„Die Pflanze darf im Garten nicht zu kurz kommen.“

Quelle: WOLL Magazin

Die wunderbare Vielfalt der Gärten 

Wer das Glück hat, einen Garten sein Eigen zu nennen, hat viele Möglichkeiten, ihn zu nutzen. Er kann zum Rückzugsort werden oder ein Ort der Geselligkeit. Gleichzeitig kann er Nutzgarten sein oder künstlerischen Zwecken dienen. Und auch Arbeitsplatz. Zum Beispiel für den Kreisgärtnermeister Peter Horst, der seinen Beruf lebt und liebt.   

Peter Horst ist Gärtner geworden, weil es für ihn „einer der schönsten Berufe der Welt“ ist. Hinzu kommt bei ihm, dass sein Betrieb schon seit über 100 Jahren besteht und er ihn in dritter Generation führt. Horst weiß, dass der Trend für Terrassen und Flächenbeläge hin zu großformatigen Platten aus Keramik, Betonwerkstein oder auch Naturstein geht. „Formate bis zu 100 x 100 cm sind keine Seltenheit. Diese werden auch gern mit Hartholz kombiniert. In der Gestaltung sind es klare, lineare Formen und weniger verspielte Formen mit Rundungen etc.“  

Trends in zwei Richtungen 

Und auch bei Pflanzen und Gemüsesorten zeichnet sich eine bestimmte Richtung ab, wie er uns verrät: „Hier liegt das Augenmerk ganz klar bei der biologischen Anzucht. Gern gepflanzt werden alte, heimische Sorten und Arten sowohl bei Obst als auch bei Gemüse.“ Die Rückbesinnung auf diese Sorten bringt uns den echten, unverfälschten Geschmack zurück, den Geschmack der Kindheit.  

Alte Obstsorten, Pastinaken und Wilde Rauke auf der einen Seite, auf der anderen Seite exotische Sorten. Denn der Klimawandel bringt auch mit sich, dass nun in unseren Breitengraden Gemüse angebaut wird, das zuvor importiert werden musste oder in Treibhäusern gezüchtet wurde. Zum Beispiel Chili und Paprika. Das Gleiche gilt für Obstgehölze. Einige Gärtner bauen Melonen, Feigen und Kaki an. Wer an das entsprechende Saatgut kommen möchte, braucht allerdings nicht in ferne Länder reisen, sondern es gibt Saatgut- und Pflanzentauschbörsen, auf denen man sowohl exotische als auch heimische Raritäten finden kann.  

Peter HorstQuelle: WOLL Magazin
Peter Horst

Nachhaltigkeit auch im Garten 

Nachhaltigkeit ist auch in unseren Gärten angekommen. Spüren Gartenbaubetriebe dieses umweltbewusste Denken auch bei den Hobbygärtnern? „Ja“, bestätigt das Peter Horst. „Dies setzt sich insbesondere bei der jüngeren Kundschaft durch. Diese Generation legt auch wieder verstärkt Wert auf einen eigenen Gemüsegarten und Früchte aus der Region, alles umweltbewusst und möglichst CO2- neutral herangezogen.“ Auch ressourcenschonende Maßnahmen lassen sich im heimischen Garten leicht einführen: Regenwasser kann in Behältern gesammelt, Küchenabfälle im Komposter entsorgt werden. Und bei Gartengeräten ist Sharing sinnvoll.  

Im Garten des Kreisgärtnermeisters 

Viele Dinge kann man lernen. Aber muss man wirklich einen „grünen Daumen“ besitzen, um Gärtner zu werden? „Ein gewisses Grundinteresse an der Natur, der Pflanzen- und Tierwelt sowie ökologischen Prozessen sollte schon da sein, den Rest kann man in der Tat erlernen“, klärt uns der Kreisgärtnermeister auf.  

Gärten – und das ist das Spannende – können sehr, sehr unterschiedlich sein. Wie stellt man sich den privaten Garten eines Gärtnermeisters vor? „Mein Garten ist vor 15 Jahren neu angelegt worden“, verrät Peter Horst, „damals schon im heutigen Trend: lineare Formgebung in einer Materialkombination von Holz und Betonwerkstoffen angelehnt an eine Wasserfläche, eingerahmt mit Gräsern, diversen Blütenstauden und ausgefallenen Solitärgehölzen in exponiertem Einzelstand.“ Peter Horst hat wohl nicht nur einen grünen Daumen, sondern auch den richtigen Riecher für Trends. Weiter beschreibt er seinen Garten: „Eingerahmt wird der Garten mit seiner zentralen Rasenfläche durch diverse Obstbaum- Halbstämme, Beerensträucher und farbenfrohen Elementen aus Blühstauden. Da summt und brummt es den ganzen Sommer und die Vögel erfreuen sich am kühlen Nass der Teichrandzone.“ 

Grausliche Schottergärten 

Welche Gärten haben einen Fachmann wie ihn denn bisher am meisten beeindruckt? „Es ist nicht ein Garten, sondern die Vielfalt der unzähligen Beispiele der Gartengestaltung. Barocke Gärten faszinieren mich genauso wie der klassische englische Garten, der Bauerngarten oder aber auch der minimalistische, klar definierte moderne Garten. Eines ist mir allerdings äußerst wichtig: Die Pflanze darf in keinem Garten zu kurz kommen! Erst sie bringt das Leben in den Garten! Ein Grauen ist mir der momentane Trend in vielen Großstadt-Vorgärten hin zur Stein- und Schotterwüste mit zwei Alibi-Zypressen in der Mitte.“ Das können die meisten umweltbewussten Menschen wohl nachvollziehen.  

Einige Kommunen untersagen Schottergärten, also Vorgartenflächen mit Kiesaufschüttungen auf wasserundurchlässigen Folien, von vornherein. Peter Horst hofft, dass dieser Trend bald vorbei sein wird: „Der Verband Garten- Landschafts- und Sportplatzbau startete vor zwei Jahren bereits die Kampagne ‚ Rettet den Vorgarten‘ um Gartenbesitzern einige Hilfestellungen bei der Gestaltung der Vorgärten an die Hand zu geben. Denn auch ein sinnvoll mit Pflanzen gestalteter Vorgarten ist nicht pflegeintensiver als eine Schotterwüste!“ 

Smart Gardening und Entspannung 

Apropos Pflege. Gärtner haben heute viele Möglichkeiten, sich die Arbeit zu erleichtern bzw. abnehmen zu lassen. „Smart-Gardening“ ist der Fachbegriff dafür. Bewässerungsanlagen und Mähroboter sind heute schon zur Selbstverständlichkeit geworden und werden oftmals „smart“ gesteuert, ebenso wie die Gartenbeleuchtung. Hier gibt es neuerdings leuchtende Bodenbeläge aus vergossenen Lichtleitfasern oder Leuchtdioden.  

Quelle: WOLL Magazin

Mit der gewonnenen Zeit kann man es sich draußen so richtig gemütlich machen und entspannen. Relaxen wie es auf Neudeutsch heißt. Das passende Ambiente kann sehr unterschiedlich sein. In den letzten Jahren konnte man in vielen Gärten, auf Terrassen und Balkonen Gartenmöbel aus Holzpaletten entdecken. Mit den passenden Auflagen bieten diese DIY-Produkte hohen Komfort. Daneben gibt es sehr komfortable, teils sogar luxuriöse Loungemöbel für Garten und Terrasse. Möbelstücke, die auch einen Regenguss ohne Probleme überstehen. Dazu begnügte man sich dann nicht mit einem einfach Kugelgrill, sondern greift zum Hightech-Grill. Möglichst dazu die passende Outdoor-Küche. Denn draußen schmeckt es immer noch am besten. Warum nicht mit den möglichen Annehmlichkeiten?  

Moderne Gartenmöbel gibt es oft aus Massivholz oder aus Aluminium in Holzoptik oder pulverbeschichtetem Aluminium mit Teakholz-Lehnen. Ein interessanter Trend ist auch die Kombination von kühlem Aluminium mit dekorativem Kordel-Geflecht. Für eine romantische Stimmung am Abend sorgen Gartentische mit eingebauten Feuerstellen. 

Viele Menschen lieben das Geräusch rauschenden Wassers und legen sich ihren eigenen kleinen Teich im Garten an, bauen einen Brunnen oder legen einen Bauchlauf an. Und statt des Swimmingpools gibt es natürliche Schwimmteiche mit dekorativen Wasserpflanzen. Wem es aber nur um eine schnelle Abkühlung geht, der installiert am besten eine Gartendusche. Mit der kann sich an heißen Sommertagen herrlich erfrischen. 

Und zum Schluss noch eine Gartenform, bei der es weder auf die Nutzungsform noch auf die Gestaltung ankommt: der „Offene Garten“. Hier kommt es in erster Linie darauf an, dass man Freude daran hat, seinen Garten zu zeigen und – gern auch mal mit manchmal (vorher) Fremden – schöne Stunden im Garten zu verbringen.