Die St. Nikolaus-Kapelle in Werpe

Wo die Kirche noch mitten im Dorf steht

Auf den ersten Blick ist sie nicht gleich zu sehen, wenn man durch den beschaulichen Ort Werpe kommt. Doch wenn man etwas genauer hinsieht, erblickt man etwas abseits der Durchgangsstraße auf dem idyllischen Dorfplatz die St. Nikolaus-Kapelle. Werpe wurde im Jahr 1221 unter dem Namen Werdepe erstmals urkundlich erwähnt und auch die Kapelle blickt auf eine lange Geschichte zurück.

Erbaut wurde sie in den Jahren 1610 bis 1620, doch gegen Ende des Dreißigjährigen Krieges wurde sie im Renaissancestil neu errichtet. Knapp zweihundert Jahre später, in den Jahren 1839 bis 1845, wurde sie renoviert und erstrahlte in neuem Glanz. Später, im Jahr 1901, wurde ein neuer Altar errichtet, gefertigt von einem Kunstschreiner namens Schneider aus Eslohe. Durch die Folgen des Ersten Weltkrieges war die alte St. Nikolaus-Kapelle in den 1930er Jahren so renovierungsbedürftig, dass man sie komplett abriss und an selber Stelle neu erbaute.

Die verwendeten Bruchsteine wurden oberhalb von Werpe beschafft und das ganze Dorf half sowohl beim Abbruch der alten wie beim Bau der neuen Kapelle tatkräftig mit. Am 20. November 1930 konnte sie feierlich geweiht werden. Doch auch den Zweiten Weltkrieg überstand sie nicht unbeschadet: Durch Artilleriebeschuss wurde sie wieder stark beschädigt, was eine erneute Renovierung notwendig machte.

Die Kapelle damals und heute

Die Kapelle gehörte damals wie heute zum Ortsbild und Dorfmittelpunkt von Werpe und so war es immer selbstverständlich, dass sich die Dorfgemeinschaft um die Pflege und den Erhalt der Kapelle und des umliegenden Platzes bemühte.

In früheren Jahren wurden die Glocken noch von Hand geläutet, auch darum kümmerten sich die Werper. Erst zwischen 1975 und 1980 wurde elektrischer Strom in die Kapelle verlegt, so wurde das Läuten von Handbetrieb auf elektrischen Antrieb umgestellt. Die Fenster im Chorraum stellen links das Symbol der Kreuzigung dar und auf der rechten Seite ist das Symbol der Geisttaube zu sehen. Ebenso wie die Fenster im Schiff stammen sie aus der Zeit um 1950. Bis vor wenigen Jahren wurden regelmäßig Messen und Andachten gefeiert und die Kapelle war eine Station der jährlich stattfindenden Dreifaltigkeits-Prozession. Heute findet die Prozession alle zwei Jahre statt und die Station wurde zum Bildstock „Weißer Stein“ nahe dem Flugplatz Rennefeld verlegt.

Die Kapelle ist ein ruhiger, besinnlicher Ort zum Innehalten und zum Gebet, aber auch zu anderen Anlässen wird sie noch genutzt. So wird jährlich ein Kreuzweg dort gebetet, es finden Totengebete statt und das jährliche Patronatsfest wird gefeiert. Mit dem Patronatsfest, das natürlich am 6. Dezember, dem Fest des Hl. Nikolaus, gefeiert wird, wechselt reihum der Küsterdienst und so ist jede Familie im Dorf an den anfallenden Aufgaben beteiligt.

Innenansicht der St. Nikolaus-Kapelle in Werpe. (Foto: Klaus-Peter Kappest)

Nachdem vor zehn Jahren eine Außenrenovierung mit Anstrich und neuem Dach anstand, wurde jetzt eine Innenrenovierung abgeschlossen. Dabei wurden der Boden, die Elektrizität, die Heizung sowie Beleuchtung, Sitzauflagen und der Altarbereich erneuert – finanziert wurde alles in Eigenleistung und aus den Einnahmen der Dorffeste, die alle drei Jahre auf dem Kapellenplatz stattfinden.

In diesem Jahr können die Werper auf ein besonderes Dorfjubiläum schauen: 800 Jahre Werpe sollen eigentlich am 21. und 22. August groß gefeiert werden. Doch durch die Corona-Einschränkungen ist eine Jubiläumsfeier noch ungewiss. Die frisch renovierte Kapelle würde als Dorfmittelpunkt einen bestens geeigneten Platz für die Feierlichkeiten bieten.

Auch wenn die Jubiläumsfeier nicht stattfinden kann, so können die Werper dennoch auf ihr 800 Jahre altes Dorf, ihr lebendiges Dorfleben und die aktive Dorfgemeinschaft stolz sein. Mit oder ohne Feier packen alle weiter mit an, denn der kleine Ort und die Kapelle als Dorfmittelpunkt liegen allen nach wie vor am Herzen.