Die Quasselquilter von Bad Fredeburg

Von Quilts, Patchwork und UVOs

„Ihr zerschneidet den Stoff, um ihn dann später wieder zusammenzunähen?“ Von ihren Mitmenschen ernten die elf Frauen aus der Handarbeitsgruppe schon einmal das ein oder andere Kopfschütteln. Ihr Hobby: Quilten. Alle zwei Wochen treffen sie sich im Franz-Stock-Haus in Bad Fredeburg, um sich über ihre neuesten Arbeiten auszutauschen, sich gegenseitig zu helfen – und natürlich zu quasseln.

Foto: Sonja Nürnberger

„Nicht umsonst heißen wir die Quasselquilter“, stellen die Frauen lachend fest. Die Gruppe existiert in ihrer jetzigen Zusammensetzung seit etwa 15 Jahren. „Wenn jemand die Gruppe jemals verlassen hat, dann nur aus gesundheitlichen Gründen. Ab und an kommen auch Neue dazu.“
Aber was ist eigentlich Quilten und wie unterscheidet es sich von Patchwork? Patchworkarbeiten und Quilts bestehen aus drei Lagen: Die erste Lage ist das Top, darunter kommt das Vlies, dann die Unterlage. Das Top muss nicht immer aus Patchwork, also aus zusammengenähten Stoffen, bestehen, es kann auch ein einziges Stück Stoff sein, das später bequiltet oder benäht wird. Wenn man die drei Lagen durch eine Naht verbindet, nennt sich das Quilten. Dadurch wird das Ganze plastisch. Aber: „Man kann Patchworkarbeit machen, ohne zu quilten, und quilten, ohne zu patchen. Quilten macht das

Foto: Sonja Nürnberger

Handwerksprodukt eigentlich erst wertvoll, ansonsten ist es zum Beispiel einfach nur eine Patchworkdecke“, erklären die Quasselquilter.
Früher wurde die Arbeit traditionell ausschließlich von Hand verrichtet, heute nimmt man manchmal die Nähmaschine zu Hilfe. Früher hatte diese Methode der Stoffverarbeitung vor allem praktischen Nutzen: Aus Stoffresten konnte so eine schöne Bettdecke genäht werden. Heute ist es Textilkunst. „Schaut man sich in edlen Möbelgeschäften um, dann findet man Quilts häufig als Wanddekoration oder als Überwürfe für das Bett – auch in amerikanischen Filmen kann man das beobachten.“

Foto: Sonja Nürnberger

Inzwischen gibt es auch viele moderne Methoden. Es geht um Oberflächengestaltung, Stoffmanipulation und -bearbeitung: Drucken, Färben, Ausbrennen – der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. „Wir nehmen immer wieder an Kursen teil, um uns fortzubilden. Wir haben auch schon Workshops bei renommierten Künstlerinnen organisiert, die europaweit in der Quiltszene bekannt sind.“ So entstehen immer neue Ideen und die vielfältigen Handarbeiten können sich sehen lassen: „Während der Textile haben wir einige unserer Arbeiten ausgestellt und zum Niedersorper Weihnachtsmarkt gibt es alle vier Jahre eine Ausstellung, für die jedes Mal in einer Gemeinschaftsarbeit ein Quilt entsteht, der später verlost wird. „Wir konnten jedes Jahr über 1.000 Euro einnehmen, die wir dann an die Aktion Lichtblicke gespendet haben“, freuen sich die Frauen.

Einen Quilt zu vollenden bedeutet aber viel Arbeit und Geduld. „Wir hängen an der Nadel. Es ist wie eine gesunde Sucht.“ Hunderte von Arbeitsstunden stecken in einer solchen Handarbeit, dazu kommen hohe Materialkosten. „Nur Liebhaber würden bezahlen, was so ein Quilt wert ist. Wir behalten unsere Arbeiten oder verschenken sie zu besonderen Anlässen.“ Natürlich gibt es auch das ein oder andere UVO, ein unvollendetes Objekt, das vielleicht nie fertig gestellt wird. „Aber für uns ist vor allem der Weg das Ziel und es macht uns sehr viel Spaß.“