Die Jagd nach dem grünen Kometen

Nachtausflug mit Heimatfreund Stefan Schwope

Zuletzt haben ihn die Neandertaler gesehen und ob er noch einmal auf einen Besuch vorbeikommt, kann niemand sagen: der grüne Komet mit dem sperrigen Namen C/2022 E3. Er ist so klein, dass man ihn mit bloßen Augen kaum sehen kann. Die Suche nach ihm klingt nach einer trockenen Aufgabe für Nerds. Genau das ist es aber überhaupt nicht, wenn man mit Heimatfreund Stefan Schwope auf den Sauerländer Bergen auf Kometenjagd geht. Mit seiner schwungvoll-humorvollen Art bringt er die kompliziertesten technischen Zusammenhänge locker und verständlich rüber. Und seine Begeisterung für die Jagd nach dem perfekten Bild des seltenen Gastes steckt sofort an. Am 08.02. – in einer besonders klaren Nacht bei gemessenen -5ºC und windbedingt gefühlten 15ºC – ist es ihm schließlich gelungen, den kleinen, grünen Besucher über dem Schmallenberger Sauerland zu fotografieren.

Stefan Schwope ist Hobbyastronom und Astrofotograf aus Leidenschaft. Die dafür notwendige, aufwendige Maschinerie hat er teilweise selbst konstruiert und dazu sogar selbst entwickelte Bauteile mit einem 3D-Drucker hergestellt. Die kurze Antwort auf die Frage nach seinem Beruf lautet: „Tüftler“, die lange Fassung: „Gesellschafter-Geschäftsführer und Entwickler in einer Firma für industrielle Sonderautomatisierung“. So ein Beruf ist die richtige Voraussetzung für sein Hobby: Astrofotografie auf hohem Niveau. Ein mit einer Kamera ausgestattetes Teleskop, das Bilder von der Qualität einer kleinen Sternwarte macht und das trotzdem klein und leicht genug ist, um auf Sauerländer Berge hinaufgetragen zu werden, kann man nicht einfach als Bausatz kaufen. „Das passt nie richtig, da muss man viel selbst machen.“

Auch der Aufbau des Geräts im Gelände erfordert Fingerspitzengefühl. Auf wenige Bruchteile eines Winkelgrades genau muss alles perfekt justiert werden. Schon ein Jogger, der neben dem Blinker zwischen Oberkirchen und Grafschaft am Teleskop vorbeiläuft, zwingt die sorgfältig ausgerichtete Technik zu sofortigen automatischen Korrekturen. Als das Kometenbild im Kasten ist, schaut Stefan Schwope in die entgegengesetzte Richtung. „Vom Blinker aus gesehen kommt hinter dem Rothaarkamm eigentlich lange nur Wald. Deshalb fotografiere ich gerne in diese Richtung. Da ist der Himmel besonders dunkel.“ Nach ein paar Eingaben summen die Servomotoren des Teleskops. „Es ist doch immer schön, wenn die kleinen Motoren so gleichmäßig summen. Das ist Musik in meinen Ohren“, begeistert sich der Tüftler. Das nächste Fotoziel ist ein farbenprächtiges Motiv, das sich gerade knapp über Schanze zeigt: der Pferdekopfnebel im Sternbild Orion. Während die Teleskopautomatik aus vielen Einzelbildern ein farbintensives Foto erstellt, zeigt Stefan Schwope durch ein normales Teleskop auf einem anderen Stativ Erstaunliches: zum Beispiel unsere Nachbargalaxie Andromeda. Mit bloßem Auge sieht man in extrem dunklen Nächten und bei extrem klarem Himmel gerade mal ihr helles Zentrum. Erst das Teleskop zeigt auch ihre weit ausgreifenden Spiralarme. Damit nimmt sie am Himmel fast so viel Raum ein wie die Scheibe des Vollmonds, der langsam hinter dem Kahlen Asten aufgeht.

Der Mond überstrahlt viele Motive am Sternenhimmel und so wird es Zeit, die Apparatur wieder abzubauen und sorgfältig zu verpacken. Wer bei der nächsten Jagd nach Ungewöhnlichem am Nachthimmel dabei sein will, findet auf der Internetseite der Heimatfreunde Termine für Führungen mit Stefan Schwope. Für diejenigen, die an diesen Tagen gerade keine Zeit haben, bietet er auf Anfrage auch zu anderen Zeiten, die sein Terminkalender erlaubt, eine spannende, nächtliche Fotojagd an.

Heimatfreunde – Die Heimatfreunde sind Schmallenberger Sauerländer, die sich für ihre Heimat und für ihr Hobby oder ihre Arbeit so begeistern können, dass sie Gäste und Einheimische gerne daran teilhaben lassen. Interessierte sind herzlich eingeladen, sie auf einen Plausch zu besuchen. In kleinsten Gruppen – schon ab einer Person – bieten sie einen Besuch bei fleißigen Bienenvölkern, eine Kräuterwanderung, einen Fotospaziergang und vieles mehr an. Spannendes und Überraschendes haben sie dabei zu erzählen. Informationen über die Vielfalt des Angebotes und Buchungen sind im Internet möglich unter:

https://www.schmallenberger-sauerland.de/besonderes/heimatfreunde