Dorfidyll rund um den Glockenturm

Ortsporträt Ruhne 

Auf dem Kamm des Haarstrangs liegt Ruhe, einer der insgesamt 14 Ortsteile von Ense. Das rund 300 Einwohner zählende Dorf, das Mitte des 12. Jahrhunderts erstmals als Rune erwähnt wird, zählt heute rund 300 Einwohner. Frei übersetzt bedeutet der Name so viel wie „Siedlung an einem Bergeinschnitt“, was die Lage am Haarstrang beschreibt. 

Glockenturm bildet den Mittelpunkt des Dorfes 

Den Mittelpunkt von Ruhne bildet der stilisierte Glockenturm, der zugleich das Wahrzeichen des Dorfes ist. Die Glocke in der Ortsmitte hat eine lange Tradition. Nachdem die Haarkapelle am Südhang der Haar im Siebenjährigen Krieg (1756 – 1763) zerstört wurde, kam ihre Glocke höchstwahrscheinlich nach Ruhne. 1874 kauften die Dorfbewohner eine neue Glocke, die in einem zehn Meter hohen Holzturm hing. 1917 wurde sie eingezogen, um für Rüstungszwecke eingeschmolzen zu werden. 1920 wurde Ersatz beschafft. 

Der heutige Glockenturm wurde 1964 errichtet und wirkt mit seinen beiden Bögen aus hellem Stein noch immer modern und elegant. Die hochwertige Bronzeglocke hat einen Durchmesser von 42,5 Zentimetern und wiegt 45 Kilogramm. Früher erklang sie immer, wenn ein Bewohner des Dorfes gestorben ist: drei Glockenschläge bei einem Mann, zwei Glockenschläge bei einer Frau und ein Glockenschlag bei einem Kind. Zudem diente sie als Feueralarm. Heute wird die Glocke maschinell geläutet und ertönt jeweils um 7:00, 12:00 und 19:00 Uhr zur Erinnerung an das Angelusgebet. Ein Gedenkstein am Fuße des Glockenturms erinnert an die in den beiden Weltkriegen gefallenen Ruhner. 

Gefeiert wird in der Kurfürstenhalle 

Das erste Dorffest von Ruhne wurde Anfang der 1980er-Jahre rund um den Turm gefeiert. Heute bildet die Kurfürstenhalle den Mittelpunkt der Dorfgemeinschaft. Der kleine, gemütliche Holzbau steht Vereinen für ihre Treffen und Privatpersonen für Familienfeste zur Verfügung. Die Ruhner Dorfgemeinschaft organisierte das ganze Jahr über verschiedene Veranstaltungen und Ausflüge sowie das alljährliche Dorffest. 

Enge Beziehungen pflegen die Ruhner zu Bremen. Nicht nur, weil es in dem bäuerlich geprägten Dorf keine Einkaufsmöglichkeiten gibt. Vor allem die Vereinskultur teilt man sich. So bilden Bremen, Ruhne, Gerlingen und Parsit gemeinsam die Schützenbruderschaft St. Lambertus. Der Verein „Unser Bremen Ruhne“ hat sich der Förderung des heimischen Brauchtums sowie der Heimat- und Denkmalpflege in all seinen vielschichtigen Facetten verschrieben. 

Umgehungsstraße bedroht das Dorfidyll 

Hauptverkehrsader von Ruhne ist die Kurfürstenstraße, die südlich des langgezogenen Dorfes verläuft und einmal quer hindurchführt. Als Verbindung zwischen Werl und Bremen ist sie durchaus stark befahren, auch nachdem die Wohngebiete unterhalb von Ruhne durch den Kreisverkehr einen eigenen Anschluss an die Bundesstraße 516 erhielten. 

Widerstand regt sich in Ruhne seit einigen Jahren gegen die geplante Umgehungsstraße, die nördlich des Dorfes verlaufen und den Ortskern von Bremen entlasten soll. Die gegründete Bürgerinitiative befürchtet, dass die Ortsumgehung das Dorf zerschneidet und massive landschaftliche Einschnitte mit sich bringt. 

Mucher Kreuz und Scheinflughafen 

Folgt man der Kurfürstenstraße nach Westen und überquert die Bundesstraße Richtung Waltringen, gelangt man zum Mucher Kreuz auf der Haar. Es wurde bereits vor langer Zeit von Pilgern aus Much im Rhein-Sieg-Kreis errichtet, die alljährlich zu Fuß zur Werler Wallfahrtsbasilika pilgern. Genau von hier können sie mit den Türmen der Kirche erstmals ihr Ziel erspähen. Das 2012 erneuerte Holzkreuz trägt die Leidenswerkzeuge Jesu und ist in eine kleine Anlage mit einem großen Findling, Pflanzen und einer Bank eingebunden. 

Nur einen Steinwurf entfernt befand sich im Zweiten Weltkrieg der Scheinflughafen Ruhne-Waltringen, der vom sieben Kilometer entfernten Militärflughafen in Werl ablenken sollte. Zehn Hallen wurden dafür extra errichtet. Sechs Soldaten simulierten unter anderem mit Flugzeugattrappen und Schweißarbeiten einen normalen Flughafenbetrieb. Erfolgreich, denn am 13. Juni 1941 warfen 15 britische Bomber über 1.200 Brand- und Sprengbomben auf den Scheinflughafen ab. Ein Bauernhof in Ruhne brannte nieder, Bewohner kamen jedoch nicht ums Leben.