Die Eulen bekommen ein neues Nest

Ein Dorfplatz wandelt sich zum Dorfpark 

In der Sonderausgabe der Müscheder Blätter aus dem Jahre 1997 wird eine Äußerung von Professor Dr. Hubertus Halbfas aus seinem Buch „Bauen und Wohnen im Sauerland“ zitiert: „Jedes Leben braucht eine Mitte, eine geistige und eine räumliche Mitte. (…) Darum ist es wichtig, dass jedes Dorf eine Mitte hat, die durch Baum und Brunnen, Kirche und Platz, Bank und Ruhe gekennzeichnet ist.“ 

Diese Aussage deckte sich mit den Gedanken mehrerer Bewohner von Müschede. Bereits Anfang der 90er Jahre erarbeiteten sie Vorschläge für ein Dorferneuerungsprogramm, das der Arnsberger Rat 1990 beschlossen hatte. Nachdem die Stadt ein Grundstück mitten im Dorf hinter der Kirche gekauft hatte, war Eigeninitiative gefragt, denn das Stadtsäckel gab für die Gestaltung nichts mehr her. Fleißige Männer gründeten 1995 den „Arbeitskreis Dorfplatz“, sammelten Ideen und notwendigerweise auch Spenden.  

Brunnen, Freistuhl, Backhaus als Hinweise auf Geschichte des Dorfes 

Klar war, dass sich im Ortsmittelpunkt die Geschichte von Müschede widerspiegeln sollte. Deshalb legte man besonderen Wert auf die Freilegung des Heimkebaches, dessen Quellwasser verrohrt unterhalb des Platzes verlief. Ein Backhaus sollte an das Bäckerhandwerk erinnern und ein Freistuhl Hinweise auf die damalige Gerichtsbarkeit geben. Die Einweihung am 26. August 2000 zeigte, dass die Initiatoren viele der Ideen verwirklicht hatten. Regelmäßig wird im historischen Backhaus in einem über 100 Jahre alten Ofen aus einem Müscheder Bauernhof Brot gebacken und oft für gemeinnützige Zwecke verkauft. Darüber hinaus finden jedes Jahr mehrere Veranstaltungen statt, wie zum Beispiel das traditionelle Maibaumaufstellen. Damals unter Federführung des Männergesangvereins, nach dessen Auflösung übernahm der Chor „Junge Harmonie“ die Aufgabe. Mit den Jahren hat der Dorfplatz allerdings an Attraktivität verloren. Die Männer der ersten Stunde können sich aus Altersgründen nicht mehr um die Pflege kümmern, auch leben längst nicht mehr alle. Zwischenzeitlich hatten sich dankenswerterweise Akteure der Dorfvereine der Pflege angenommen, aber auch das war eingeschlafen.  

Der Teich als Anziehungspunkt für die kleinen Besucher 

Nun aber wurde der Ort nicht nur zu neuem Leben erweckt, sondern umgestaltet und aufgewertet. Öffentliche Gelder von Land und Stadt haben es ermöglicht, dass sich der Dorfplatz zu einem ansehnlichen Dorfpark gemausert hat. Die Ergebnisse der im Jahr 2017 durchgeführten Dorfgespräche mit interessierten Bürgern und Vertretern der Stadt wurden Anfang 2021 in die Tat umgesetzt. Ahorn-Bäume am südlichen und nördlichen Eingang symbolisieren Ein- und Ausgang des Platzes. Innerhalb des Bereiches gibt es Spielmöglichkeiten für Jung und Alt. Eine Boulebahn lädt die Älteren zum Spielen ein. Der Teich hat sich zum Wasserparadies entwickelt, das von kleinen und großen Kindern schnell in Besitz genommen wurde. Obwohl kurz nach Fertigstellung noch recht kühle Temperaturen herrschten, stampften die Kleinen mit oder ohne Gummistiefel im kalten Wasser oder ließen dort ihre Bötchen fahren. Eltern brauchen sich nicht zu sorgen, denn mit Kies aufgefüllt, gestattet er gefahrloses Plantschen. Ein Teilbereich wurde abgetrennt, dort entwickelt sich ein Biotop, in dem Fauna und Flora ungestört leben. Wenn die Kinder es zulassen, denn Zäune laden naturgemäß zum Überwinden ein. Deshalb kann jeder dort seit einiger Zeit eine Geschichte lesen, die sich Martina Geilker ausgedacht hat: 

„Liebe Entdeckerinnen und Entdecker, liebe Kinder, 
wir, die Molche aus dem Dorfplatzteich, haben eine Bitte: 
Lasst uns doch gerne hier wohnen, wir fühlen uns sehr wohl in unserem alten, modrigen Teich. 
Es ist sehr lieb, dass einige von euch denken, in dem neuen, sauberen Teich würden wir uns wohler fühlen, aber dort finden wir keine Nahrung und sind auch dem Fischreiher schutzlos ausgeliefert. 
Leider sind schon einige unserer Freunde verschwunden, weil sie aus dem unteren Teich weggetrieben sind. Daher lasst uns doch bitte weiter in unserem wunderbaren oberen Teich leben. 
Eure Molche vom Dorfplatz Müschede 

Ehrung für Hermann Aufmkolk 

Ein Highlight erwartet die Müscheder in den nächsten Wochen. Wenn es Corona zulässt, soll der Park mit einem Festakt eingeweiht werden. Dabei wird dem verstorbenen Hermann Aufmkolk posthum eine besondere Ehre zuteil. Hermann Aufmkolk war ein Politiker, der sich unermüdlich für Müschede eingesetzt hat. Der Plan für einen Dorfmittelpunkt und dessen Umsetzung ist maßgeblich auf sein Wirken zurückzuführen. Jahrelang beteiligte er sich an der Pflege. Vor allem der Teich lag ihm am Herzen, sodass er nun seine helle Freude an der Neuanlage hätte. Müscheder werden sich gerne an ihn und sein Engagement erinnern, wenn sie über den „Hermann-Aufmkolk-Weg“ schlendern.