„Attendorn ist eine lebenswerte und starke Stadt. Diese Stärke erkennt man vor allem daran, dass die wirtschaftlichen Rahmendaten sehr gut sind. Wir haben einige sehr große Mittelständler, teilweise auch Global Player, die sich hier außergewöhnlich gut entwickelt haben. Das sind alte Attendorner Familienunternehmen, die vielen Leuten Arbeit geben und dafür sorgen, dass die Stadt finanziell relativ gut aufgestellt ist. Auch der Zusammenhalt in unserer Hansestadt ist ungewöhnlich gut. Das liegt an der Eigenart der Attendorner: Sie sind bodenständig und feierfreudig“, sagt Christian Pospischil, Bürgermeister der Hansestadt Attendorn.
In dieser Ausgabe des WOLL-Magazins stellen wir in unsere Reihe „Sauerländer Stadtportrait“ die Hansestadt Attendorn vor. Wir sprachen dazu mit Bürgermeister Christian Pospischil, Kristin Meyer (Wirtschaftsförderung, Stadtmarketing und Tourismus) und Martina Köhler (Öffentlichkeitsarbeit und Presse). In Attendorn, im Südwesten des Sauerlands, leben 25.100 Einwohner auf 97,7 Quadratkilometern, verteilt auf 56 Orte.
Zusammenhalt
Pospischil und Meyer: „Der Zusammenhalt ist so groß, weil die Einwohner sich oft treffen. Attendorn ist eine Kleinstadt mit vielen Dörfern, wo man nicht anonym lebt. Durch Tradition und Brauchtum bietet die Stadt eine Klammer für alle Menschen. Die Attendorner haben mit Karneval, Ostern und Schützenfest drei einzigartige Brauchtümer, die die Menschen immer wieder zusammenführen. Vor allem das Osterbrauchtum sorgt dafür, dass viele ehemalige Attendorner in die Stadt zurückkommen.
Bei den Osterfeuern treffen sich die verschiedensten Menschen. Das führt zu einem größeren Zusammenhalt von Menschen aus unterschiedlichen Parteilagern, von Zugewanderten und Alteingesessenen oder Arbeitgebern und Beschäftigten.“ Dazu kommt, dass Attendorn eine relativ natürlich gewachsene Kommune mit einem eindeutigen Zentrum ist. Manchmal gibt es politische Diskussionen darüber, ob die Stadt mehr in die Dörfer investieren sollte, weil in den letzten Jahren in der Innenstadt viel verändert wurde. „Aber insgesamt ist die Zusammenarbeit zwischen Stadt und Dörfern bei uns sehr ausgeprägt“, sagt der Bürgermeister.
Industriell geprägt
Attendorn ist durch Unternehmen, die sich am Markt behauptet haben, sehr stark industriell geprägt. So ist die Hansestadt seit Jahren Standort einiger Weltmarktführer. Der Bürgermeister: „Im Moment ist die wirtschaftliche Lage in ganz Deutschland nicht gut, auch nicht im Automotive-Bereich, der in Attendorn eine große Rolle spielt. Dennoch sind die Unternehmen so stark und innovativ, dass sie ihren Erfolg halten können. Insofern bin ich optimistisch, dass sie auch die aktuellen Herausforderungen meistern werden.“
Pospischil und Meyer: „Die Stadt hat zu dieser Entwicklung beigetragen, indem sie vorausschauend Gewerbeflächen zur Verfügung gestellt hat. Wir haben mittlerweile 200 Hektar an Industrie- und Gewerbeflächen, ein außerordentliches Volumen. Das ist in den letzten Jahren ein bisschen zum Erliegen gekommen, weil wir keine neuen Flächen mehr zur Verfügung stellen konnten. Jetzt aber ist absehbar, dass mit dem neuen Industriegebiet Fernholte insgesamt 26 Hektar zusätzliche Gewerbeflächen erschlossen werden können.“
Die Attendorner Industrie gliedert sich im Prinzip in zwei prägende Branchen: die Automobilzuliefererindustrie und die Haustechnikbranche, wo zum Beispiel klassischerweise Armaturen für Bäder hergestellt werden. Die bekannteste Firma in der Haustechnik ist Viega, geführt von der Attendorner Familie Viegener, auf die das Label Weltmarktführer zutrifft. Mit der Viega World hat das Unternehmen im Industriegebiet Ennest ein echtes Markenzeichen gesetzt, denn die futuristische Viega World ist zugleich Demonstrationszentrum und Schulungszentrum. In der Armaturenbranche gibt es weitere, sehr innovative und agile Unternehmen, wie Aquatherm oder Beulco, die weltweit tätig sind.
Im Automotive-Bereich haben in Attendorn Firmen ihren Hauptsitz, die weltweit auf mehr als 17.000 Mitarbeiter kommen. Beispiele sind das Unternehmen Mubea sowie die Firma Kirchhoff aus Iserlohn, die in Attendorn ein großes Werk hat. Insgesamt hat Attendorn mehr als 60 industrielle Unternehmen mit rund 14.000 sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten. „Diese Zahl ist im Vergleich zur Einwohnerzahl hoch. Wir haben viel mehr Einpendler als Auspendler. Wir arbeiten mit unserer Wirtschaft eng und vertrauensvoll zusammen und sind daran interessiert, die Bedürfnisse der Wirtschaft möglichst frühzeitig aufzunehmen, um die Stadtentwicklung so auszurichten, dass die Unternehmen hier weiter erfolgreich sein können“, so der Bürgermeister. Daneben gibt es in der Stadt einen regen Einzelhandel mit vielen inhabergeführten Geschäften. Meyer und Köhler: „Gäste spiegeln uns, dass Attendorn einen viel interessanteren Einzelhandel hat als andere Kleinstädte. Es ist natürlich schwieriger als in früheren Zeiten, aber Stand jetzt steht Attendorn gut da. Das gleiche gilt für die Gastronomie. Natürlich spielt das Handwerk ebenso eine Rolle.“ Auch die Landwirtschaft ist wichtig für die Hansestadt. Besonders die Forstwirtschaft hat schwierige Zeiten durch die Borkenkäferkalamität erlebt. Grundsätzlich ist aber der Attendorner Landschaftsraum noch immer prägend und wichtig.
Noch viel zu tun
Im letzten Wahlkampf lautete der Slogan des Bürgermeisters: „Viel bewegt und noch viel vor!“ Auf die Frage, ob das auch für die kommenden Wahlen 2025 gilt, antwortet der Bürgermeister diplomatisch: „Noch ist es ein Jahr bis zur Kommunalwahl. Insofern habe ich mich noch nicht festgelegt oder öffentlich erklärt, ob ich wieder zur Wahl antrete. Ich kann aber verraten, dass es mir weiterhin sehr viel Spaß macht, als Bürgermeister zu arbeiten, weil man wirklich viel in der eigenen Stadt gestalten kann. Die jetzige Wahlperiode ist deutlich krisengeprägter als die erste: mit Corona, Krieg und allem, was damit zusammenhängt. Doch habe ich mich diesen Herausforderungen gerne gestellt und glaube, dass wir Attendorn auch in dieser Legislaturperiode positiv weiterentwickeln konnten.“
Und es gibt seiner Meinung nach noch viel zu tun in Attendorn. „Die Stadt hat vor einiger Zeit die ehemaligen Hoesch-Hallen am Eingang der Stadt zur Bigge hin gekauft. Dort wollen wir ein neues Stadtquartier mit verschiedenen Nutzungsmöglichkeiten entwickeln. Denkbar ist, zusätzlichen Wohnraum genauso wie eine Hochschuleinrichtung zu schaffen, wo regionale Hochschulen mit der Attendorner Wirtschaft zusammenarbeiten, nach innovativen Lösungen forschen und Fachkräfte ausbilden. Wir reden hier über ein neues Stadtquartier von beträchtlicher Größe, wobei wir bei der Realisierung in Abschnitten oder Modulen denken müssen“, so Bürgermeister Pospischil. Und er nennt für die kommende Zeit noch einen weiteren Schwerpunkt. „Attendorn muss massiv in Schulen und in Feuerwehrhäuser investieren. Schließlich haben sich in beiden Bereichen die Anforderungen komplett geändert.“
Touristisch genießen
In der Hansestadt Attendorn spielt der Tourismus eine wichtige Rolle. Kristin Meyer: „Investieren in den Tourismusstandort ist gleichzeitig auch eine Investition in die Lebensqualität oder Aufenthaltsqualität der Attendorner Bürgerinnen und Bürger.” Wir fragen zum Schluss nach den drei Highlights der Hansestadt Attendorn:
Bürgermeister Pospischil: „Das ist für mich eine Stadtführung durch die Innenstadt mit allen Sehenswürdigkeiten, dann ein Besuch der Aussichtsplattform Biggeblick mit einem wirklich tollen Blick weit über den Biggesee und vielleicht noch ein Besuch mit kulinarischer Führung auf der Burg Schnellenberg. Mein Geheimtipp ist ein Besuch am Listersee, der stilleren Schwester des Biggesees.“
Kristin Meyer: „Ich denke da an den Biggesee mit seinen Wander- und Radwegen. Eindrucksvoll ist auf jeden Fall der RuHe- Pfad, der rund um Helden geht, ein toller Wanderweg, der einfach aus der Bürgerschaft entstanden ist. Ein Geheimtipp in der Innenstadt ist das Gildehaus, als Speicher ein Zeugnis der Attendorner Geschichte.“
Martina Köhler: „Viele kommen wegen der Atta-Höhle nach Attendorn, einer der schönsten Tropfsteinhöhlen in Deutschland. Zu empfehlen ist auch ein Besuch des Bieketurms, wo Zeugnisse des Schützenwesens anzuschauen sind. Beim dritten Highlight kann ich mich nur anschließen: der Biggesee und der Listersee mit ihren schönen Sonnenuntergängen.“