Die ersten 100 Tage beim BVB

Quelle: Mareen Meyer

Interview mit der Fußballspielerin Ann-Katrin Lau

Nach einem schweren Fahrradunfall schien die Karriere der Fußballspielerin Ann-Katrin Lau im Mai 2020 frühzeitig beendet zu sein. Ann-Katrin ließ sich aber nicht unterkriegen und erkämpfte mit großem Fleiß und Ehrgeiz die Rückkehr in den geliebten Sport. WOLL-Autor Joachim Nierhoff traf die Drolshagenerin für ein Interview.

WOLL: Der Wiedereinstieg verlief, anders als eigentlich geplant, nicht bei ihrem Stammverein dem SC Drolshagen, sondern bei einem ganz anderen, sehr renommierten Fußballverein, wie kam es dazu?

Ann-Katrin: Borussia Dortmund wollte eine neue Frauenmannschaft aufstellen und suchte dazu Spielerinnen, die im Umkreis von Dortmund beheimatet sein sollten. Um in die nähere Auswahl zu gelangen, musste man sich mit einem Video bewerben. Von knapp 150 Vorstellungsvideos wurden 50 Spielerinnen zum Probetraining eingeladen, davon wurden 24 der Probandinnen ausgewählt und eingeladen, in der ersten Frauenmannschaft des BVB mitzuspielen.

WOLL: Der BVB fängt also mit seiner ersten Frauenmannschaft in der untersten Fußballklasse an?

Ann-Katrin: Ja, und zwar in der Kreisliga A Dortmund, die aus zwei Gruppen mit jeweils zehn Mannschaften besteht. Die beiden erstplatzierten Mannschaften müssen am Ende der Saison um den Aufstieg in die nächst höhere Liga spielen.

WOLL: Demnach lernen Sie jetzt viele Dortmunder Vororte kennen, sind die Spiele härter als in der Landesliga, wo die Frauenmannschaft des SC Drolshagen spielt?

Ann-Katrin: Bisher kannte ich fast nur den Weg ins Dortmunder Stadion, wo die Bundesligamannschaft der Herren spielt, und einige Vororte, deren Mannschaften in der Landesliga unsere Gegner waren. Doch nun lerne ich alle möglichen Vororte wie etwa Derne, Kirchderne oder Sölderholz kennen. Die technischen Fähigkeiten der Spielerinnen in einer Kreisliga sind natürlich etwas schwächer ausgebildet als in einer Landesliga, ich würde die Spielhärte als etwas gröber bezeichnen.

Quelle: Mareen Meyer

WOLL: Wie war das erste offizielle Spiel für den BVB?

Ann-Katrin: Das erste Testspiel gegen die ebenfalls neu gegründete Frauenmannschaft des TSV 1860 München war natürlich ein totales „Highlight“ für das gesamte Team. Vor rund 1.300 Zuschauern im alten Stadion Rote Erde schoss ich das erste Tor für den BVB – direkt vor den Augen von Dr. Reinhard Rauball, Carsten Cramer, Nobby Dickel und Edin Terzic.

WOLL: Wie fällt die Bilanz nach den ersten 100 Tagen der Frauenmannschaft des BVB aus?

Ann-Katrin: Das gesamte Umfeld gefällt mir sehr gut und auch die Mannschaft wächst immer enger zusammen, obwohl wir alle aus verschiedenen Vereinen kommen.

WOLL: Was sind die nächsten Ziele?

Ann-Katrin: Im Vordergrund steht der Aufstieg in die nächsthöhere Liga, das wäre dann die Bezirksliga Dortmund/Hagen und Umgebung. Bisher haben wir noch kein Gegentor kassiert und stehen unangefochten auf dem ersten Platz. Entscheidend wird wohl das Endspiel um den Aufstieg gegen den Ersten der anderen Gruppe sein. Wir streben aber auch den Sieg im Kreispokal an, der dann dazu berechtigt, in der nächsten Runde um den Westfalenpokal mitzuspielen.

WOLL: Nun aber zu Ihnen, warum sind sie Fußballspielerin geworden? Mädchen sind doch meist in anderen Sportarten wie Turnen, Leichtathletik oder Schwimmen zu Hause. Fußball galt doch noch bis vor mehreren Jahren als Männerdomäne.

Ann-Katrin: Meine älteren Brüder waren immer auf dem Fußballplatz und im entsprechendem Alter wollte ich unbedingt auch spielen. Zuerst habe ich bei den Jungs mitgespielt, als Zwölfjährige habe ich dann parallel noch in der neu gegründeten Mädchenmannschaft des SC Drolshagen mitgespielt und zwar bei den B-Juniorinnen, obwohl ich dafür eigentlich noch zu jung war.

Mit der Frauenmannschaft waren wir dann sehr erfolgreich, wurden zweimal Meister marschierten von der Kreisliga direkt bis zur Landesliga durch. Dazu kamen noch einige Pokalsiege und in Zukunft (lacht) hoffentlich noch mehr beim BVB.

WOLL: Spielerin allein reicht ihnen wohl nicht, denn als Trainerin betreuen Sie ja auch noch den Nachwuchs des SC Drolshagen.

Ann-Katrin: Ja, so oft wie es zeitlich passt, trainiere ich die E-Jugend, also Mädchen und Jungen unter elf Jahre. Zurzeit haben wir 28 Kids, die in zwei Mannschaften eingeteilt sind. Bei uns steht ganz klar die Freude am Spiel und die Entwicklung im Vordergrund. Ergebnisse zählen in der aktuellen Spielklasse noch nicht. Die Liga nennt sich „Fairplay Liga“, so gibt es auch keinen Schiedsrichter, der das Spiel leitet. Die Kinder sollten möglichst selbst entscheiden, wann ein Foul gespielt wurde und sich untereinander einigen. Das klappt erstaunlich gut.

Quelle: Victoria Jung
Ann-Katrin Lau

WOLL: Hatten Sie denn auch als Trainerin größere Erfolge?

Ann-Katrin: Da ich in den letzten fünf Jahren immer die E-Jugend trainiert habe, und dort die Ergebnisse nicht in einer Tabelle gewertet werden – eigentlich nein. Jedoch sehe ich es als großen Erfolg an, zu sehen, wie sich die Kinder entwickeln und die erlernten Dinge aus dem Training erfolgreich im Spiel umsetzen.

WOLL: Sicherlich liegen die größeren Ziele auch im Bereich der eigenen spielerischen Weiterentwicklung und damit beim BVB. Was wünschen Sie sich für die zukünftige Laufbahn beim BVB?

Ann-Katrin: Erst einmal den Aufstieg in die nächste Liga, das Erreichen der nächsten Pokalrunde und besonders wünschenswert wäre es, wenn ich von schweren Verletzungen verschont bliebe. Für die nächsten Jahre möchte ich so lange wie möglich im schwarz-gelben Dress auf dem Fußballplatz aktiv sein.

WOLL: Wir bedanken uns ganz herzlich für dieses erfrischende Interview und wünschen Ihnen für ihre berufliche, spielerische und private Zukunft alles Gute und weiterhin viel Erfolg.