Die Stimme am Morgen

Quelle: Frank Gritschak

Rundfunkjournalistin und Radiomoderatorin Verena Tröster

„Der Morgen – so heißt diese Sendung und die Frau in ihrem Radio heißt Verena Tröster“, sagt eine angenehme und klare Stimme, wie sie nur Moderatorinnen haben. Die 36-Jährige wurde in Meschede geboren und verbrachte anschließend ihre gesamte Kindheit und Jugend in Wormbach. Heute lebt sie bereits seit zehn Jahren in Köln, mittlerweile am Rande der Großstadt. Das Sauerland bleibt jedoch immer ein Teil von ihr.


Wie so viele junge Sauerländerinnen ging Verena direkt nach dem Abitur aus der Heimat fort – nach Frankfurt am Main, um an der Goethe-Universität zu studieren: Kulturanthropologie und Europäische Ethnologie. Nach einem Auslandssemester in Barcelona, setzte Verena noch ein kurzes Privatstudium drauf, diesmal: Buch- und Medienpraxis. „Dabei ging es mir vor allem darum, herauszufinden, was ich mit meinem Studium überhaupt machen kann, wenn ich nicht das typische Klischee des Geisteswissenschaftlers als Taxifahrer bedienen möchte.“ Als ein Ziel ins Auge gefasst worden war, bewarb sie sich deutschlandweit und landete schließlich in Köln beim Domradio. Das Domradio ist der Sender des Erzbistums Köln. „Wir klingen ein wenig wie ein katholisches WDR 2, spielen also ganz coole Musik und haben auch ein ganzheitliches Programm mit verschiedensten Themen – aber den katholischen Hintergrund hört man schon heraus.“ Was für ein großes Glück es war, ein Volontariat beim Domradio zu bekommen, das hat Verena erst viel später begriffen.Auch heute arbeitet sie noch dort und moderiert das Morgenmagazin. Außerdem ist sie als freiberufliche Hörfunkjournalistin unterwegs – hauptsächlich für den WDR und den Deutschlandfunk.

Quelle: Frank Gritschak

Es ist das Radio!

Aber wieso überhaupt das Radio? „Als ich in der Schulzeit begann, mir darüber Gedanken zu machen, welcher Beruf der richtige für mich sein könnte, war ich in einem Dilemma“, erinnert sich Verena. „Ich interessierte mich ein bisschen für alles, aber für nichts so sehr, um es zu meinem Beruf zu machen.“ So kam sie auf den Journalismus, denn hier konnte sie all die Fragen stellen, die sie fragen wollte. Bereits als Schülerin begann sie deswegen für die Westfalenpost in Meschede erste Artikel zu schreiben und war sich schnell sicher: „Ich will zur Zeitung!“ Während der Zeit in Frankfurt finanzierte sie sich ihr Studium allerdings mit einem Job beim Fernsehen, bei 3Sat in Mainz, als Redaktionsassistentin. Schon bald wurde ihr klar: „Es ist nicht die Zeitung, es ist das Fernsehen!“ In ihrem Zusatzstudium schnupperte sie noch einmal in alle Medien hinein, um ganz sicher zu gehen. Als sie schließlich auf dem Weihnachtsmarkt als Übung einen Radio-Aufsager machen sollte, merkte sie jedoch: „Nein! Es ist das Radio!“ Und dabei blieb es dann auch: „Die Stimme einzusetzen und ganz alleine Stimmungen zu erzeugen, kein Kamerateam dabeihaben zu müssen, das liebe ich wirklich sehr. Es ist mein absoluter Traumjob.“

Ganz nah dran

„Beim Radio darf ich neugierig sein und treffe ganz viele verschiedene Menschen, die spannende Geschichten zu erzählen haben: vom NRW-Ministerpräsidenten Armin Laschet bis hin zur Küsterin. Es ist einfach alles dabei, ein Querschnitt der Gesellschaft.“ Besonders reizt Verena aber auch das Live-Gefühl: „Dass ich weiß, dafür gibt es keinen zweiten Versuch, das ist jetzt gesendet und ich kann nichts mehr daran ändern. Da ist natürlich auch Adrenalin im Spiel. Langweilig wird es nie.“Auch die Nähe zum Menschen ist für Verena ein ganz besonderes Privileg, das sie zu schätzen weiß. Als Moderatorin des Morgenmagazins begleitet sie die Zuhörer beim Start in den Tag: „Das Radio ist irgendwo das intimste Medium. Wenn ich Radio höre, dann nehme ich das auch mit unter die Dusche. Da kommt keine Zeitung hin und auch kein Fernseher.“ Wie nah sie als Moderatorin den Menschen ist, wurde ihr besonders deutlich bewusst, als sich eine mittlerweile 86-jährige bettlägerige Frau bei ihr meldete und fragte, ob sie sie einmal persönlich kennenlernen könnte. Sie erzählte Verena, dass das Radio ihr Fenster zur Welt und das einzige sei, was sie noch habe. „Ich war bei ihr und habe gesehen, wie sie ihr kleines Radiogerät beschützt, als wäre es ihr Leben. Zu wissen, dass man eine so große Rolle im Leben anderer Menschen spielt, die man gar nicht kennt, hat mich sehr bewegt.“

Quelle: Frank Gritschak

Sauerländerin im Herzen

„Das Sauerland wird immer meine Heimat sein, aber mein Zuhause ist Köln. Ich glaube, Sauerländerin zu sein, das ist genetisch, das wird man nicht los. Ich habe dort die ersten 19 Jahre meines Lebens verbracht. Das hat mich natürlich geprägt und macht einen großen Teil meiner Persönlichkeit aus.“ Noch immer fährt Verena regelmäßig in die Heimat, um ihre Eltern in Wormbach zu besuchen. Auch viele ihrer Freunde sind noch oder wieder dort: „Wenn ich sehe, wer da Häuser baut, dann freut mich das; einfach zu sehen, dass es dort weitergeht und Menschen zurückkehren.“ Für Verena selbst kommt das nicht in Frage. Sie ist glücklich in Köln – wegen der Arbeit, aber auch wegen der Liebe: „Ich bin mit einem Spanier verheiratet. Er kommt aus Madrid und es wäre doch etwas viel verlangt, ihn dauerhaft ins Sauerland zu bringen“, stellt Verena fest und lacht. „Aber er hat sich sehr schnell anstecken lassen von meiner Liebe zur Landschaft und zu den Menschen dort.“