Die Sprache ist der Schlüssel

Selbstbewusst und zufrieden: Aristoteles Sebastião hat mit der Ausbildung zum KFZ-Mechatroniker seinen beruflichen Erfolgsweg geebnet.

Aristoteles Sebastião (20) möchte nach seiner Ausbildung Elektrotechnik studieren

Als Aristoteles Sebastião im Januar 2017 aus Angola nach Deutschland kam, ahnte er wohl selber nicht, was für einen „gigantischen Weg“ er in vier Jahren in seiner neuen Heimat zurücklegen würde. Mit der nötigen Motivation und dem Willen etwas in seinem jungen Leben zu erreichen, hat der 20-Jährige mit einer dualen Ausbildung zum KFZ-Mechatroniker beim Autohaus Kaltenbach in Niedereimerfeld in Arnsberg seinen beruflichen Erfolgsweg eingeschlagen und beeindruckt dabei Ausbilder und Lehrer gleichermaßen.

„Um Erfolg zu haben, muss man Ziele haben“ – mit diesem ehrgeizigen Motto im Gepäck startete Aristoteles vor vier Jahren sein neues Leben in Deutschland. Und aller Anfang ist ja bekanntlich schwer und so hatte auch der ehrgeizige 20-Jährige zuerst mit einem kleinen Rückschlag zu kämpfen: „Ich hatte in Angola bereits das 10. Schuljahr der High School beendet, hier in Deutschland musste ich dann meine schulische Laufbahn in der neunten Klasse starten. Das war schon sehr frustrierend.“ Nach einer kurzen Phase der Frustration folgte dann aber eine Erfolgsgeschichte, die den jungen Moosfelder stolz und zuversichtlich zugleich macht. Nach der Ausbildungsvorbereitung am Berufskolleg am Eichholz in Arnsberg und einem Jahrespraktikum beim Autohaus Kaltenbach, das ihm „sehr gut gefallen“ hatte, startete Aristoteles 2018 seine Ausbildung zum KFZ-Mechatroniker. „Ich musste vorher erst einen Einstellungstest machen. Ich saß davor und dachte nur:,Was muss ich jetzt hier machen?’“, lacht der 20-Jährige, als er sich an diese kleine Schwierigkeit vor dem Start der Ausbildung erinnert.

„In Deutschland steht einem alles offen“

In Angola hätte der sympathische junge Mann vermutlich nach der Schule ein Studium begonnen: „Aber dann hätte die Praxis gefehlt, die mir in Deutschland die duale Ausbildung ermöglicht. In Deutschland steht einem einfach alles offen“, freut sich der Azubi über die Möglichkeiten in seiner Wahlheimat.

Wichtig um Erfolg in der Ausbildung zu haben, ist die Sprache. Da sind sich Aristoteles und sein Lehrer Berthold Hohmann, Schulleiter des Berufskollegs am Berliner Platz, einig: „Die Sprache ist der Schlüssel“, bringen die beiden es auf den Punkt. Aristoteles, dessen Muttersprache portugiesisch ist, hatte mit dem Erlernen der deutschen Sprache keine Probleme: „In Angola habe ich bereits Englisch gelernt. Ich hab dann versucht aus dem Englischen so einiges abzuleiten. Und

ich habe auch Apps zum Sprache lernen verwendet. Zurzeit lerne ich Französisch. Ich habe einfach Spaß an Sprachen“, so das selbsternannte Sprachgenie. Berthold Hohmann, der für Aristoteles nur lobende Worte findet, weiß: „Der Weg zur Prüfung ist nur mit den nötigen Sprachkenntnissen zu schaffen.“ Junge Zuwanderer wie Aristoteles könnten laut Hohmann eine Lösung für den Fachkräftemangel sein: „In vielen Betrieben sind ja bereits junge Zuwanderer eingestellt. Ein Problem ist aber, dass außerhalb von Deutschland das System der dualen Ausbildung nicht bekannt ist. Viele Zuwanderer scheuen daher diesen Weg“, sagt der Schulleiter, der in diesem Punkt noch auf eine Veränderung hofft.

Spaß an der Arbeit: Aristoteles ist froh vor seinem Studium als Azubi praktische Erfahrungen zu sammeln.
Spaß an der Arbeit: Aristoteles ist froh vor seinem Studium als Azubi praktische Erfahrungen zu sammeln.

Freude an komplexen Aufgaben

Aristoteles hatte keine Scheu, sich auf seine Ausbildung einzulassen und so geht er jeden Tag mit der Ambition zur Arbeit, „heute besser zu sein als gestern.“ Was ihm an seiner Ausbildung am besten gefällt, kann der motivierte junge Mann gar nicht so genau sagen. Ihm macht alles Spaß, auch die stressige Zeit des Reifenwechsels: „Das muss eben gemacht werden“, sagt er mit voller Überzeugung. Am meisten entfalten kann sich Aristoteles aber bei Aufgaben, bei denen er richtig nachdenken muss: „Ich mag komplexe Aufgaben, wie etwa Motoren ersetzen oder auch die Fehlersuche bei elektrischen Problemen.“ So ist es auch nicht verwunderlich, dass er nach seiner Ausbildung noch ein Studium der Elektrotechnik dranhängen möchte. Das benötigte Fachabitur absolviert er zurzeit auf dem Abendgymnasium. Dieser Ehrgeiz und „Wille zu Lernen“ beeindruckt auch seinen Chef Thomas Porwol, Geschäftsleiter vom Autohaus Kaltenbach: „Ich muss gestehen, dass ich anfangs eher skeptisch war. Aber wenn man nun sieht, was der Junge für einen gigantischen Weg zurückgelegt hat, dann ist das schon der Wahnsinn. Jetzt möchte ich ihn ehrlich gesagt gerne behalten.“

Wohin genau es Aristoteles Sebastião nach seiner Ausbildung verschlägt, weiß der Azubi noch nicht ganz genau. Klar ist nur: „Am besten in eine Großstadt.“ Mit „seinem brennenden Wunsch sich weiterzuentwickeln“ wird er auf jeden Fall seinen Weg gehen, da sind sich alle einig.