Die Sicherheit der Patienten in den Mittelpunkt stellen

IM FACHKRANKENHAUS KLOSTER GRAFSCHAFT WERDEN HERZKRANKHEITEN GLEICHWERTIG UNTER DEM ASPEKT DER EFFEKTIVITÄT UND DER PATIENTENSICHERHEIT BEHANDELT.

In einem im Sauerland sehr bekannten Lied heißt es: „Mein Herz  schlägt für das Sauerland.“ Wofür schlägt das Herz des Leiters der  Abteilung Innere Medizin und Kardiologie am Fachkrankenhaus  Kloster Grafschaft? Dr. med. Christian Berndt, der seit der  Eröffnung dieser Abteilung im Jahr 2013 der verantwortliche  Chefarzt ist, hat da eine ziemlich klare Antwort: „Mein Herz  schlägt für meine Frau und für meine Familie. Aber auch das  Sauerland spielt in meinem Leben eine Rolle.“ 

WOLL: Wie hat sich der Fachbereich Kardiologie in den  letzten Jahren seit der Gründung 2013 weiterentwickelt?
Dr. Berndt:
Wir haben zum einen unsere Personalentwicklung  vorangetrieben und einen dritten Kardiologen für uns gewinnen  können. Das war bei wachsender Nachfrage der Patienten an  unser Angebot ein folgerichtiger wichtiger Schritt. Neben der  stationären Patientenversorgung entwickelt sich auch die ambulante  Behandlung weiter. Immer wichtiger wird von Patienten  und ihren Hausärzten wahrgenommen, dass der Prävention, der  Vorsorge von Herz- Kreislauferkrankungen eine immer bedeutendere  Rolle zukommt. Das geht natürlich nur, wenn ausreichend  „Manpower“ zur Verfügung steht.  Zum anderen erweitern wir unsere Angebote durch neue  Untersuchungsmethoden, zuletzt durch die Anschaffung eines  Kardio-CT im April 2022. 

WOLL: Was sind die Besonderheiten eines Kardio-CT in Bezug auf die Patientensicherheit? 
Dr. Berndt:
Vor die Therapie haben die Götter die Diagnose  gesetzt, so lautet ein alter Behandlungsgrundsatz. Klar, nur das,  was als Diagnose abgesichert ist, kann effektiv behandelt werden,  das gilt ganz besonders für das Fachgebiet Kardiologie. Hier hat  sich in den letzten Jahren eine auf die Patienteninteressen abgestimmte  Vielfalt entwickelt, die eine differenzierte Therapieauswahl  ermöglicht. Vor allem die Frage, ob eine Therapie auch  Vorteile in der Prognose für den Behandelten mit sich bringt, ist  zum zentralen Schwerpunkt in der ärztlichen Tätigkeit geworden.  Nicht alle Methoden, die auf dem Markt sind, bringen  einen Vorteil in dieser Hinsicht. Das Kardio-CT mit moderner  Gerätetechnik, ausgeklügelter Software und Auswertungsoptionen  spielt hier eine große Rolle.

WOLL: Welche Vorteile sind das und wie hilft das dem Patienten? 
Dr. Berndt:
Durch eingehende Bewertung des Risikos für eine  koronare Herzkrankheit (KHK), also der Arterienverkalkung der  Herzkranzgefäße, wird zunächst entschieden, ob die Beschwerden  des Patienten (Angina pectoris, Gefühl der Brustenge) und seine  Risikofaktoren (hohe Cholesterinwerte, Bluthochdruck,  Diabetes, Nikotinkonsum, Alter, Familiengeschichte)  eine weitere  Diagnostik rechtfertigen. Dazu gibt es gut etablierte, einfache  Entscheidungshilfen, die eine Unterscheidung in hohes oder  niedriges Erkrankungsrisiko ermöglichen. Diese Einschätzung  hilft dabei, ein effektives und sicheres  Vorgehen im diagnostischen Prozess zu  ermöglichen. Das Kardio-CT hat in den  letzten Jahren entscheidende Fortschritte  ermöglicht, weil es hilft, das Risiko für  Komplikationen (Herzinfarkt, Herzschwäche)  früh zu erkennen und dabei den  Patienten möglichst wenig zu belasten. 

WOLL: Aber ein CT nutzt ja Röntgenstrahlen  zur Untersuchung, die ja eine  Beeinträchtigung der Patienten mit sich  bringen kann. 
Dr. Berndt:
Das ist abhängig vom Risiko. Wenn ich einen  20-jährigen Nichtraucher ohne Risikofaktoren im CT untersuchen  würde, wäre ich über das Ziel hinaus geschossen. Wer aber  gefährdet ist, Komplikationen wie Infarkt zu erleben, der  profitiert dann doch vom Kardio-CT. Im Idealfall kann dann die  Komplikation verhindert werden, die ja bekanntlich tödlich sein  könnte. In zahlreichen wissenschaftlichen Untersuchungen  konnte gezeigt werden, dass das Kardio-CT hier Klarheit schafft,  wo ältere Methoden (z.B. Belastungs-EKG) ihre Schwächen  haben. Die Sicherheit der Diagnose ist die Sicherheit des  Patienten. Außerdem können die modernen Geräte sehr effizient  mit viel weniger Strahlendosis als noch vor wenigen Jahren arbeiten.  Entscheidend ist es, aus den mit wenig Strahlendosis gewonnenen  Bildern, alle Informationen gut abzubilden. Hier ist die  rasante Entwicklung der künstlichen Intelligenz hervorzuheben,  die dieses ermöglicht. 

WOLL: Wie läuft so eine Untersuchung ab? 
Dr. Berndt:
In einem ersten Schritt wird mit sehr geringer Strahlenbelastung nach Kalk in der Wand der Herzkranzarterien  gesucht. Hier gilt wenig oder kein Kalknachweis = geringes  Risiko für Infarkte.  Wenn erforderlich folgt eine Darstellung der Durchgängigkeit  der Arterien mit Kontrastmittel, das über eine Vene gegeben  wird. Der Detektor wird mittels EKG so gesteuert, dass nur in  bestimmten Phasen der Herztätigkeit Bilder erzeugt werden. Das  senkt die Strahlendosis und verhindert, dass die Bewegung des  Herzens während der Kontraktion zu verwischten Bildern führt.  Am Ende entsteht so eine Darstellung der Blutgefäße, die von  hoher Qualität ist und verengte Abschnitte der Arterien von  gesunden Abschnitten unterscheiden kann. Das Kardio-CT siebt  also die Gesunden von den Kranken aus. Damit können unnötige  Herzkatheteruntersuchungen  vermieden werden und dadurch  Komplikationen  durch Verletzung von  Arterien oder Gerinnselbildungen des  Kathetermaterials  gar nicht erst auftreten.  Das ist ein großer Fortschritt in puncto  Patientensicherheit. 

WOLL: Wer kommt für eine solche  Untersuchung in Frage? 
Dr. Berndt:
Eingangs habe ich erwähnt,  dass zunächst das Risiko für das Vorliegen  einer relevanten KHK ermittelt wird  (Beschwerdebild, Risikofaktoren). Wer hier  ein niedriges Risiko hat, wird nicht zum Kardio-CT infrage  kommen. Nur bei mittlerem Risiko wird dieses eingesetzt, um  die Frage eines Gefäßprozesses ohne Katheter zu beantworten. In dieser Risikogruppe wird ausgesiebt, wer ein geringes Risiko  für Komplikationen hat. Nur die mit hohem Risiko werden –  mit nachgewiesenem Nutzen – zur Herzkatheteruntersuchung  weitergeleitet. Die Patienten mit typischem Beschwerdebild und  vielen Risikofaktoren werden direkt mit Herzkatheteruntersuchungen  weiter betreut, da sie am meisten davon  profitieren. Bekannterweise haben Frauen und Männer unterschiedliche  Beschwerden, wenn sie eine KHK haben, auch hier  ist es wichtig, ein Kardio-CT für Frauen als sichere Erweiterung  des Spektrums zu erkennen, um die Sicherheit zu erhöhen.