Der Winter naht

Vorbereitungen zum Saisonstart beim Hunaulift

Ein gutes Gespür fürs Wetter und viel Erfahrung darin, den Wetterbericht zu interpretieren, gehören zu seinen wichtigsten Fähigkeiten. Christian Lingemann muss entscheiden, ob er die Schneeerzeuger einschaltet und die Mitarbeiter zusammenruft. 60 Mitarbeiter sind jeweils gleichzeitig im Einsatz, wenn die Lifte laufen: Parkplatzeinweiser, Ticketverkäufer, Techniker, Hangpersonal, Küchenkräfte, Servierkräfte und auch Winterretter. „Mittwoch oder Donnerstag muss ich entscheiden, ob ich das alles in Schwung bringe, wenn der Lift am Wochenende laufen soll.“

Bevor Christian Lingemann über den Start der Anlage nachdenken kann, hat er schon zwei Monate intensiver Vorbereitungen hinter sich. Die Pisten müssen freigeschnitten und von Hindernissen wie herabgefallenen Ästen befreit werden. Teile des Skihangs werden jedes Jahr frisch gemulcht. Alle über 100 möglichen Mitarbeiter und Helfer müssen angerufen werden mit der Frage, ob sie in der nächsten Saison wieder dabei sein wollen. Am 01.11. ist dann traditionell Mitarbeiterversammlung. In diesem Jahr ist die Stimmung gedrückter als sonst. Allen ist klar: Dieser Winter muss gut werden. Der Lockdown im letzten Winter hat sämtliche Rücklagen aufgebraucht – und das bei perfekten Schneebedingungen. „Dass in der Pandemie ein Hüttenbetrieb nicht ging, war klar. Aber warum wir nicht skilaufen durften, bleibt ein Rätsel. Wir sind dabei an der frischen Luft und haben einen natürlichen Abstandhalter von 1,5 Metern unter den Füßen“, geht es Christian Lingemann durch den Kopf.

1969 wurde die Liftanlage am Nordhang der Hunau eingerichtet, weil dort oft noch bis in den Mai hinein Naturschnee lag. Diese Zeit ist lange vorbei. Ohne Kunstschnee ist heute ein Ski-Abfahrtsbetrieb kaum noch möglich. Auch die Beschneiungstechnik muss schon Wochen vor Saisonbeginn vorbereitet werden: Die Vorratsteiche müssen abgelassen, gereinigt und neu befüllt werden. Alle Pumpen und Anlagen müssen montiert und überprüft werden. Damit sie Kunstschnee zuverlässig erzeugen können, muss die Temperatur auf über 800 Höhenmetern stabil unter -3 ºC liegen und das bei relativ hoher Luftfeuchtigkeit. „Oft wundern sich die Leute, warum wir die Schneekanonen nicht in Betrieb haben, wenn in den Dörfern in der Nacht tiefer Frost herrscht“, erzählt Christian Lingemann. „Hier oben auf der Hunau haben wir dann aber oft Plusgrade.“ In den letzten Jahren ist eine Inversionswetterlage – früher die große Ausnahme – im Sauerland eher zur Regel geworden. Das heißt, dass es in den Tälern kälter ist als auf den Bergen. „Mehr Schnee als im Sorpetal haben wir hier oben aber auf jeden Fall. Oft sind es über 60 cm, wenn unten nur 20 cm liegen.“

Wenn die Saison näherrückt, klettert Christian Lingemann auf die Masten der Schlepplifte. Die Sicherheitsüberprüfung steht an und die Schleppgehänge müssen montiert werden. Zuletzt geht es dann noch darum, die Kassensysteme zu programmieren, den Kartenvorverkauf zu starten, die Gebäude zu reinigen und natürlich die „Getränkeleitungen sauberzumachen und zu testen“.

Christian Lingemann

Danach fehlt nur noch der Schnee. Wenn er kommt, sind der Betriebsleiter und sein Team von 7 bis 23 Uhr vor Ort. „Das gibt ordentlich Überstunden, die ich im Sommer dann abfeiern kann.“ Das heißt aber nicht, dass er sofort frei hat, wenn der Winter vorbei ist. Zwei Monate Nachbereitung mit Saubermachen und Reparieren stehen nach durchschnittlich drei intensiven Betriebsmonaten noch an.

Und im Sommer? Bisher ist die Anlange an der Hunau den Sommer über verwaist – und produziert Kosten. Christian Lingemann hat deshalb einige Ideen für ein Sommergeschäft: Die Parkplatzanlage könnte als Wohnmobilstellplatz genutzt werden. Sanitäranlagen sind ja vorhanden. Und für diejenigen, die einmal ganz rustikal unter freiem Himmel nächtigen wollen, könnten Hängematten zwischen die Liftmasten gespannt werden. Vor allem aber ist der Nordhang der Hunau ein Dorado für Naturfreunde. Viele seltene Tier- und Pflanzenarten haben dort ein Rückzugsgebiet. Der obere Teil grenzt an ein großes Naturschutzgebiet. Im unteren, nicht unter Schutz stehenden Teil, sind aber auch viele der Arten zu finden und dort könnten Kräuterführungen angeboten werden. Schulklassen könnten dort eigene Bio-Projekte realisieren und zum Beispiel erforschen, unter welchen Bedingungen heimische Orchideenarten an der Hunau ebenso gedeihen können wie zum Beispiel auf dem Westfalenhang bei Altastenberg.

Eine Voraussetzung muss allerdings erfüllt sein, damit aus diesen Ideen etwas wird: Der kommende Winter muss Geld in die Kasse bringen. Ansonsten endet die über 50-jährige Geschichte des Hunauliftes mit dieser Saison.