Die Bollerwagenfabrik macht (Männer-)Träume wahr!

Die Saison ist eröffnet…

Mit Sack und Pack durch das Land der tausend Berge, so schnell es eben das Tempo des Handwagens zulässt; bei der ersten Steigung gemeinschaftlich zugepackt, oben angekommen für die geleisteten Mühen mit einem erfrischenden Kaltgetränk entlohnt – kurz gesagt: Bollerwagen ist ein Lebensgefühl! Dies wird im Sauerland traditionell am 1. Mai und am Vatertag ausgelebt, doch schon seit geraumer Zeit begegneten Jens Müller und Fabian Voss auf ihren ausgedehnten Touren durchs Repetal immer weniger Gruppen, die ihren Proviant auf Rädern hinter sich herzogen. Anlass genug für die beiden Heldener, diese Situation zu ändern.

Handarbeit aus dem Repetal

„In unserer Jugendzeit kamen am 1. Mai immer tausende Menschen auf die Sonnenalm im Repetal; viele davon hatten ihren eigenen Bollerwagen dabei. Doch irgendwie scheint diese Form der Gemütlichkeit ein wenig in Vergessenheit geraten zu sein, und das nicht erst seit Corona…“, erzählt Fabian Voss. Warum das so ist, können sich die beiden Handwagen-Fans nicht erklären; für sie selbst hatten die gemeinschaftlichen Touren immer eine große Bedeutung.

Bollerwagenfabrik Feuerwehrauto“: Mit ihren Bollerwagen erregen Jens Müller und Fabian Voss viel Aufsehen.

Den Wonnemonat ohne den Bollerwagen begrüßen, das kam für die Beiden nie in Frage. Und doch wäre es 2014 fast so weit gekommen: Der eigene Bollerwagen war kaputt, auf ein Klappergestell aus dem Baumarkt wollten sich die Freunde nicht wieder verlassen; so bauten sie kurzerhand ihren ersten Bollerwagen. Stilecht mit Stehtisch, Getränkehalter und Sonnenschirm – das Aufsehen auf den Sauerländer Waldwegen war groß. „Wir kamen kaum noch vorwärts. Immer wieder sprachen uns Leute an und fragten, wo man diesen tollen Bollerwagen kaufen könne. Das hat uns echt überrascht, denn wir hatten ihn ja nur für uns selbst gebaut“, erinnert sich Jens Müller an die erste Ausfahrt.

Doch die Nachfrage ließ nicht nach, das Interesse war nicht nur im eigenen Freundeskreis groß, und so entschlossen sich Fabian Voss und Jens Müller zwei Jahre später, die Bollerwagenfabrik zu gründen und ihre Modelle auch zu verkaufen. Qualität steht dabei für sie an oberster Stelle, denn laut den beiden Handwagen-Profis ist „nichts nerviger, als mit einem klapprigen Gestell unterwegs zu sein und womöglich noch ein schlecht montiertes Rad zu verlieren. Dann macht der Bollerwagen seinem Namen wirklich alle Ehre!“

Damit das bei den Fahrgestellen aus dem Repetal auf keinen Fall passieren kann, bringen der Schreiner- und Tischlermeister Jens Müller und der gelernte Industriemechaniker Fabian Voss ihre Fachkompetenz bei der Entwicklung und Produktion immer zusammen: Handgeschweißte und pulverbeschichtete Fahrgestelle, Edelstahlachsen, Luftreifen, passgenaue Verarbeitung von Holzverkleidungen und Getränkehaltern sorgen dafür, dass die Bollerwagen fast schon unzerstörbar sind; jedenfalls sind in der fast fünfjährigen Unternehmensgeschichte noch keine Klagen gekommen…

Eine Zukunft für den Bollerwagen

„Für die meisten Sauerländer geht die Bollerwagen-Saison demnächst erst los. Eigentlich kann man aber ganzjährig so unterwegs sein: Unser Glühwein-Modell hat zum Beispiel einen integrierten Heizstrahler, das Karnevals-Spezial genügend Platz für Kamelle und der Feuerwehrwagen LED-Martinsblitzleuchten“, schwärmt Fabian Voss von den vielfältigen Einsatzmöglichkeiten. „Neunzig Prozent unserer Zielgruppe sind männlich, doch wir produzieren zum Beispiel auch pinke Bollerwagen, die schon auf Hochzeiten zum Einsatz kamen.“

Zwei bis drei Wochen dauert es, bis die individuelle Anfertigung komplett montiert per Spedition geliefert wird; der Bestseller „Bollerwagen Deluxe“ ist meist schon innerhalb von ein bis zwei Tagen beim Kunden. Um die Nachfrage auch vor den Maifeiertagen bewältigen und pünktlich liefern zu können, bekommt die Bollerwagenfabrik Unterstützung von den Werthmann Werkstätten der Caritas in Attendorn. Vom 1-Achser über den klassischen Kinder-Handwagen bis zum Luxusmodell mit Zapfanlage und Nassdurchlaufkühlung ist für jeden Geschmack und Geldbeutel etwas dabei.

Bollerwagenfabrik Stehtisch“: Ein erfrischendes Kaltgetränk entlohnt für die Mühen beim Ziehen.

Besonders im flachen Norddeutschland, wo der Bollerwagen ursprünglich herkommt, sind schon zahlreiche Exemplare aus dem Repetal unterwegs, doch auch nach Österreich werden sie verkauft. Und vielleicht wird der Bollerwagen in diesem Frühling auch im Sauerland ein Revival erleben, die Zeichen stehen jedenfalls gut: Denn noch nie war es sinnvoller, den eigenen Tisch einfach selbst dabei zu haben, anstatt an den beliebten Ausflugszielen verzweifelt nach dem letzten freien Platz zu suchen; noch nie begehrter, naturverbunden im Wald vor der Haustür, anstatt in der Ferne unterwegs zu sein!