Drama auf der Marsberger Eresburg

Quelle: Johannes Gehrts, Public domain, via Wikimedia Commons

Arminius und die Fürstentochter Thusnelda 

Kein Geringerer als Cheruskerfürst Arminius war es, dessen Herz für eine Marsbergerin schlug. Thusnelda hieß die Schöne. Ihr Vater, der Cheruskerfürst Segestes, lebte – so ist es zumindest in vielen Erzählungen zu lesen – auf der Eresburg bei Marsberg. 

Schon im Jahre 58 v. Chr. waren die Römer unter dem Kommando Julius Cäsars bis an der Rhein vorgedrungen. Arminius, dessen germanischer Name nicht mehr bekannt ist, wurde um 17 v. Chr. geboren. Er war der Sohn des Cheruskerfürsten Segimer. Wenige Jahre nach seiner Geburt hatte der damalige Kaiser Tiberius auch das Land der Cherusker erobert, das sich von der oberen Weser im heutigen Ostwestfalen bis zur Elbe in Niedersachsen erstreckte.  

Arminius und sein Bruder Flavus wurden als Geiseln nach Rom verschleppt. Da sie als Führer germanischer Stämme eine höhere Stellung besaßen, hatte sie bei den Römern, in dessen Heer sie dienten, einige Privilegien. Von Arminius ist bekannt, dass er mit dem römischen Militärwesen vertraut war und das römische Bürgerrecht erworben hatte. In dieser Zeit gewann bzw. erschlich er sich das Vertrauen des Statthalters Varus.  

Um das Jahr 7/8 n. Christus kehrte Arminius in das Stammesgebiet der Cherusker zurück. Hier war es innerhalb der Cherusker-Stämme zu Spannungen gekommen. Der Marsberger Fürst Segeste war nicht dazu bereit, seine Tochter Arminius zur Frau zu geben. Also entführte dieser seine Jugendliebe Thusnelda, brachte sie auf seine Burg und verlebte eine glückliche Zeit mit ihr.  

Als der römische Statthalter Varus im Jahre 9 n. Chr. mit seinen Truppen bis an die Weser vorrückte, sah Arminius die Zeit für einen Aufstand gekommen. Segestes, der weiter mit den Römern sympathisierte, hatte den römischen Statthalter eindringlich vor Arminius gewarnt und dass dieser ihn in den Hinterhalt locken wolle. Doch der Varus vertraute ihm unerschütterlich und sah ihn weiter als seinen Verbündeten an. 

Ein Fehler, wie sich schon bald für ihn herausstellen sollte. Bestens vertraut mit allen römischen Militärstrategien, gelang es Arminius, die Römer in die Falle zu locken. Es kam zur berühmten Varusschlacht, aus der die Cherusker als Sieger hervorgingen. Germanien war von den Römern befreit. 

Die vorherigen Spannungen und zusätzlich die Entführung Thusneldas hatte die Situation zwischen den Cherusker-Stämmen verschärft, es kam zu gewaltsamen Auseinandersetzungen. Segestes gelang es, Arminius in seine Gewalt zu bringen und ihn einige Zeit gefangen zu halten. Seine schwangere Tochter, die ihren Mann aufrichtig liebte, wollte jedoch nicht in ihr Elternhaus bzw. die elterliche Festung zurückkehren. Deshalb ließ Segestes sie im Jahre 14 n. Chr. entführen. 

Arminius belagerte daraufhin die Eresburg – nicht zuletzt ging es dabei auch um seine Ehre.  Allerdings hatte er keinen Erfolg. Segestes war es gelungen, römische Truppen zur Hilfe kommen zu lassen, die sodann den Belagerungsring sprengten. Damit war er seinen Schwiegersohn wider Willen zunächst los. Seine Tochter lieferte er skrupellos an die Römer aus, die sie nach Ravenna brachten. Dort in Gefangenschaft gebar sie Arminius Sohn Thumelius. Drei Jahre nach ihrer Entführung starb Thusnelda. Ob an gebrochenem Herzen, gebrochenem Genick und vielleicht durch Enthauptung lässt sich nicht mehr feststellen.  

Arminius, ihr Geliebter, unter dessen Führung die größte germanische Schlacht geschlagen wurde, war es nicht mehr gelungen, seine Frau und Geliebte zurückzuerobern. Er starb, vergiftet durch einen Verwandten, im Jahre 21 n. Chr., also vor genau 2.000 Jahren. 

“Die Hermannsschlacht” – das Werk von Heinrich von Kleist war seit dem 20. Jahrhundert Pflichtlektüre für unzählige Schüler. Einige Schüler waren von dem Drama genervt und machten die weibliche Hauptfigur des Stückes zum Synonym für nervige Ehefrauen. Später wurde das Schimpfwort Tussi daraus abgeleitet.