Die Turmfalken werden nicht müde

Vogelnachwuchs im Niedereimer Garten 

Familie Probst aus Niedereimer kümmert sich um den Vogelkinder. Vogelkinder von Turmfalken, die jedes Jahr in ihren Garten geflogen kommen und jedes Jahr erneut für Nachwuchs sorgen. 

Karl-Heinz Probst freut sich auf den Sommer. „Wenn ich dann am Pool in unserem Garten sitze und unseren Turmfalken beim Füttern zusehen kann – das ist einfach nur schön.“ Dabei muss zunächst klargestellt werden: Familie Probst in Niedereimer hält keine Turmfalken. Vielmehr kommen seit drei Jahren regelmäßig zur Brutzeit im Frühjar diese flinken Greifvögel, die also ihre Beute mit ihren messerscharfen Krallen an ihren kräftigen Füßen erlegen, zur Brutzeit im Frühjahr angeflogen und lassen sich hier häuslich nieder. Das machen sie so lange, bis die Kleinsten aus dem Gröbsten raus sind und mit eigenen Flügelschlägen für sich selbst sorgen können. „Irgendwie ist unser Haus ein bevorzugtes Brutgebiet“, sinniert Karl-Heinz Probst. Vielleicht haben die Vögel ihn und seine Familie aber auch ins Herz geschlossen, weil sich diese um den Nachwuchs kümmert. „Vier junge Falken sind bisher aus dem Nest gefallen – alle sind von uns aufgezogen und gesund und munter in die Freiheit entlassen worden. 

Probst, 64, gelernter Drechsler, erinnert sich an das erste Mal im Sommer 2019: „Der junge Falke ist schön zart auf der Treppe aufgeschlagen – ja, er hat Glück gehabt.“ Mit viel Geduld und vor allem unzähligen Mäusen, die in Tierfachgeschäften gekauft und zu Hause mundgerecht zerlegt wurden, begann das Aufpäppeln. Hierbei half Sohn Florian, 36. „Es sind schöne Tiere“, sagt er dazu. Bei allem Spaß daran, diese Raubvögel in ihrer Entwicklung zu fördern und zu beobachten, wissen Vater und Sohn: „Es sind wilde Tiere, und das sollen sie auch bleiben.“  

„Der junge Falke ist schön zart auf die Treppe aufgeschlagen“  

Dementsprechend wird der Bezug zum Menschen auf das Nötigste beschränkt: die Tiere werden nur mit Handschuhen angefasst. In einem selbst gebauten Käfig kommen die Vögel unter. Sie wieder ins Gelege unterm Dach zu bringen, davon hält Probst nichts: „Wenn die Leiter angelegt wird, ist der Erschreck-Effekt sehr groß.“ Um weitere Abstürze zu vermeiden, wird der junge Nachwuchs mit einer Pinzette am Boden gefüttert. „Etwa fünf Wochen haben wir Arbeit damit.“ Die Vogel-Familie ist dabei immer in der Nähe. „Wir sind bisher noch nie gebissen worden beim Füttern.“ Irgendwie scheinen die Tiere zu ahnen, dass alle es nur gut mit ihnen meinen, und lassen die Menschen gewähren. Nachts kommen die Jungvögel in der Gartenhütte unter. „In den Käfig und in die Hütte kommen sie nur wegen der Katzen.“ Denn für diese wären die noch nicht flugfähigen Turmfalken eine leichte Beute.  

„Da kommt eine ganze Menge an Gewölle zusammen“ 

Nach etwa zwei Monaten sind die Kleinen dann kräftig genug, um ausfliegen zu können. Was bleibt, sind schöne Erinnerungen, aber auch viel Arbeit. Denn über der Kellertreppe wird während der Turmfalkenzeit ein Netz aufgespannt, um kleine Vögel, aber auch Dreck, der im Gelege gemacht wird, aufzufangen. „Da kommt eine Menge an Gewölle, das die Vögel nach dem Verdauen aus dem Schnabel herauswürgen, zusammen.“  

Sehr viel Fütterungen kamen in diesem Jahr zusammen, als gleich drei Nestlinge aus luftiger Höhe plötzlich im Netz landeten. Vater und Sohn machten sich sofort an das Aufpäppeln. Florian: „Es gefällt uns einfach, diesen Tieren zu helfen.“  

„Mehr Platz als 60 mal 40 Zentimeter ist dort oben nicht – und doch fühlen sie sich wohl“, Florian Probst 

Er ist immer wieder erstaunt, dass es den Turmfalken auf dem ehemaligen Schwalbennistplatz unterm Dach gefällt. „Das sind maximal 60 Zentimeter an Länge und 40 Zentimeter an Breite – mehr Platz ist dort oben nicht.“  

Gerechnet wird damit, dass auch im nächsten Jahr wieder die Turmfalken bei seiner Familie brüten. Immerhin kommt mehrmals in der Woche ein Falke vorbei.   

Ein sicheres Zuhause für die Turmfalken

Turmfalken sind nach Angaben vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu) etwa 31 bis 37 Zentimeter groß und bis zu 200 Gramm schwer. Weibchen sind etwas größer, sind unauffällig braun gefärbt und haben am braunroten Rücken dunkle Querbänder. Bei den Männchen sind die rostbraune Oberseite mit schwarzen Rautenmustern sowie der graue Kopf und der graue Schwanz mit einer schwarzen Endbinde charakteristisch. Als Nahrung dienen fast ausschließlich Kleinnager wie Wühlmäuse, die im so genannten Rüttelflug erspäht werden. Dabei nutzt er seine Fähigkeit, ultraviolettes Licht wahrzunehmen, um Kot und Urin von Beutetieren zu orten. Turmfalken brüten von April bis Mai in alten Bäumen, in Kirchtürmen Siedlungen und Städten. In jedem Gelege liegen zwischen drei und sechs Eier, aus denen die Jungen nach einer Brutdauer von 27 bis 32 Tagen schlüpfen. Turmfalken sind in Europa die am meisten vorkommende Falkenart und gelten in Deutschland als nicht gefährdete Tierart. Seit 1970 genießt der Turmfalke in NRW eine ganzjährige Schonzeit.