„Die Bauern im HSK lassen sich nicht unterkriegen“

Kreislandwirt Stefan Belke aus Winkhausen verabschiedet sich:

Milchviehhalter Stefan Belke aus Winkhausen hat sich am 8. November als Kreislandwirt des HSK verabschiedet. Die Landwirte wählten im Oktober die neuen Mitglieder der Kreisstelle.

Aus den Reihen dieser Vertreter ging Brigitte Wullenweber aus Enkhausen bei Meschede als neue Kreislandwirtin hervor. Zusammen mit ihrem Mann Thomas bewirtschaftet sie einen Milchviehbetrieb und bietet Urlaub auf dem Bauernhof an.

Nicht mehr zur Wahl

Belke wurde am 21. Mai 2013 als Kreislandwirt des Hochsauerlandkreises gewählt und löste damals Hubertus Peitz aus Ebbinghof ab, der aus gesundheitlichen Gründen von diesem Amt zurückgetreten war. Am 18. Oktober 2023 fanden nun neue Wahlen statt. „Ich habe mich nach mehr als zehn Jahre in diesem Amt entschlossen, aufzuhören. Irgendwann kommt man an den Punkt, an dem man merkt, dass es gut ist. Wenn die Arbeit auf dem Hof, die Familie und man selbst zu kurz kommt, schadet das nicht nur einem selbst, sondern auch dem Amt. Das hat dieses wichtige Ehrenamt nicht verdient und auch die Bäuerinnen und Bauern nicht. Außerdem: Wie so oft bei Personen, die im Ehrenamt stehen und ein zweites oder sogar drittes Amt ausüben, läuft man Gefahr, den Fokus zu verlieren. Das ist nicht gut, jedes Amt erfordert den absoluten Einsatz dafür. An Tagen mit zehn bis zwölf Stunden Ehrenamt bleibt wenig Zeit für den Hof, der von meinem Sohn und mir im Spagat zwischen nebenlandwirtschaftlicher Tätigkeit, Direktvermarktung und Ehrenamt bewirtschaftet werden will“, erklärt Stefan Belke.

Der Winkhauser Landwirt hat regelmäßig im WOLL-Magazin über die regionalen Entwicklungen der Landwirtschaftes berichtet. Seiner Meinung nach hat sich die Landwirtschaft im Hochsauerland in den letzten Jahren gut für die Zukunft aufgestellt: „Die Betriebe haben sich spezialisiert. Um die 1970er Jahre dominierten Gemischtbetriebe. Heute liegt der Schwerpunkt entweder in der Milchproduktion, der Mutterkuhhaltung, der Schweineproduktion, im Weihnachtsbaumanbau, in der Kartoffelproduktion oder in der Legehennenhaltung. Auch Nischen wie Ziegenhaltung oder traditionelle Schafhaltung haben ihren Platz. Dabei spielt in allen Bereichen die ökologische Wirtschaftsweise ebenfalls eine Rolle.“

Die Landwirtschaft im HSK hat sich positiv entwickelt. Sie stellt sich den vielen Zukunftsaufgaben und Herausforderungen. Die Möglichkeiten wie auch die Schwierigkeiten, welche unsere Mittelgebirgsregion ausmachen, prägen seit Jahrhunderten das Wirtschaften in der Landwirtschaft. Aber: „Wir bieten Urlaub auf unseren Höfen an, produzieren erstklassige Nahrungsmittel, Futtermittel und Holz. Der Sturm Kyrill hat uns damals stark zugesetzt und den Waldbauern das Herz gebrochen. Der Borkenkäfer mutiert nun zu einem chronischen Schmerz für alle, die vom Wald leben und ihn lieben. Junge Hofnachfolgerinnen und -nachfolger stehen bereit, Verantwortung für Tier, Natur und Umwelt zu übernehmen. Man muss sie nur lassen“, erklärt Belke.

Überbordende Bürokratie

Er sieht aber leider auch große Probleme, vor denen junge Hofnachfolgerinnen und -nachfolger stehen: „Wenn unserer landwirtschaftlichen Zukunft das Wirtschaften durch überbordende Bürokratie schwer gemacht wird, macht mich das wütend. Anstatt sich um seine Tiere zu kümmern, muss der Landwirt beispielsweise ein Weidetagebuch führen, um den Kotanfall auf der Weide in die Düngemitteldokumentation einfließen lassen zu können. Dokumentation von Düngung, Pflanzenschutz, Erntemengen, Antibiotikaeinsatz, tiermedizinischen Behandlungen, Schlachtbefunderhebungen, Erosionsbeobachtung, Genehmigungsverfahren bei Grünlandumbruch, CO²-Fußabdruck der Erzeugnisse und Produktion usw. lassen den oft 15 Stunden-Tag noch mit zwei bis drei Stunden Büroarbeit enden. Aber wir sind trotzdem für die Zukunft gut aufgestellt und nehmen unsere Chancen wahr. Dazu gehört auch, dass wir uns mit Freiflächenphotovoltaik beschäftigen, Windkraft als eine neue Chance sehen und überlegen, wie wir den Wald der Zukunft aufstellen.“

Für Stefan Belke war in seiner Amtszeit der Dialog wichtig. „Nur durch Gespräche miteinander und nicht übereinander, lassen sich Probleme anpacken und lösen. Dazu gehörte auch, immer ein offenes Ohr für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unserer Geschäftsstelle zu haben. Die Kolleginnen und Kollegen machen einen tollen Job, der oft unterschätzt wird. Ich scheide zufrieden aus meinem Amt, mit der Gewissheit, nicht alles richtig gemacht, es aber zumindest versucht zu haben. Meiner Nachfolgerin Brigitte Wullenweber wünsche ich für ihre Arbeit alles erdenklich Gute und so viele Glücksmomente, wie ich sie erleben durfte“, verabschiedet sich Stefan Belke.

Was macht der HSK-Kreislandwirt?

In erster Linie ist der Kreislandwirt der Ansprechpartner für fachliche Fragen rund um die Landwirtschaft. Der Kreislandwirt ist der Repräsentant der Landwirtschaftskammer NRW in seinem Kreis und dafür verantwortlich, dass die der Kreisstelle obliegenden Aufgaben ordnungsgemäß erledigt werden. Er hält Kontakt zu den Ortslandwirten und Kolleginnen und Kollegen in der Kreisstelle, lädt zu Kreisstellensitzungen ein, ist gesetztes Mitglied in den landwirtschaftlichen Vereinen und Institutionen des Kreises, der biologischen Station, sowie des Kuratoriums in Hardehausen.

Die Teilnahme an den Kreisvorstandssitzungen und den Winterversammlungen des WLV im HSK, dem Kreislandfrauentag, der Erntepressekonferenz, den Tierschauen und Kleintierzüchterwettbewerben sind ebenfalls immer Gelegenheiten mit den Berufskolleginnen und Kollegen in Kontakt zu treten. Gespräche mit dem Landrat, den Bürgermeistern der Städte, gehören ebenso dazu. Hinzu kommen die zahlreichen Termine der Ausschüsse, Beiräte und Kreislandwirtetagungen in Münster oder Köln und natürlich der ständige Austausch mit den Lehrerinnen und Lehrern sowie den Studierenden der Fachschule für Agrarwirtschaft in Meschede.