Die Flunderfrau von Island

Schmallenberger im Ausland

Die gebürtige Oberkirchenerin Theresa Henke hat es als die „Flunderfrau“ bis ins isländische Fernsehen geschafft, um dort nach einem Rezept aus der Oberkirchener Gastronomie zu kochen. Eigentlich wollte sie Innenarchitektin werden. Wie es dazu gekommen ist, weiß sie heute nicht mehr genau, aber plötzlich studierte Theresa Henke in Bremen Meeresbiologie. Schon in ihrer Bachelorarbeit ging es um die Flunder. Für ihre Masterarbeit verließ sie vor fast sieben Jahren endgültig das elterliche Feinkostgeschäft und zog nach Ísafjörður in den isländischen Westfjorden – einem Teil der Insel, der als einer der schönsten gilt. Dem Thema Flunder blieb sie auch hoch im Norden treu. 1999 wurden die ersten Flundern in Island beobachtet. Die Angler sehen sie als invasive Art an. Sie haben Angst, dass sie die Eier der so begehrten Lachse, Saiblinge und Forellen frisst. Theresa Henke geht der Frage nach, auf welchem Weg die Flunder nach Island gekommen ist – vielleicht mit Fischerbooten von den Faröer Inseln – und ob sie das Ökosystem Islands schädigt –, was bisher nicht nachgewiesen werden konnte. Mehr noch als die reine Wissenschaft, interessiert Theresa die Kommunikation wissenschaftlicher Ergebnisse mit der Bevölkerung. Daran arbeitet sie intensiv und darin sieht sie auch ihre eigene berufliche Zukunft in Island.

In zahlreichen Gesprächen und Interviews mit Fischern und Anglern hat sie beobachtet, dass die Flunder – in anderen Ländern ein beliebter Speisefisch – von Isländern regelrecht gehasst wird. Sportangler wollen für ihre Facebook-Bilder lieber einen großen Lachs in die Kamera halten als eine kleine Flunder. Es gibt aber auch Isländer, die nur angeln, um sich einen Fisch zu braten. Und die wollte Theresa Henke erreichen, um ihnen die Flunder schmackhaft zu machen. Dazu hat sie sich von ihrem Bruder Max Henke – ehemals Koch im Gut Vorwald bei Oberkirchen – ein leckeres Flunder-Rezept besorgt und das im isländischen Fernsehen vor der Kamera gekocht. „Mein Ergebnis sah bei weitem nicht so schön aus wie bei Max, aber geschmeckt hat es trotzdem“, ist Theresas Fazit. Ob jetzt die Flunder in vielen isländischen Bratpfannen landet, bleibt abzuwarten.

Theresa will jedenfalls auf Island bleiben und weiter an der Vermittlung von Wissenschaft arbeiten. Sie ist jetzt auf Island zuhause, das Sauerland bleibt aber ihre Heimat. An ein paar Dinge musste sie sich erst einmal gewöhnen, beispielsweise die lockere Lebenseinstellung nach dem Motto: Alles, was passiert, passiert eben. „Vor allem die Einstellung zur Pünktlichkeit müssen Deutsche erst einmal aushalten lernen“, hat Theresa erfahren. Sie vermisst durchaus ihre Familie, ihre Freunde und vor allem Bäume. Auf Island gibt es so viel Natur, dass Nordlichter oder Orcas, die sie von ihrer Couch aus durchs Wohnzimmerfenster im Fjord spielen sehen kann, zur Selbstverständlichkeit werden. Bäume gibt es aber fast gar keine. Und Schützenfeste gibt es auch keine – ein Bier kostet fast zehn Euro. Ein paar Opfer müssen Sauerländer im Ausland wohl bringen.