Die 50er-Jahre – hier werden sie gelebt und geliebt

Das Privatmuseum der Neheimer Regina und Jürgen Guder

Es begann 1998 mit einem VW Käfer von 1956, auch „Ovalis“ oder Ovalkäfer genannt. Das Gefährt befand sich bei der Besichtigung in einem wohl sehr bedauerlichen Zustand. Regina und Jürgen Guder erstanden den Wagen und holten ihn in Vosswinkel ab. Eine zeitaufwendige Restauration durch Jürgen Guder folgte. Im deren Verlauf hatte Regina Guder die Idee, den restaurierten Käfer mit einigen Dingen aus den 50er Jahren nett zu ergänzen. Die obligatorische Blumenvase nebst Kunstblumen war schnell gefunden. Dies war der Beginn einer ungewöhnlichen und bis heute andauernden 50er-Jahre- (Sammel-) Leidenschaft.

Teils aus den Kellern der Verwandschaft, von Trödelmärkten und Ebay-Versteigerungen und vom Sperrmüll wuchs der 50er-Jahre-Fundus der Familie Guder fast automatisch und mit beeindruckender Geschwindigkeit und Konstanz. Vieles wurde mit Freunden auch untereinander getauscht. Irgendwann entstand so die ebenso hilfreiche wie außergewöhnliche Idee, alle bisher zentral gesammelten Exponate in den Räumen des eigenen Hauses zu zeigen. Und dies thematisch und stilistisch, genau im Stil dieser Zeit.

Mit Leidenschaft und Akribie

Ein Flurbereich mit Garderobe, Tütenlampen, Bildern, Teppichen. Alles original die 50er-Jahre. Ich bin doch sehr beeindruckt. Vor allem von der Liebe zum Detail und zur Genauigkeit. Regina und Jürgen Guder sind da, glaube ich, absolute Überzeugungstäter. Das alles ist nicht nur aus den 50er Jahren. Das sind die 50er Jahre. Wohnzimmer, Küche, Arbeitszimmer. Ich kann es kaum glauben. Wären da nicht die stilecht angezogenen, musealen Figuren, verteilt in den einzelnen Räumen; man könnte sich zu 100 Prozent in den 50er-Jahren wähnen. Chapeau, Familie Guder. Das ist wirklich gelungen.

Eine klare Botschaft: Zeitgeschichte muß erhalten werden.

Fragt man die beiden Neheimer nach ihrer Intention, wird schnell klar, worum es ihnen geht: „Es ist uns wichtig, diese Sachen zu erhalten. Überhaupt geht es auch um den Erhalt von Zeitgeschichte. Wir wollen auch ein klein wenig das Zeitgefühl dieser Jahre sichtbar und erfühlbar machen.“

Qualität und Nachhaltigkeit

Gerade habe ich die Eindrücke der unteren Etage für mich verarbeitet, folgt ein weiterer Höhepunkt. In der oberen Etage haben Regina und Jürgen Guder einen EDEKA-Markt aus Kallenhardt originalgetreu wieder aufgebaut. Gefüllte Regale mit Artikeln der Wirtschaftswunderjahre, Wursttheke, Kassenbereich. Es ist fast unglaublich, mit wieviel Details dieser Laden authentisch ausgestattet ist. Fast möchte man sich eine Praline mitnehmen. Gefragt nach besonders interessanten Eigenschaften der Gegenstände aus dieser Zeit sind ist das

Ehepaar sich einig: „Die Qualität und damit die Nachhaltigkeit der Dinge aus den 50er Jahren ist legendär. Fast alles funktioniert noch.“

So ist es nicht verwunderlich, das sich zum Oval-Käfer auch noch ein Brezel-Käfer von 1949, ein Käfer “Herbert” von 1965 und ein Kübelwagen von 1945 gesellen. Alle aufwendig und liebevoll von Jürgen Guder restauriert. Fahrbereit sind alle vier. Und jetzt wieder (fast) wie neu.

Ein guter Ort zum Entspannen

Familie Guder entspannt übrigens am liebsten in ihrem 50er-Jahre-Interieur. Wenn aus dem alten Röhrenradio schöne Musik kommt, den Tütenlampen ein wohliges, warmes Licht entströmt, ist die Zeit scheinbar aufgehoben und die Entspannung perfekt. Regina und Jürgen Guder lieben die 50er-Jahre nicht nur, sie leben sie auch.