Dorlar feiert Jubiläum

Quelle: WOLL Magazin

Ein kleiner historischer Einblick • 750 Jahre 1273 – 2023

Dorlar ist einer der 85 Ortsteile von Schmallenberg, idyllisch an den Hängen von Hardt (450 m), Eschenberg (482 m) und Ehsenberg (492 m) gelegen und von der Leiße, einem knapp 14 km langen Zufluss zur Wenne, durchflossen. Knapp 1000 Menschen wohnen in Dorlar – und die haben 2023 richtig viel zu feiern, das 750-jährige Dorfjubiläum! Erste urkundliche Erwähnung Bereits um 1150 existierte eine (Jagd-) Kapelle an diesem Ort, die zu einem größeren Königshof gehört haben soll. 1273 dann wurde Dorlar erstmalig in einer Schenkungs- Urkunde des Klosters Grafschaft (gegründet 1072) erwähnt. Zeuge dieser urkundlichen Schenkung an Conrad de Niederendorp (Conrad von Nierentrop) war ein gewisser Borchardus de Durelare (Borchardus von Dorlar), wobei der Ursprung des Namens „Dorlar“ im Dunkeln liegt und wahlweise auf „lichter Wald“, „Herzogslager“ oder „Wasserflur“ zurückgeführt wird. Das 750-Jahr-Jubiläum bezieht sich auf diese erste urkundliche Erwähnung des Dorfes.

Wachsende Bedeutung und Größe

Es ist nicht bekannt, wie viele Menschen damals in Dorlar wohnten, aber 1350 lebten wohl ca. 30 Personen im Ort, und schon zu dieser Zeit wurde die Kapelle erstmals vergrößert und dem Heiligen Hubertus geweiht. Bis 1468 verdoppelte sich die Einwohnerzahl des Dorfes, die kleine Kirche wurde erneut erweitert und entwickelte sich zu einer Wallfahrtskirche, in der die ‚Schmerzhafte Gottesmutter‘ (Pietà) verehrt wurde. 1587 wurde der Sitz der Pfarrei von Kirchilpe, ca. 3 km nordöstlich gelegen, nach Dorlar verlegt. Grund dafür waren die günstige Lage sowie die gewachsene Bedeutung und Größe des Ortes und der Kirche, letzteres auch durch die Wallfahrten und der gelebten Hubertus-Verehrung in und um Dorlar, die sich seit Mitte des 15. Jahrhunderts entwickelt hatte und die sich sogar  bis nach Rom verbreitete und Dorlar zu einem hohen Bekanntheitsgrad verholfen hatte. So wurde die Wallfahrtskirche zur St. Hubertus-Pfarrkirche erhoben. 1598 gab es den ersten Schulunterricht in Dorlar, aber erst 1785 baute man einen Getreidespeicher zur Schule um. Nach 1598 wuchs die Einwohnerzahl des Ortes weiter, 1863 lag sie bereits bei 317. Das führte im Laufe der folgenden Jahrzehnte und Jahrhunderte zu zahlreichen Kirchen-Erweiterungen, so z.B. 1645, als ein 20 m hoher Kirchturm errichtet wurde oder 1765, 1793 und 1812. Zuletzt wurde die St. Hubertus- Kirche Anfang des 20. Jahrhunderts komplett im neu-romanischen Stil umgebaut und vergrößert. Parallel zur Entwicklung der katholischen Gemeinde wuchs seit 1835 auch die Anzahl der evangelischen Einwohner Dorlars. Als nach dem zweiten Weltkrieg viele evangelische Familien mit Kindern nach Dorlar zogen, wurde die Evangelische Kirchengemeinde Dorlar gegründet (seit 2018 Evangelische Kirchengemeinde Dorlar-Eslohe), die 1951 ihr eigenes Gotteshaus einweihen konnte – privat gebaut und bis heute die einzige Privat-Kirche in Westfalen. 1954, als die neuen Gebäude der Katholischen Volksschule Dorlar eingeweiht wurden, besuchten 120 evangelische und 109 katholische Kinder die Schule, getrennt nach Konfession.

Bauliche und strukturelle Neuerungen

Im 19. und frühen 20. Jahrhundert prägten viele Bauaktivitäten und Ereignisse das Bild und das Leben von Dorlar. Diese wirken in ihrer Bedeutung zum Teil bis in die heutige Zeit. So wurde 1839 als Vorläuferin der heutigen B511 die Landstraße von Bremke nach Bad Fredeburg fertiggestellt, welche durch die Ortsmitte von Dorlar verlief, so dass das Dorf verkehrstechnisch besser angebunden war. 1884 wurde auf einem Bauernhof eine erste Postagentur eingerichtet, mit einem Fernsprecher, dem damals einzigen Telefon im Ort, und 1898 siedelte sich an der Hauptstraße in Dorlar ein Standort der „Spar- und Darlehnskasse Schmallenberg“ an, welcher bis 2020 als „Volksbank“ im Ort ansässig blieb. Schließlich wurde Dorlar 1911 an das Eisenbahnnetz im Sauerland angeschlossen, indem die Bahnlinie Fredeburg – Wenholthausen an Dorlar vorbeiführte und Dorlar am Ortsausgang Richtung Frielinghausen einen eigenen Personen- und Güterbahnhof erhielt. Bis zur endgültigen Stilllegung des Güterverkehrs 1994 – der Personenverkehr war aufgrund der zunehmenden privaten Motorisierung bereits 1964 eingestellt worden – diente die Bahnstrecke insbesondere dem einfachen Transport von Holz sowie großen Mengen an Getreide, Kartoffeln und anderen landwirtschaftlichen Erzeugnissen aus dem fruchtbaren Hawerland hauptsächlich ins Ruhrgebiet. 2005/06 wurde die Eisenbahnlinie abgerissen und zu einem Teil des Sauerlandradrings umgebaut – eine touristische Attraktivität für die Urlaubsregion Schmallenberg. Bildung bleibt bis heute ein wichtiges Charakteristikum des Dorfes, wie der Städtische Kindergarten und die Martinsschule HSK (mit Hallenbad) beweisen, auch wenn die „Gemeinschafts-Grundschule Dorlar“ als Teilstandort der „KGS Berghausen“ 2022 wegen sinkender Schülerzahlen geschlossen werden musste. Neben den baulichen und strukturellen Aktivitäten wurden im 19. und 20. Jahrhundert viele gemeinschaftsfördernde Projekte und Gruppierungen gegründet, die das Dorfleben bis heute prägen, so zum Beispiel im Jahre 1843 die „St. Hubertus Schützenbrüderschaft Dorlar“ (die 1911 ihre erste eigene Schützenhalle fertigstellte), 1879 der „Männergesangsverein MGV 1879 Dorlar“, 1903 ein Musikverein (der allerdings 1972 wieder aufgelöst wurde), 1922 die „Freiwillige Feuerwehr Dorlar“, 1932 der „SV Dorlar“ (heute „SV Dorlar-Sellinghausen“), schließlich 1990 der „Frauenchor Dorlar 1990“ sowie der „Verein Ortsgestaltung Dorlar“. All diese Gruppen und Vereine prägen bis heute das Leben von und in Dorlar, sowohl im Alltag als auch zu den Festtagen – und natürlich auch im Jubiläumsjahr 2023.

Dorlar heute – ein „Wohlfühl-Ort“

Heute ist Dorlar ein gepflegtes, lebendiges Dorf, das weiter wächst und größere Neubauprojekte hat. Aufgrund seiner Infrastruktur, seiner zahlreichen Aktivitäten und der verkehrsgünstigen und doch wunderschönen Lage inmitten der hügeligen Wiesen und Wälder des Sauerlandes ist es definitiv ein „Wohlfühl-Ort“, gleichermaßen attraktiv für Einheimische wie für Touristen, die aus zahlreichen Urlaubsquartieren auswählen können: Gasthöfe, Pensionen, Ferienwohnungen und Angebote auf Bauernhöfen. Touristisch gesehen ist Dorlar ein sehr guter Ausgangspunkt für Aktivitäten im gesamten Hochsauerlandkreis, aber besonders auch die direkte Umgebung von Dorlar bietet eine abwechslungsreiche Naturlandschaft, inklusive des Landschaftsschutzgebiet Ortsrandlage Dorlar, das zum Wandern auf zahlreichen gut ausgeschilderten Wanderwegen, zum Radfahren, im Winter zum Skifahren oder einfach zum Verweilen einlädt. Ein Highlight ist dabei sicherlich der Walderlebnispfad Dorlar, der auf ca. 2.5 km alle Sinne fordert. Neun Erlebnisstationen vermitteln dabei die Vielfalt der Natur. Wie in vielen andere Dörfern auch hat sich aber auch in Dorlar in letzter Zeit durch die Schließung der Grundschule, von Banken, Friseur, Metzgerei, Restaurant und Lebensmittelgeschäft/ Bäckerei einiges verändert. Aber Neues ist in Planung – die Eröffnung einer Bäckereifiliale beispielsweise – oder wird bereits umgesetzt, um den Ort attraktiv zu halten. Die Dorlarer setzen sich ein für ihr Dorf und haben zum Beispiel gerade erfolgreich für den Erhalt des zum Martinswerk gehörigen Hallenbades gekämpft, das vielen Kindern und Jugendlichen der Region ein Lehrschwimmbad ist. Es ist sicherlich eine Herausforderung für die Zukunft des Ortes, den Wandel konstruktiv und positiv zu gestalten, aber die Voraussetzungen dafür, dass dieses weiterhin erfolgreich gelingt, sind gut. Dass Dorlar eine aktive und lebendige Dorfgemeinschaft hat, zeigt sich eindrucksvoll im Jubiläumsjahr, wenn das Dorf – nach eigener Aussage eine Hochburg der Feierkultur – richtig durchstartet, getreu dem Motto: Dorlar feiert Feste! Seit Januar dieses Jahres jagt ein Event das nächste, Feiern, Partys, Aktivitäten. Hier ein kleiner Teil der beeindruckenden Anzahl an Aktivitäten Dorlars in 2023: 14. Januar „Winterglühen“, 28. Januar „Let’s get LAUT!“ Party, 18. Februar „Historischer Karneval“, 1. Mai Jubiläumsauftakt zum 750-jährigen Jubiläum, 20./21. Mai Sportfest, 1.-3. Juli Schützenfest, 3. September Seniorennachmittag, 14. Oktober „Oktoberfest der Dorlarer Wirte“, 4. November „Hubertusmarkt“ und Jahresabschluss des 750-jährigen Dorfjubiläums, 16. Dezember „Adventskonzert des Frauenchores“ – und vieles mehr.

In diesem Sinne folgt einer bewegten Geschichte Dorlars eine lebendige Gegenwart und sicherlich auch spannende Zukunft – herzlichen Glückwunsch und auf die nächsten 750 Jahre!