Die Malerei als Lebensinhalt

Wolfgang Darge: Künstler, Hobbykünstler und Lebenskünstler

Wenn man den Garten, die Wohnung und die Kellerräume von Wolfgang Darge in Fleckenberg betritt, hat man das Gefühl, als wäre man in einem kleinen privaten Museum, in einem Atelier und in einer Werkstatt zugleich. Nichts ist gewöhnlich und an jedem seiner eigens kreierten Möbelstücke bleibt der Blick hängen. Durch unser persönliches Kennenlernen und fasziniert vom ersten Eindruck muss ich spontan eine Frage stellen: „Wie siehst Du Dich selbst, als Künstler, Hobbykünstler oder Lebenskünstler?“ Die Antwort kommt schnell: „Alles drei ein bisschen“, sagt er mit einem bescheidenen Lächeln – denn sich hauptberuflich der Kunst zu widmen, das hat er sich nie getraut.

Die Malerei als roter Faden

Aufgewachsen in Felbecke entdeckte Wolfgang Darge schon als Kind seine große Leidenschaft, das Malen. Die Ferien verbrachte er jedes Jahr auf einem Bauernhof im Dorf, denn dort war er in seiner eigenen kleinen Welt und konnte in Ruhe seinem Hobby nachgehen. Trotz seines Talents schlug er beruflich einen völlig anderen Weg ein: Nach einer Ausbildung zum Fischwirt folgte eine weitere zum Textilmechaniker. Die Malerei blieb aber immer ein Hobby. „Das Malen hat mir immer großen Spaß gemacht und gehörte von klein auf dazu, es hat sich wie ein roter Faden durch mein Leben gezogen“, sagt er mit Überzeugung.

Die Malerei als Psychologe

„Beim Malen konnte ich Dinge verarbeiten, die mich beschäftigt haben und das ist bis heute so geblieben. Die Malerei hat mich auch aus Lebenskrisen herausgeholt“. So sind in schlechteren Zeiten eher düstere Bilder entstanden, in guten Zeiten leuchteten die Farben hell und kräftig – je nach Stimmung spiegelt sich das wider. Im Laufe der Jahre hat er immer neue Techniken ausprobiert, doch seinen bevorzugten Stilrichtungen wie etwa „Surrealismus“ oder „abstrakter Expressionismus“ ist er immer treu geblieben. Die Themen seiner Bilder sind unter dem Titel „die Natur“, „klassische Musik“ und „mein Unterbewusstsein“ entstanden. Und jedes Werk bringt eine Botschaft mit. Mal geht es um die Emanzipation der Frau, mal steht die Weltpolitik im Vordergrund. Ein Beispiel ist ein aktuelles Bild, in dem er den Krieg in der Ukraine und in der ganzen Welt zum Thema macht. Die Malerei mit Ölfarben stand für den 72-Jährigen immer im Vordergrund, aber auch Werke in Acryl und Aquarelle sind in seiner Sammlung zu finden. Zwischen 1982 und 1998 konnte er in acht Ausstellungen seine Werke präsentieren, unter anderem in Berlin und Burgess Hill.

Und das alles ohne Ausbildung an einer Kunstschule? „Ich bin eher der Autodidakt“, sagt Wolfgang Darge von sich selbst. Vor vielen Jahren hat er lediglich an zwei Lehrgängen des Künstlers Hinrich Grauenhorst teilgenommen – mehr nicht.

Eine große Vielfalt an Kunstwerken und Arbeitsweisen

Seit 25 Jahren arbeitet Wolfgang Darge auch mit Holz. Oft sind es Holzabfälle oder ausrangierte Möbelstücke, die umgebaut oder neu in Szene gesetzt werden. „Ich bin ein großer Fan von Materialien aus dem Sperrmüll“, erklärt er. Es gibt für ihn nichts, woraus er nicht etwas Sinnvolles kreieren könnte. „Bei mir muss alles einen praktischen Nutzen haben und es lässt mir nicht eher Ruhe, bis es soweit ausgeklügelt ist, dass es sinnvoll aber auch schön ist“. Dabei kommen viele weitere Materialien wie Gips, Glas, Keramik, Leder, Beton oder Blattgold zum Einsatz und auch die Techniken und Arbeitsweisen sind sehr abwechslungsreich. So entstehen immer wieder neue Kunstwerke – mit viel Liebe zum Detail. Die Sammlung ist groß und reicht vom Gartenpavillon, Möbelstücken in allen Formen und Gartenzäunen über Stehlampen aus einem alten Ski bis hin zu Garderoben, Schmuckstücken oder einem Hundesofa. Nicht zu vergessen das große Hexenhaus, das alljährlich auf dem Schützenplatz in Schmallenberg zu bewundern ist oder die Info-Tafeln in Fleckenberg, die Kuh sowie der Wanderschuh zur Schmallenberger Woche. Selbst Miniatur-Nachbauten ganzer Ortskerne oder Kirchen entstehen in seiner Werkstatt.

Engel und Heilige kunstvoll dargestellt

Bei vielen seiner Kunstwerke erkennt man einen Bezug zu Gott, zu Engeln oder Heiligen. Spielt der Glaube eine Rolle im Leben von Wolfgang Darge? „Der Glaube spielt eine große Rolle für mich und ich bin überzeugt: Ohne den Glauben an irgendwas ist menschliches Zusammenleben nicht oder kaum möglich. Der Glaube, egal in welcher Form, gibt Regeln, Halt und Perspektive. Einfach ein gutes Gefühl.“

Ideen kommen spontan

Woher nimmt man all dieses Kunstverständnis, die Kreativität und die handwerklichen Fähigkeiten?

Da Wolfgang Darge auch mit Leib und Seele Taxifahrer ist, kommen ihm die Ideen überwiegend beim Fahren, meistens spontan. Bei all seiner Begabung war er immer auf Neues neugierig und so hat er das meiste durch ausprobieren gelernt. „Man macht alle Fehler, die man machen kann und lernt dadurch immer neu dazu“. Hört sich so einfach an, aber ohne diese Leidenschaft und ohne dieses handwerkliche Geschick würde nichts zu den Kunstwerken, von denen jedes ein Unikat ist.

In jeder freien Minute wird gemalt oder gewerkelt. Es war und ist ein Hobby, mehr noch: Es ist eine Leidenschaft und er sagt: „Das ist mein Leben!“