Nur mit der Kraft des Gebetes hat Klara erreicht, dass die Sarazenen ihren Überfall abbrachen“, weiß Birgit Halbe.
Die Themen Armut, Begrenzung und Kontemplation, also die nicht wertende Betrachtung des Lebens, spielten in Klaras Leben ebenfalls eine große Rolle. „Der Überfluss der heutigen Tage schafft Überdruss; wie oft lenken zu viele Sachen und unnötiges Geldausgeben von unseren eigentlichen Werten ab?“, fragt Barbara Sonntag.
Dieser Tage scheint der Lebensweg vieler Frauen vollgerümpelt vom Überfluss der Aufgaben, Bedrängnisse und Dinge. Alltägliche Sorgen summieren sich und nagen, die Bedrängnis ist groß. Scheinbar übermächtige Gegner kannte auch Klara schon. Sie legte sich nicht nur einmal mit dem Klerus an, der sie daran hindern wollte, einen für Frauen völlig neuen Weg in radikaler Armut und ohne materielle Sicherheit zu gehen. Klaras Beispiel ordnet die Prioritäten.
So auch bei den Damen der Katholischen Frauengemeinschaft, derer sechs schließlich die Klara Weg-Gruppe gründeten. „Zunächst hatten wir für 2020 eine Wallfahrt nach Assisi geplant, die wir aufgrund der Corona-Pandemie auf 2021 verschieben mussten. Irgendwann sagten wir uns: Kommt, anstatt nach Assisi zu fahren, holen wir uns Assisi nach Hause“, schmunzeln die beiden Damen. In der schönen Landschaft nördlich von Elspe haben wir, beginnend an unserer Kirche, auf knapp acht Kilometern vier Stelen aus heimischem Lärchenholz in den Weg gestellt, die mit Texten, Betrachtungen und Symbolen zu Meditation, Besinnung und zur Entwicklung der eigenen Spiritualität einladen. Wir haben die Vitus-Kapelle sowie ein Wegekreuz miteinbezogen und den Weg mit dem berühmten Kreuz von San Damiano markiert und großen Wert auf eine Aussicht auf die Elsper St. Jakobus d.Ä.-Kirche gelegt“, erläutert Birgit Halbe. Kleine Gegenstände, die in die Holzstelen ergänzende Steinskulpturen eingelassen sind, machen das Leben und Wirken Klaras anschaulich und fassbar und dienen als Brücke in die Seele der Wandernden. „Das Geld kam vom Erzbistum sowie vom Land NRW, außerdem haben wir eine Reihe wohlwollender örtlicher Sponsoren gewinnen können. Die Strahlkraft der Idee hat Vieles möglich gemacht.“
Die Sache wird rund: Im Mittelalter geht eine junge Frau unbeirrt ihren Weg mit Gott, in Solidarität mit den Menschen und in der Nachfolge Jesu Christi. Später wird sich ein Orden auf das Leben und Werk dieser Frau berufen, und noch viel später widmet ein Weg in der Landschaft des Sauerlandes sich dem Weg dieser starken Frau. Beispielhaft kann dieser sein für den Lebensweg einer jeden Frau, die sich darauf einlässt. Der Klara von Assisi Weg ist Weg und Ziel zugleich.
„Der Klara von Assisi Weg soll für Frauen und Interessierte eine Ermutigung, Stärkung und Inspiration für den persönlichen Lebens- und Glaubensweg sein. Dabei wird der Blick geschärft für das Notwendige und einen einfachen Lebensstil“, fasst Barbara Sonntag es in ihre eigenen Worte.
Da sitzen wir und strahlen. „Schreiben Sie bitte, dass der Weg lebt“, appellieren die zwei Frauen, „dass wir den Weg nutzen und mit Leben füllen. Das Material selbst ist auf zehn Jahre ausgelegt. Wenn die Lage es zulässt, ist beispielsweise im August kommenden Jahres ein „Klarafest“ geplant sowie thematisch geführte Wanderungen. Wenn das gut läuft, kann das durchaus zum jährlichen Ereignis werden.“
Die Heilige Klara von Assisi hat ihren Platz im Sauerland gefunden.
Mehr zum Klara von Assisi Weg: www.kfd-elspe.de