Die Ziegelwiese im Wandel der Zeit

Quelle: Anne-Karen Humpert

Kindheitserlebnisse einer Ramsbecker Zeitzeugin

Heute ist die Ziegelwiese ein Gewerbegebiet mit wenigen Wohnhäusern. Vor siebzig Jahren sah es hier noch völlig anders aus. Die Ramsbeckerin Margreth Weigel erinnert sich noch gut an ihre Kindheit auf der Ziegelwiese.

Namensgeberin der Ziegelwiese war die alte Ziegelbrennerei, die bis Mitte des 20. Jahrhunderts gemeinsam mit einem Kieswerk auf dem Gelände des heutigen Gewerbegebietes stand. Dr. Eveling, der ein Nachschlagewerk der Bauten und Gebäude der Stolberger Zink AG erstellte, berichtete 1950 von einem Pochwerk*, das seit 1713 an diesem Platz stand. Pochwerke wurden benutzt, um z. B. Steine für das Brennen vorzubereiten.

Die Stolberger, also die Betreiberin der Ramsbecker Bergwerke, ließ 1850 im unmittelbaren Umfeld der Ziegelbrennerei, Arbeiterhäuser für rund ein Dutzend Familien errichten. In einem davon wohnte Margreth Weigel mit ihren Eltern und Geschwister.

Kinder der Ziegelwiese

Zeitzeugin Margreth Weigel erinnert sich im Gespräch mit Ortsheimatpflegerin Anne-Karen Humpert gut an die Zeit ihrer Kindheit auf der Ziegelwiese. „Mehrere Familien bewohnten jeweils ein langes einstöckiges Haus, natürlich nur mit einer speziellen Wohnberechtigung des Bergwerks.“ Ein Privileg, dass nicht jedem zustand. Ausdrücklich berichtet Frau Weigel von einer schönen und unbeschwerten Kindheit, die sie dort verbringen konnte: „Jede Familie hatte große Obstgärten mit Obstbäumen und außerhalb gelegene Felder („Auf dem Bähnchen“ in Richtung Heringhausen), auf denen z. B. Roggen und Gerste angebaut wurden“. Darüber hinaus verfügte ihre Familie über zwei Schweine und zwei Ziegen zur Eigenversorgung. Inmitten der Siedlung stand ein altes Backhaus. So wie es damals üblich war, wurden auch die Kinder bei der Bewirtschaftung entsprechend eingespannt. Dennoch gab es, so Margreth Weigel, für sie und die fast zwanzig anderen Kinder der Ziegelwiese „viel Gelegenheit, wirklich Kind zu sein“. Zu jener Zeit feierten die einzelnen Dorfbereiche ihre eigenen Feste. So auch die Ziegelwiesenkinder mit ihren Kinderschützenfesten und dem Kinderkarneval. „Es war einfach immer etwas los.“

Aufgabe der „alten Ziegelwiese“

1967 wurden die Häuser auf der „alten Ziegelwiese“ aufgrund eines großen Renovierungsstaus abgerissen. Was noch einige Zeit erhalten blieb, so erinnert sich der Autor, waren die inzwischen verwilderten Gärten, in denen sich die Nachbarkinder an leckeren Früchten bedienen konnten.

Werksangehöriger der Stolberger konnten 1969 in die Neubauten im Eickhagen bzw. der Birkenstraße ziehen. Die zwei Jahre dazwischen bewohnten sie das „rote Haus“, das auch nicht mehr steht.

In der Verhüttungsanlage an Ortsausgang in Richtung Bödefeld, die bis 1907 in Betrieb war, fand man im letzten Jahr maßgefertigte, gebogene Ziegel, die von der Ramsbeck Ziegelbrennerei stammen. Mit diesen konnten Rundbogen gemauert werden.