Die spektakulärsten Technologieprojekte im Sauerland

Quelle: Ruhrverband

Kläranlage Altena – Foto: Ruhrverband

Das Sauerland hat nicht nur schöne Landschaften zu bieten, sondern auch zahlreiche Technologieunternehmen zu bieten, die spektakuläre Projekte realisieren. Einige dieser Projekte stellen wir in diesem Beitrag vor.

Neue Hightech-Kläranlage in Altena

Unbemerkt von der Öffentlichkeit entsteht derzeit in Altena eine in Deutschland einzigartige Kläranlage. Das vom Ruhrverband getragene Projekt soll sowohl CO2-Emissionen als auch Kosten einsparen. Bislang wurde das Abwasser mit großem technischem Aufwand gesiegt und gesäubert. In Zukunft soll alles sehr viel umweltfreundlicher und schneller ablaufen.

Sechs Jahre lang haben Ingenieure und Wissenschaftler an der Kläranlage geforscht und gebaut. Herzstück der neuen Anlage ist ein gewaltiger Betonturm. In drei Becken, die eine Größe von je 1.700 Quadratmetern aufweisen, werden künftig hochfeine Partikel aus dem Wasser herausgefiltert. Das zugrundeliegende Verfahren wurde von niederländischen Wissenschaftlern entwickelt.

Die biologischen Reinigungsprozesse, die normalerweise nacheinander ablaufen, werden in den drei Becken gleichzeitig durchgeführt. Dabei kommen kleine Kügelchen zum Einsatz, die den Schmutz binden. In der neuen Anlage setzen sich die Kügelchen bedeutend schneller am Boden ab als es der Klärschlamm bei konventioneller Reinigung. Nach dem Reinigungsvorgang wird das saubere Wasser abgegeben und der herausgefilterte Schmutz abgepumpt. Eine aufwendige Reinigung in großen Faultürmen und gigantischen Klärbecken soll dank der neuen Technologie der Vergangenheit angehören.

In Altena sollen mindestens 30 Prozent Energie eingespart werden. Hinzu kommt nach Angaben der Verantwortlichen eine CO2-Ersparnis von rund 130 Tonnen pro Jahr. Etliche Bestandteile der alten Kläranlage können übernommen werden. Dadurch werden die öffentlichen Kassen erheblich entlastet. Die Gesamtkosten für das Projekt werden auf rund 14,5 Millionen Euro geschätzt. Der Bund steuert aus seinem Innovationsprogramm 1,4 Millionen Euro bei.

AIR: Mit Hightech gegen Staus

Als Technologiestandort hatte das Sauerland schon immer einen guten Ruf. Ein anschauliches Beispiel sind die hiesigen Softwareunternehmen, die mit ihren Tools beispielsweise das kostenlose Zusammenführen von PDFs ermöglichen. Ein weiterer Meilenstein in der Hightech-Geschichte der Region soll das Projekt AIR werden, das die Besucherströme im Winter lenken und lange Staus vermeiden soll.

An wichtigen Punkten in den Orten Winterberg, Willingen und Neuastenberg sollen Kameras eingesetzt werden, die die Besucherströme filmen. Eine künstliche Intelligenz soll anhand der Bilder entscheiden, wie sich der Andrang entwickeln könnte. Auf diese Weise sollen Touristen, die sich noch nicht in ihren Wagen gesetzt haben, über die aktuelle Verkehrslage informiert werden.

Ziel des Projekt AIR ist es, die vielen hunderttausend Besucher so zu verteilen, dass am Ende möglichst wenige Autos im Stau stehen. Über einen internetbasierten Ticketshop sollen die Touristen beim Kauf des Ski-Tickets darüber informiert werden, an welchen Stellen Staus zu erwarten sind und wo es sich entspannt fahren lässt. Das Projekt wird vom Bund mit rund 3 Millionen Euro gefördert.

Die Wintersport-Arena Sauerland ließ verlauten, dass die Anreise in das Skigebiet ein gigantischer Energiefresser sei. Je nach Wohnort mache die Fahrt mit dem Auto zwischen 50 und 70 Prozent der im Skitourismus verbrauchten Energie aus. Das Projekt soll laut offiziellen Angaben gegen Ende des Jahres 2024 starten. Bis dahin müssen Ski-Begeisterte mit Stau-Apps vorliebnehmen oder mit dem Zug anreisen. Von Dortmund aus dauert die Bahnfahrt  weniger als zwei Stunden. 

Die Lichtwoche geht in eine neue Runde

Die Lichtwoche hat sich längst zu einer Pflichtveranstaltung für Unternehmen entwickelt, die sich auf die Herstellung und den Import von Lampen spezialisiert haben. Vom 5. Bis 10. März öffnete die  beliebte Veranstaltung zum elften Mal ihre Pforten. Die Veranstalter erwarteten mehr als 40 Aussteller.

Nach dem Tief, das die Corona-Krise mit sich brachte, sind die Anmeldezahlen wieder in die Höhe gegangen. Besucher aus dem In- und Ausland nutzen die Lichtwoche, um Kontakte zu knüpfen und sich über neue Entwicklungen auf dem Gebiet der Beleuchtungstechnik zu informieren. Die Veranstalter rechneten mit mehr als 5.000 Besuchern aus über 1.000 Unternehmen. Darunter sind sowohl Fachhändler als auch Groß- und Einzelhändler.

Seit den Anfängen der Lichtwoche ist die Veranstaltung nicht darauf ausgerichtet, den öffentlichen Raum in ein Festival-Gelände zu verwandeln. Vielmehr soll eine nachhaltige Begeisterung für Licht, Interaktion, Technologie und Kommunikation erzeugt werden. In den vergangenen Jahren ist den Veranstaltern dies hervorragend gelungen.

Smartes Überwachungstool stellt Trinkwasserversorgung sicher

Die Versorgung mit qualitativ hochwertigem Trinkwasser ist in allen Ländern der Welt eine Herausforderung – auch heute noch. Die Aufbereitungstechnologien haben in den zurückliegenden Jahren enorme Fortschritte gemacht. Den neuesten Stand der Technik verkörpert ein Tool der Firma KSB, das nun in den Anlagen der Stadtwerke Iserlohn zum Einsatz kommt. Der Energieversorger suchte nach einer intelligenten und gleichzeitig kostengünstigen Lösung, um die Versorgungssicherheit im städtischen Raum sicherzustellen.

Mit „KSB Guard“ stellt die gleichnamige Firma ein System bereit, das sich in vergleichbaren Projekten bereits bewährt hat. Ohne aufwendige Soft- und Hardwareanbindung kann KSB Guard am Pumpengehäuse angebracht werden. Von dort aus überwacht es die Qualität des Trinkwassers und den reibungslosen Betrieb der Anlagen. Über ein Onlineportal können die Pumpen rund um die Uhr überwacht werden.

Die Zustandsdaten der Pumpen werden kontinuierlich in eine Cloud hochgeladen und stehen dort allen autorisierten Nutzern zur Verfügung. Je nach Wunsch kann eine Auswertung über Diagramme oder über ein Ampelsystem erfolgen. Bei Grün gibt es keine Probleme, bei Gelb wurde eine Unregelmäßigkeit entdeckt. Bei Rot ist ein sofortiges Eingreifen notwendig.

Ein wesentlicher Vorteil des KSB-Systems ist, dass die Instandhaltung planbar wird. Durch die prophylaktische Instandhaltung können Wartungsarbeiten zu einer Zeit durchgeführt werden, die von den Servicemitarbeitern selbst festgelegt wird. Unvorhersehbare Ausfälle gehören der Vergangenheit an. Die Qualität der Trinkwasserversorgung wird kalkulierbar. Das ist ein großer Fortschritt gegenüber früher.

Uni Siegen: Dekarbonisierung mit Kreislaufwirtschaft vorantreiben

Die Europäische Union hat vor einiger Zeit eine mehr als ehrgeizige Klimastrategie vorgelegt. Diese sieht vor, dass die Treibhausemissionen bis zum Jahr 2030 um mindestens 55 Prozent sinken sollen. Die produzierende Wirtschaft stellt dies vor gigantische Herausforderungen. Denn zahlreiche Vorprodukte wie Halbleiter, Kunststoffe oder Stahl verursachen bereits vor ihrer Verarbeitung  hohe CO2-Emissionen.

Genau hier setzt ein neues Projekt der Uni Siegen an. Das erklärte Ziel der Hochschule besteht darin, Strategien zu entwickeln, die auf eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft abzielen. Über eine spezielle Software sollen Lieferketten digital abgebildet werden. Die generierten Daten sollen Kennzahlen zum CO2-Ausstoß und zum Schadstoffanteil der Produkte liefern – und zwar über den ganzen Lebenszyklus.

Das Projekt entstand aus einem Arbeitskreis zum Thema Dekarbonisierung. Beteiligt sind  Unternehmen aus der Region, darunter die Achenbach Buschhütten GmbH und die Max W. Class GmbH.