„Die Berufe entwickeln sich viel schneller als das bbz.“

Quelle: WOLL Magazin

Nordrhein-Westfalens Bildungsministerin Dorothee Feller zu Gast beim Handwerk

Die berufliche Bildung ist eine der großen Herausforderungen im nordrheinwestfälischen Schulsystem. Gerade deshalb ist NRW-Bildungsministerin Dorothee Feller der Austausch mit den Handwerkskammern wichtig. Vor diesem Hintergrund besuchte die Politikerin jetzt das Berufsbildungszentrum (bbz) Arnsberg.

Im Gespräch mit Präsident Jochen Renfordt, Hauptgeschäftsführer Hendrik Schmitt, dessen Stellvertreter Fabian Bräutigam und Geschäftsführerin Sabine Blume erfuhr die Ministerin von den aktuellen Herausforderungen des bbz hinsichtlich der Gebäude, der technischen Ausstattung und des Bildungspersonals.

Kurz und kompakt stellte Geschäftsführerin Blume zunächst das Arnsberger Berufsbildungszentrum vor. In Südwestfalen, so Blume, gebe es eine Fülle von starken und innovativen Handwerksbetrieben. Als Flächenland habe man aber auch mit den teilweise großen Entfernungen zu kämpfen. Kompensieren könne man dies in gewisser Weise mit einem im bbz ansässigen eigenen Internat, das mit rund 55.000 Übernachtungen pro Jahr sehr gut angenommen werde. Nichtsdestotrotz stelle ein solches Internat auch eine besondere finanzielle Herausforderung dar, die man aus den Mitgliedsbeiträgen und Kursgebühren allein kaum stemmen könne. „Dass wir das Internat vorhalten, ist für uns wesentlich“, betonte die Geschäftsführerin. Gerade von Teilnehmern aus dem Baubereich werde das Angebot dankend angenommen.

Hauptgeschäftsführer Hendrik Schmitt hob hervor, dass man als Bildungszentrum versuche, die Ausbildung immer irgendwie zu ermöglichen. „Die Problematik ist jedoch das irgendwie. Unser Ziel ist es, die Menschen für den Beruf zu begeistern. Dies ist mit einem irgendwie jedoch nicht möglich.“

Über 700 Ausbildungsstellen waren beim Besuch der Ministerin noch unbesetzt. Handwerksbetriebe müssen immer mehr um die Auszubildenden buhlen und lassen sich auch einiges dazu einfallen, junge Menschen für das Handwerk zu begeistern. Gleichzeitig zeigt sich, dass häufig Grundfertigkeiten – wie Lesen, Schreiben und Mathematik – nicht in dem Maß vorhanden sind, wie eigentlich erforderlich.

Aktuelle Zahlen aus dem IQB-Bildungstrend lassen ebenfalls nichts Gutes erahnen. So erreicht in Nordrhein-Westfalen rund ein Viertel der Viertklässler den Mindeststandard in Lesen und Mathematik derzeit nicht. Keine guten Aussichten für die Zukunft und eine große Herausforderung für die schulische Ausbildung der nächsten Jahre.

Schul- und Bildungsministerin Dorothee Feller: „Das Ministerium für Schule und Bildung packt die großen Herausforderungen im Schulbereich mit Verbindlichkeit, Verlässlichkeit und klaren Schwerpunktsetzungen an. Wir stärken die Basiskompetenzen in der Grundschule und arbeiten daran, die Lehrerversorgung der Schulen zu stärken. Unser Ziel ist, dass unsere Schülerinnen und Schüler nach ihrer Schulzeit erfolgreich durchstarten können. Für die Landesregierung sind die akademische und berufliche Bildung gleichwertig. Wenn es uns gelingt, junge Menschen für eine Ausbildung zu begeistern, ist das nicht nur ein Gewinn für die Betriebe, sondern für die Gesellschaft als Ganzes.“

Die Rahmenbedingungen müssten einfach stimmen, so Blume. Denn anders lasse sich der anstehende Transformationsprozess, bedingt durch den Klimawandel und den damit einhergehenden Wandel in den Handwerksberufen, nicht bewerkstelligen. „Die Berufe entwickeln sich schneller als das bbz“, fasst HwK-Präsident Jochen Renfordt die Problematik zusammen.