„Die starken Mädchen des TuS Vosswinkel“

In Arnsberg-Voßwinkel hat sich eine Gruppe von Mädchen zusammengefunden, die sich von der Grundschule her kennen, die sich mögen und zusammen schon einige sportliche Erfolge erzielt haben. Sie laufen, springen und werfen und sind als Leichtathletinnen die „starken Mädchen des TuS Voßwinkel“. In der Klasse U14 landeten sie im Mannschaftswettbewerb bei den Westfalenmeisterschaften in Hüsten auf dem zweiten Platz. Die 4 x 100 Meter-Staffel der U16 belegte bei den Westfalenmeisterschaften in Lage Rang neun.    

Ein Besuch im Voßwinkler Waldstadion: Die Mädchen haben gerade ihre Jacken ausgezogen und die Sporttaschen abgestellt. Sie stehen vor dem noch verschlossenen Trainingsplatz. Ihr Trainer Christian Breitbach, den Ball in der Hand, schließt die Tür auf. „Dürfen wir?“ fragen die 11- bis 14-Jährigen gespannt. Breitbach wirft den Ball über das Tor und die Mädchen stürmen den Platz.  Das ist die pure Freude an der Bewegung, an der Gemeinschaft, am Sport. 

Stark mit einem starken Trainer 

Christian Breitbach hat das Potenzial der Mädchen erkannt. „Die meisten Mädchen sind ab nächstem Jahr in der Gruppe U16, also bis 15 Jahre alt. Danach geht es in Richtung U18, das ist die entscheidende Phase für die weitere sportliche Entwicklung.  Da fängt der Nachwuchs-Leistungssport richtig an.“ Der 50-Jährige ist von Haus aus Diplomsportlehrer und arbeitet als Jugend-Bildungsreferent im SportCentrum Kaiserau. Seit Ende 2018 trainiert er die Voßwinkeler Mädchen – und Jungen, denn die gibt es in der Gruppe auch. Allerdings sind die Mädchen eindeutig in der Überzahl.   

Seit er da ist, hat sich einiges geändert: Vorher war die Leichtathletik-Abteilung des TuS eher eine Breiten- und Freizeitsportabteilung, die gesellschaftlich gerade in der heutigen Zeit an Bedeutung nicht verloren hat. Jedoch wurde von Breitbach ein weiterer Zweig in Richtung Nachwuchs-Leistungssport eröffnet. In der U14 nehmen die Mädchen an Mannschaftswettbewerben teil. In der U16 stehen die ersten Einzeldisziplinen bei Westfalenmeisterschaften auf dem Programm. „Dann fängt es an, richtig interessant zu werden.“ Der gebürtige Voßwinkeler Breitbach ist seit dreißig Jahren in der Leichtathletik unterwegs. Er glaubt an die Mädchen des TuS: „Viele junge Sportler wollen keine Wettkämpfe mehr machen. Das regelmäßige Training, um höhere Ziele zu erreichen, schreckt sie ab und sie ziehen sich zurück. Aber unsere Mädchen wollen Wettkämpfe bestreiten, von sich aus. Das ist eine wichtige Basis.“  

Oben v.l.n.r: Lena Hauschulte, Jana Bürmann, Mia Brüne, Liz Brüggenthies, Christian Breitbach, Ludwig Dünschede | Unten v.l.n.r.: Ina Mönig, Malin Breitbach, Heidi Brinkmann

Eine eingeschworene Gemeinschaft  

Die Gruppe – bis auf ein Mädchen aus Höingen – besteht nur aus Voßwinklern. Sie kennen sich schon seit der Grundschule, machen in ihrer Freizeit vieles gemeinsam. Zuletzt hatte sie die Ferienfreizeit nochmal besonders zusammengeschweißt. Der Zusammenhalt ist das, was sie ausmacht: „Das Schönste ist, zusammen zu lachen, zusammen zu weinen, zusammen zu feiern, zusammen zu trainieren – und zusammen Pizza zu essen“, sind sich alle einig. 

Für die Mädchen und Jungen bedeuten die Gemeinschaft und der Sport viel. Jana Bürmann: „Man kommt aus dem Alltagsstress raus, kann die Schule hinter sich lassen, man kann einfach mal rennen, hier ist es wie eine zweite Familie. Und auch Ina Mönig fühlt sich wohl: „Wenn ich laufe, dann ist das ein Gefühl, bei dem ich alles vergessen kann und dann habe ich keinen Stress mehr. Das ist hier mein zweites Zuhause, das sind hier alle meine Freunde.“   

Die jüngsten Erfolge der TuS-Mädchen sprechen für sich:  

  • Beim Sportfest in Olpe im Juni erreichten sie in der 4 x 100 Meter Staffel (U16) den zweiten Platz. „Zu diesem Zeitpunkt standen wir auf Platz elf der deutschen Bestenliste“, so Breitbach. Die Staffel-Aufstellung:  Heidi Brinkmann, Marie Zachrau, Lena Hauschulte, Mia Brüne. Bei der Westfalenmeisterschaft in Lage platzierte sich die Staffel auf dem neunten Rang. Für Marie Zachrau lief Liz Brüggenthies auf der zweiten Position.   
  • Der Mannschaftswettbewerb der U14. Vorkampf zur Westfalenmeisterschaft in Dortmund im August: „Da haben wir uns auf den 3. Platz vorgeschoben und waren guter Dinge, dass wir es unter die besten Acht in Westfalen schaffen. Wir sind dann auch auf Platz 3 geblieben – bis zum Finale. Und im Finale sind dann die Karten neu gemischt worden, betont Breitbach.    
  • Finale Westfalenmeisterschaft im September im Stadion Große Wiese: „Das war natürlich schon eine besondere Situation, weil wir die großen Vereine wie die LG Olympia Dortmund hinter uns gelassen haben. Die U14 Mädchen wurden Vize-Westfalenmeister hinter dem SuS Stadtlohn. „Dieser Verein hat fast die doppelte Anzahl an Jugendlichen als wir. Auf dem Siegertreppchen sah das schon witzig aus. Die Stadtlohner hatten neun Mädels dabei, wir standen mit nur fünf auf dem Siegerpodest.“ Staffel, Sprint 75 Meter, Weitsprung und Ballwurf, das waren die Disziplinen des Wettbewerbs. „Es durften in diesem Jahr bis zu drei in jeder Disziplin starten, zwei kommen in die Wertung. Dabei muss man dann schon ein bisschen taktisches Geschick an den Tag legen, dass wir eine Chance gegen die Großen haben“, sagt Breitbach. Der zweite Platz war der Höhepunkt der Vereinsgeschichte. „Mit nur 16 Punkten am Westfalentitel vorbei. Das ist nichts. Bei 3.600 Punkten sind 16 Punkte hochgerechnet vielleicht 10 cm im Weitsprung.“  

Liz Brüggenthies (13) gehörte dem Team an. Ob sie wegen des knapp verpassten Titels sauer war? „Ja“, kommt es spontan. „Ich kann eigentlich weiter springen. Mein Rekord liegt bei 4,39 Meter.“ Auch Ina Mönig (12) hat sich im ersten Moment geärgert: „Es hätte mehr möglich sein können. Trotzdem fand ich es sehr schön.“ Jana Bürmann bestätigt das: „Wir haben uns trotzdem gefreut.“ 

Die Gruppenhelferinnen Mia und Lena 

Für die Zukunft der Leichtathletik-Abteilung wird beim TuS rechtzeitig gesorgt. Mia Brüne und Lena Hauschulte, beide 14 Jahre alt, haben im Oktober einen Gruppenhelferlehrgang in Kaiserau absolviert. Sie können jetzt in bestimmten Altersklassen Trainerinnen und Trainer in unterstützen: „Auch wenn es manchmal etwas kompliziert ist, die beiden verstehen das“, sagt Breitbach. „Im Idealfall könnten sie in der Zukunft auch mal eine Gruppe übernehmen.“ Beide Mädchen sind das erste Jahr in der U16 und waren in der erfolgreichen 4 x 100 m Staffel in Lage dabei. Im nächsten Jahr wollen sich die beiden spezialisieren: „Wir haben schon Gebiete, auf die wir uns spezialisieren möchten“, erzählt Mia, „300 Meter als Vorstufe zu 400 Meter.“ Lena: „Bei mir wären es 300 Meter Hürden, als Vorstufe zu den 400 Hürden.“ – „Der Kurzsprint bis 200m und auch andere Disziplinen dürfen natürlich nicht vernachlässigt werden, sonst gibt es keine kontinuierliche Entwicklung“, betont Breitbach. 

Malin Breitbach und Ina Mönig werden bei den nächsten Westfälischen Mannschaftsmeisterschaften in die U16 hochgezogen. Inas Stärke ist der 800 Meter-Lauf. „Darauf will ich mich konzentrieren.“ Liz Brüggenthies mag seit Neuestem auch den Weitsprung: „Ich bin auf einmal darin gut geworden, früher war ich nicht ganz so gut.“ Ihr Vorbild ist Olympiasiegerin Malaika Mihambo, deren Rekord bei 7,30 Meter liegt. Jana Bürmann verrät, dass auch ihre Teamkollegin Heidi Brinkmann, neben Sprint und Staffel, den Weitsprung gern mag. Heidis Rekord liegt bei 4,51 Meter. 

Die Jungs in der Voßwinkeler Leichtathletik-Gruppe sind mit genauso viel Freude dabei. In diesem Jahr haben sie es nicht ganz so weit geschafft. In der Mannschaftsmeisterschaft im Herbst durften leider nur acht Mannschaften teilnehmen. Der neunte Platz im Vorkampf reichte nicht für die Final-Teilnahme. Das soll im nächsten Jahr klappen. Die Mädchen haben es den Jungs vorgemacht.