Dorfkapelle St. Agatha in Werntrop

Heiliger Ort an der Heidenstraße

Nachweislich stellte Kaiser Otto III. im Jahre 1000 auf seiner Reise vom Osten kommend nach Aachen in den Sauerländer Orten Oedingen und Elspe eine Urkunde aus. Zuvor wird der Kaiser auf seiner Reise über die Heidenstraße auch an Werntrop vorbeigekommen sein.

Ob dort schon eine kleine Kapelle im Umkreis der nahegelegenen Urpfarrei Wormbach gestanden hat, ist nicht belegt. Sehr wohl aber, dass auf dem uralten „Kalten Hof“ zu Werntrop schon weit vor dem Jahre 1600 eine Kapelle zu Ehren der Hl. Agatha stand. Diese Kapelle wird 1610 erstmalig urkundlich erwähnt. Infolge hohen Alters oder durch Kriegseinwirkungen wurde vor dem Ende des Dreißigjährigen Krieges, der auch in den Tälern des heutigen Schmallenberger Sauerlandes wütete, eine neue, schlichte Kapelle erbaut. Die Weihe des Altares zu Ehren der Heiligen Jungfrau Agatha, der Patronin gegen Feuersgefahr, erfolgte am 13. November 1645.

Platz für eine Kutsche

Diese Kapelle stand auf dem Grund und Boden der Familie Gnacke und blieb bis in die heutige Zeit hinein Eigentum der Besitzer des Gnacken-Hofes. Das Eigentumsrecht hielt die Familie unter anderem auch damit aufrecht, dass ein Raum an der Kapelle als Unterstellraum für die Kutsche genutzt wurde. Älteren Bewohnern des Dorfes ist dieser Raum als Gnacken Remise bekannt. Heute gehört dieser Raum zur Kapelle. An dem Mauerwerk des kleinen Gotteshauses sind die verschiedenen baulichen Veränderungen, die im Lauf der Zeit erfolgten, gut zu erkennen. Seit 1915 ist die Kapelle im Eigentum des Dorfes Werntrop beziehungsweise der kirchlichen Gemeinde Bracht. 1985 wurde die Werntroper Kapelle in die Denkmalliste der Stadt Schmallenberg eingetragen, 1992 ebenfalls das Altarretabel, der Altaraufsatz und das Kruzifix. Eine umfassende Renovierung fand in den Jahren 1988/1989 unter erheblicher Mithilfe des Generalvikariats Paderborn und der ganzen Dorfgemeinschaft Werntrop statt. Für die Wiedereindeckung mit Naturschiefer gab es Zuschüsse der Stadt Schmallenberg und vom Land NRW.

Bedeutendes Kulturdenkmal

In der wechselvollen Geschichte der kleinen Dorfkapelle haben sich über die Jahrhunderte einige wertvolle Kunstwerke angesammelt. In den Jahren 1991/1992 restaurierte die Fachfirma Hans-Werner Rademacher aus Olpe das Altarretabel, das alte Wandkreuz (aus der Zeit um 1300), die gotische Pietà (aus der Zeit um 1480) und eine kleine Barockfigur, Maria Königin. Die Werntroper sind stolz auf ihre St. Agatha-Kapelle und freuen sich, wenn das historische Bauwerk auch von interessierten Besucherinnen und Besuchern aus der näheren und weiteren Umgebung besucht wird.

70 Jahre Platz für das Allerheiligste

Von 1944 bis 2014 war in der St. Agatha-Kapelle das Allerheiligste aufbewahrt. Alle vier Jahre, wenn der Bischof aus Paderborn auf Firmreise war, führte dieser wegen der Aufbewahrung des Sanctissimums eine ordentliche Visitation der Kapelle durch. Zu diesem hohen Besuch war Werntrop immer festlich mit Fahnen und Fähnchen geschmückt. Kinder überreichten Blumen und zum Abschluss beteten alle mit dem Bischof ein Segensgebet für die Kapelle und das Dorf.

Im Kriegsjahr 1945 kam das Grauen des Krieges mit voller Wucht über das Sauerland. Die Pfarrkirche in Bracht wurde am 8. April, am Weißen Sonntag 1945, durch Granaten und das anschließende Feuer völlig zerstört, während die Kapelle in Werntrop von Fliegergranaten verschont und vollständig erhalten blieb. So mussten dann für lange Zeit zwei Heilige Messen für die Pfarrgemeinde Bracht in St. Agatha gelesen werden. Die Glocke im Dachreiter der Kapelle wurde bis 2003 mit der Hand geläutet. Diese Aufgabe führte lange Zeit die Familie Gnacke (Neuhäuser) aus. 2003 wurde eine elektrische Läutanlage angeschafft. Die Pflege der Kapelle obliegt allen Familien des Dorfes. Das Patronatsfest der Hl. Agatha am 5. Februar feiert der Ort wie ein Fest, früher noch viel mehr als heute. An diesem Tag laden die Familien Verwandte und Freunde ein, um an der Messfeier zu Ehren der Hl. Agatha teilzunehmen.

Erwähnenswert ist noch der Korpus des Gekreuzigten, der 1991 von dem Bildhauer Alois Hoppe aus Sögtrop für das Holzkreuz zwischen den zwei alten Linden geschnitzt wurde.