Die Kirche im Dorf lassen

Jahresausstellung des Künstlerbundes Südsauerland

Wie groß das Spektrum ihres gestalterischen Schaffens ist, bewiesen einmal mehr die Mitglieder des Künstlerbundes Südsauerland mit ihrer traditionellen Jahresausstellung. Dabei beschritten die Künstlerinnen und Künstler mit einer außergewöhnlichen Kooperation diesmal Neuland. In Zusammenarbeit mit der Pfarrgemeinde St. Johannes der Einsiedler hatte man unter dem Namen „Kultur-Kirche“ das örtliche Gotteshaus im wahrsten Sinne des Wortes in einen Kunsttempel verwandelt – mit riesigem Erfolg.

In dieser außergewöhnlichen Umgebung nahmen zahlreiche Bewohnerrinnen und Bewohner des 430-Seelen-Dorfes die ausgestellten Werke in Augenschein. Und auch zahlreiche Kunst-Interessierte aus der näheren und weiteren Umgebung nutzten die Gelegenheit, mit den Künstlerinnen und Künstlern ins Gespräch zu kommen. Schade nur, dass weder einer der sieben Bürgermeister noch ein Vertreter des Kreises Olpe den Weg nach Silberg gefunden hatte. Aber es braucht wohl seine Zeit, bis sich eine Kulturszene etabliert hat. Und dann werden auch gekrönte Häupter wissen, dass die Kulturpflege nicht nur in der Teilnahme an einem Schützenfest besteht.

Josef Hartmann, Vorsitzender der örtlichen Kirchengemeinde, freute sich über die große Resonanz. Wenige Wochen nachdem man auf dem nicht allzu weit entfernten Kohlhagen das zum geistlichen Zentrum aus- und umgebauten Schwesternhaus unter Mitwirkung von Erzbischof Becker eingeweiht hatte, beschritten die Silberger mit der Ausstellung unter dem Titel „Die Kirche im Dorf lassen“ Neuland. Dabei empfingen die Silberger die Malerinnen und Maler, Grafikerinnen und Grafiker sowie die Bildhauerinnen und Bildhauer mit offenen Armen. Offenbar war es von Künstlerseite Anfangs schwieriger, eine gewisse Scheu und einen Respekt vor dem ungewöhnlichen Ausstellungsraum abzulegen, wie Beate Herrmann, Vorstandsmitglied des Künstlerbundes, verdeutlichte. Die offene und herzliche Art der Silberger habe aber sehr dazu beigetragen, diesen Respekt vor dem Gotteshaus schnell zu relativieren. Josef Hartmann hob die positiven Synergie-Effekte hervor, die sich durch die Kooperation ergeben hätten. Es sei eine wunderbare Erfahrung, eine derart große Anzahl an Besucherinnen und Besuchern in der Kirche begrüßen zu können.

Unermüdliche Aktivposten bei der Vorbereitung der Ausstellung war Ulrike Wesely, die Macherin des Kulturgutes Schrabben Hof in Silberg und Mitglied des Künstlerbundes. Sie kann aus eigener Erfahrung berichten, welch dicke Bretter es beim Aufbau einer vielschichtigen Kulturlandschaft zu bohren gibt. Ob bei der Schaffung von MuT-Sauerland, Musik und Theater, zahllosen Veranstaltungen an ungewöhnlichen Orten, wie der Orchideenfarm Koch in Grevenbrück oder in der Wendener Hütte oder dem regelmäßigen Programm im eigenen Kulturgut. Aus kleinsten Anfängen habe sich die Besucherzahl inzwischen auf mehrere Tausend pro Jahr vergrößert.

Auch bei diesem neuen Projekt war der Kreativ-Vulkan nicht zu bremsen. Zahlreiche Frauen des Dorfes packten bereitwillig mit an um für einen delikaten Imbiss bei der Vernissage zu sorgen. Sehr zur Freude der anwesenden Kulturfreunde. Die es darüber hinaus sehr zu schätzen wussten, dass zahlreiche Künstlerinnen und Künstler speziell für die Jahresausstellung des Künstlerbundes neue Werke geschaffen hatten.

Geöffnet ist die Ausstellung jeweils von mittwochs bis sonntags von 15 bis 18 Uhr, sonntags von 17 bis 18 Uhr mit musikalischer Untermalung. Der Eintritt ist frei.