Die SGV-Abteilung Attendorn vor dem Spagat

WOLL Sauerland SGV Biggeblick

Mit der SGV-Hütte und dem Panoramablick über den Biggesee ist es wie mit der Attahöhle. Viele Attendorner schwärmen ihren Bekannten und Verwandten davon vor, die wenigsten sind in den letzten Jahren aber selbst vor Ort gewesen. Das hat sich in puncto SGV-Hütte seit einigen Wochen verändert. Täglich nehmen neben vielen Touristen auch zahlreiche Einheimische den steilen Anstieg vom Parkplatz oberhalb der Waldenburger Bucht in Kauf, um sich selbst ein Bild vom neuen touristischen Anziehungspunkt zu machen: der futuris-tischen Stahlkonstruktion „Biggeblick“ hoch über dem Stausee.
Die meisten Besucher wie Gerd Meinhard und Boguscha Keler aus Attendorn sind begeistert: „Es gefällt uns sehr. Das ist eine echte Bereicherung.“ Es gibt aber auch kritische Stimmen. „Man sieht auch nicht mehr als vorher. Die Aussichtsplattform verdirbt den Charakter der SGV-Hütte“, schüttelt Winfried Mücher den Kopf. Bürgermeister Wolfgang Hilleke ist da ganz anderer Meinung. Für ihn stellt der „Biggeblick“ einen „interessanten Kontrast zur bestehenden SGV-Hütte“ dar.

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Die SGV-Hütte, die Claudia Schmitz hier aufschließt, soll auch in den nächsten Jahren der Mittelpunkt der Attendorner Wanderfreunde bleiben.


Claudia Schmitz kennt die Argumente pro und contra „Biggeblick“, hat die kontroverse Diskussion um die von Bürgermeister Hilleke forcierte Plattform mit einem „atemberaubenden Ausblick auf die Talsperre, die Gilberginsel, die Burgruine Waldenburg und die umliegenden Wälder“ als Vorstandsmitglied der SGV-Abteilung Attendorn viele Monate verfolgt. Seit Februar steht die 42-Jährige an der Spitze des 460 Mitglieder starken Vereins. Da war die politische Entscheidung längst gefallen, trotz einer Aktion mit 1.400 Unterschriften gegen den Bau der Plattform. Auch die SGVer selbst hatten am 17. September 2012 in einer außerordentlichen Mitgliederversammlung der von Wolfgang Hilleke vorgetragenen „Kompromisslösung“ mit einer seitlichen Versetzung der Aussichtsplattform um einige Meter zugestimmt; was erhebliche Mehrkosten zur Folge hatte.
Anfang Juli wurde der „Biggeblick“ offiziell eingeweiht. Bei Dämmerung und in der Nacht wirkt die Plattform hoch über dem Biggesee – in weißes und blaues Licht gehüllt – wie ein UFO. Wenige Meter daneben steht die1940 gebaute ehemalige Schutzhütte. Der Kontrast zwischen Moderne und Tradition könnte größer nicht sein. Und diesen Spagat muss auch die neue SGV-Vorsitzende Claudia Schmitz schaffen. Die 42-Jährige weiß, dass ihrem Verein gerade bei Jüngeren immer noch das altbackene Image eines „Altherrenvereins“ bzw. „alter Herren mit Knickerbockern“ anhaftet, die beim gemütlichen Teil Lieder aus der „Mundorgel“ singen. Wobei auch Kinder Spaß an den alten Wanderliedern haben, weiß Claudia Schmitz und lacht.
Trotz des Wanderbooms ist es auch für die SGV-Abteilung Attendorn schwer, junge Mitglieder und vor allem junge Familien mit Kindern an sich zu binden. An Ideen mangelt es nicht. Die jüngste Aktion war Geocoaching für Kinder. „Wenn wir nichts tun, werden wir als Verein das nächste Jubiläum nicht mehr erleben“, redet die Vereinschefin Klartext. Die 42-Jährige setzt auf die neuen sozialen Medien wie Facebook und eine Ideenwerkstatt im Netz.
Ob ihr und dem Attendorner SGV die neue touristische Attraktion „Biggeblick“ dabei in die Karten spielt, kann Claudia Schmitz noch gar nicht abschätzen: „Wir müssen die Entscheidung akzeptieren.“ Für die Vorsitzende gibt es keinen Weg zurück mehr. Immerhin gehören Grund und Boden, auf dem die nach wie vor ehrenamtlich geführte SGV-Hütte steht, der Stadt Attendorn. An der Ehrenamtlichkeit wird sich aus SGV-Sicht auch in den nächsten Jahren nichts ändern. Auch wenn der Besucherstrom zum „Biggeblick“ noch zunehmen sollte. „Noch ist es etwas Neues und Außergewöhnliches. Ob mehr Touristen kommen, wird sich im Laufe des nächsten Jahres zeigen.“ Schmitz, SGV-Mitglied seit 2007, setzt auf Abwarten.
Dabei vertrauen die Wanderfreunde der Zusage von Bürgermeister Wolfgang Hilleke. Im Protokoll der außerordentlichen Mitgliederversammlung vom 17. September 2012 wird Attendorns erster Bürger so wiedergegeben: „Bürgermeister Hilleke stellte … heraus, dass ein Ausbau der Straße zur SGV-Hütte und das Anlegen von Parkplätzen an der Hütte ebenso wenig ge-plant sind wie Fahrten des Biggolino zur SGV-Hütte.
Weiterhin ist keine professionelle Erlebnisgastronomie an der SGV-Hütte vorgesehen.“
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Die neue SGV-Vorsitzende Claudia Schmitz (hier auf einer Bank vor der SGV-Hütte) will das altbackene Image ihres Vereins verändern, am Bewährten aber festhalten.


Die SGV-Hütte mit der auch vor dem Bau des Skywalks traumhaften Aussicht auf den Biggesee soll für Claudia Schmitz und ihre Vereinskollegen das bleiben, was sie seit vielen Jahren ist: „Der Mittelpunkt des Vereins.“ Und hier sollen auch in Zukunft immer sonntags von den ehrenamtlichen Helfern Kaffee und Kuchen, Würstchen, Kartoffelsalat sowie kalte Getränke angeboten werden. In diesem Punkt darf auch für die neue SGV-Vorsitzende Claudia Schmitz ihr Verein so liebenswert altmodisch bleiben.
von Martin Droste [Text], Martin Droste [Foto]
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