Der Vater des Eifelkrimis

Quelle: EIFELhautnah

SAUERLAND UND EIFEL – ZWEI BESONDERE MITTELGEBIRGSREGIONEN IN DEUTSCHLAND

Das WOLL-Magazin und das von dem Sauerländer Hubertus Föster für die Eifel herausgegebene Magazin  „EIFEL hautnah“ bieten ihren Lesern einen besonderen  Service über die eigene Region hinaus. Zwei Seiten  Berichterstattung aus dem Sauerland in EIFEL hautnah  und umgekehrt Berichte aus der Eifel im WOLL-Magazin  einen den Blick „über die Grenzen“ der  eigenen Heimat. 

Der Krimibestsellerautor und Journalist Jacques Berndorf alias  Michael Preute ist am 3. Juli im Alter von 85 Jahren gestorben. Er  war „das Original, der Vater des Eifelkrimis“, wie der Begründer  des renommierten Eifel Literatur Festivals, Dr. Josef Zierden aus  Prüm, meint. Auch andere Weggenossen Preutes sehen das so. Sie  sind sich einig: Er hat die Eifel als Touristikregion richtig bekannt  gemacht. 

Dass die Geschichte des Eifelkrimi-Erfinders  Michael Preute mit dem Pseudonym  Jacques Berndorf begann, ist bekannt.  Zur Jahreswende 1983/84 war Preute,  gebürtiger Duisburger und Journalist, in  einer schweren Lebenskrise aus München  in die idyllische Vulkaneifel gezogen: Einen  Schnitt machen. Neu anfangen! Es waren sehr persönliche  Gründe, die ihn nach Berndorf brachten, nahe dem idyllischen  kleinen Städtchen Hillesheim, damals ein Ort ohne besondere  Eigenschaften. „Das wäre Hillesheim ohne Michael Preute  auch geblieben“, so Ralf Kramp, Krimi-Autor, Verleger und Inhaber  des „Kriminalhauses“ in Hillesheim. 

Doch was dann ab 1989 mit „Eifel Blues“, dem ersten von  26 Eifelkrimis, begann, war auch aus Sicht von Josef Zierden  schnell mehr als eine Art Selbstneuerfindung aus einer Lebenskrise:  „Preute war unsere erste Lesung, damals im Schalterraum  der Prümer Volksbank“, so Zierden: Es war die Premiere eines  neuen literarischen Stars der langsam immer bekannter werdenden  Regionalkrimis. Schon 1996 verlieh das Festival Preute  den Hauptpreis: „Preute hat Unglaubliches für die Literatur in  der Eifel losgetreten“, bestätigt Zierden. 

Es sollte eine Lawine werden, wobei Preute  „lange Jahre gar nicht bewusst war, dass  er sie ausgelöst hat“, sagt Ralf Kramp. Damit  sind zunächst die Eifelkrimis Preutes  gemeint, die sich über sechs Millionen  Mal verkauften. Michael Preute schrieb  auch – nebenbei – eine lesenswerte „Gebrauchsanweisung  für die Eifel“ und er  thematisierte mit den „Nürburg-Papieren“ den Skandal um die  Neubauten am Nürburgring. Doch bekannt wurde er mit seinen  Krimis. 

Auch Heinz-Peter Hoffmann aus Hillesheim blieb das alles  nicht verborgen. Der bis zur Pensionierung langjährige Büroleiter  bei der Kreisverwaltung in Daun war Ende der 1990er  Jahre auf der Suche nach Vermarktungsoptionen für den Landkreis  – möglichst solche, die ein Alleinstellungsmerkmal haben  sollten. Mit Michael Preute bildete er ein besonderes Gespann: „Nach dem Criminale Festival in Daun hatten wir die Idee,  Ähnliches, aber als Branchentreff für Krimiautoren, TV Sender,  Dramaturgen und Regisseure zu veranstalten“, so Hoffmann. 

Er hatte mit der Kreisverwaltung die nötige  Verwaltungserfahrung, auch das Wissen um  Fördermöglichkeiten. Preute, dessen Bekanntheitsgrad  rasant stieg, „war mein Grüßaugust,  so hat er sich selbst immer bezeichnet,  wenn wir mal wieder zusammen zur Präsentation  unseres Festivals Tatort Eifel fuhren“,  schmunzelt Hoffmann. 2001 wurde das Festival  gegründet.  Jacques Berndorf alias Michael Preute, seines  Zeichens Besitzer von rund 350 Pfeifen,  „hatte ein Feuer mit Langzeitwirkung für die  Eifel entzündet, so, wie er lange an seiner  Pfeife zog und sich nicht schnell eine Zigarette  anzündete“, meint Ralf Kramp.  Zwischen den beiden entwickelte sich eine  enge Freundschaft. Kramp wurde auch Preutes  Verleger. „Ich verdanke ihm eigentlich alles,  was mich zum Krimiautor macht“, gibt  Kramp offen zu. Es sei Preute gewesen, dem  er das Manuskript seines ersten eigenen Eifelkrimis  „Tod unterm Laub“ zur Prüfung vorgelegt  habe. Preute ermunterte ihn, das Buch  zu veröffentlichen. 

Es ist ein weit verbreitetes Missverständnis,  dass Jacques Berndorfs Eifelkrimis das Genre  des Regionalkrimis begründeten. Aber sie waren  die ersten, die eine ländliche Region über  ein Literaturgenre bekannt machten. Viele weitere Krimiregionen tauchten erst danach  auf der literarischen Deutschlandkarte auf.  Das Erfolgsrezept der Eifelkrimis von Michael  Preute war dabei neben der lebendigen Beschreibung  der Typen und Charaktere die exakte  Beschreibung von Orten und Gegenden  der Krimihandlung. Immer mehr Berndorf-  Fans reisten seit den 1990er Jahren deshalb in  die Eifel: Sie begaben sich auf die Spuren des  Verbrechens in schöner Landschaft. 

Das Phänomen nutzten schließlich auch die Touristiker in der  Vulkaneifel, Hauptschauplatz der Eifelkrimis von Preute. Auf  Basis der exakten Ortsbeschreibungen in seinen Regionalkrimis  – wie denen anderer Eifelkrimi-Autoren und -Autorinnen  – entstanden zwei „Krimiwanderwege“. Ein  „Krimi-Bus“ wird rund um Hillesheim auf  die Strecke geschickt, es gibt Krimi-Führungen  und „Ermittlerwochenenden“ im „Krimihotel“  mit seinen „Themenzimmern“. 

In „Deutschlands Krimihauptstadt“, wie  sich Hillesheim mittlerweile nennt, hat  Ralf Kramp sein „Kriminalhaus“. Im Dachgeschoss  ist das 30.000 Bände umfassende  „Deutsche Krimiarchiv“ entstanden. Ins  „Café Sherlock“ im „Kriminalhaus“ reisen  Busreisegruppen aus ganz Deutschland. Kurz:  Ausgelöst durch die Eifelkrimis von Jacques  Berndorf/Michael Preute entstand eine ganze  Infrastruktur, im Wesentlichen „von Privatpersonen,  ohne jede öffentliche Finanzierung“,  so Heinz-Peter Hoffmann. 

Bei all dem blieb Michael Preute, der das alles  ausgelöst hatte, „nahbar und überhaupt nicht  abgehoben“, sagt Markus Schröder, Inhaber  des Landgasthofs Schröder in Niederehe in  der Vulkaneifel. Ihm und seinem Lokal hat  Preute wiederholt kleine literarische Denkmäler,  wie in „Eifel Rallye“, gesetzt – es war  ja auch eines seiner Lieblingsrestaurants. „Da  kam dann mal eine ganze Gruppe Motorradfahrer  vorbei, die stand hier im Lokal und  wollte wissen, ob es mich wirklich gibt“, lacht  Schröder. Also habe er auf Wunsch Autogramme  geschrieben. 

Michael Preute aus Duisburg, der als Jacques  Berndorf in der Eifel ein neues Leben fand,  gestand vor Jahren in einem Interview, dass er  sich hier zuhause fühle, „am schönsten Arsch  der Welt“. Er habe die Eifel und die Eifeler so,  wie sie sind, beschrieben, heißt es. In einem  Landstrich, in dem seit seinen Büchern literarisch  um die Wette gemordet wird.