WeberHaus seit über 45 Jahren im Sauerland
Seit 1960 gehört die Firma WeberHaus zu den innovativsten Fertighausherstellern in Deutschland. Die Idee, vorgefertigte Häuser aus Holz zu erstellen, war zukunftsweisend und galt als geradezu revolutionär gegenüber der traditionellen Massivbauweise. Heute erweist sich die Bauweise mit dem wohl gesündesten Baustoff Holz als besonders nachhaltig im Blick auf gut temperiertes Wohnen. Seit nunmehr 45 Jahren produziert und vertreibt WeberHaus seine Häuser auch vom sauerländischen Standort Wenden-Hünsborn aus. Vom Geschäftsführer des Werkes Hünsborn, Dr. Manuel Schönwitz (44), konnten die WOLL-Redakteure Hermann-J. Hoffe und Joachim A. Nierhoff viel Wissenswertes über moderne Hauskonstruktionen und den Einsatz nachhaltiger Baustoffe und moderner Dämmung erfahren.
WOLL: Herr Dr. Schönwitz, WeberHaus verwendet schon jahrzehntelang Baustoffe, die heute im Blickpunkt bei den Überlegungen zum nachhaltigen Bauen sind. Wie sieht es mit neuen Ideen aus?
Manuel Schönwitz: Wir sehen das relativ entspannt, weil wir mit unserer Gebäudehülle ÖvoNatur Therm der Zeit voraus waren und weiterhin sind. Dabei besteht die komplette Grundkonstruktion aus Holz, inklusive Holzfaserdämmplatte für eine sehr gute und nachhaltige Dämmung. WeberHaus hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Werkstoff Holz verstärkt einzusetzen. Wir wollen ausloten, wie weit wir gehen können, um noch effizienter zu bauen. Bauen mit Anforderungen, die es früher nicht gab. So schreibt zum Beispiel das Gebäudeenergiegesetz nicht nur eine energiesparende, sondern auch eine luftdichte Bauweise vor. Die Luftdichtigkeit eines Gebäudes ist nämlich für ein Höchstmaß an Energieeffizienz wichtig. Damit dennoch regelmäßig frische Luft ins Innere gelangt, verbauen wir bei WeberHaus im Standard eine Be- und Entlüftungsanlage, die das Lüften automatisch übernimmt. Diese Maßnahmen erhöhen die Baupreise. Daraus resultieren Überlegungen, wie wir entschlacken können. Zum Beispiel beim Keller und der Bodenplatte aus Beton. Hier könnten Punkt fundamente den Betoneinsatz reduzieren. Es ist unsere Aufgabe, auszuprobieren, wie es noch effizienter geht.
WOLL: Der Baustoff Holz ist für ein Unternehmen der Region in zweierlei Hinsicht interessant. Hier wächst das Holz und sorgt für Wertschöpfung. Wie hoch ist der Anteil des Baustoffes Holz bei einem WeberHaus?
Manuel Schönwitz: Pro Haus verarbeiten wir ungefähr 90 Kubikmeter Holz. Daraus den Anteil am Gesamtgebäude generell abzuleiten, ist schwierig. Der Werkstoff Holz macht jedenfalls einen Großteil des Hauses aus.
WOLL: In Ihren Verkaufsunterlagen steht, dass die Holzfaserplatte Eigenschaften hat, die vergleichbare Baustoffe nicht haben?
Manuel Schönwitz: Das stimmt. Der Wandbau ist eindeutig ein herausragendes Merkmal eines Weber-Hauses. Wir legen großen Wert auf hochwertige Materialien. Andere Hersteller verwenden zum Beispiel billiges Styropor als Dämmung. Bei WeberHaus setzen wir auf eine ökologische Holzfaserdämmplatte. Sie trägt das natureplus-Zertifikat. Es besagt, dass die Platte schadstoffarm, energieeffizient und klimaneutral hergestellt ist. Die Fertighaushersteller haben meist eine unterschiedliche Architektursprache. WeberHaus unterscheidet seit vielen Jahren im Produktportfolio zwischen einem Baureihenhaus mit eingeschränkten Grundrissveränderungen und dem Individualhaus, welches als frei geplantes Architektenhaus bezeichnet wird. Das sind die Produktlinien im Segment Einund Zweifamilienhaus. Dazu kommt der Bereich Objektbau, der alles, was mehrgeschossig ist, umfasst, ob als Bürogebäude, Wohnbau oder Reihenhaus.
Baustoff Holz erste Wahl
WOLL: Beim Reihenhaus soll eine Vereinfachung des Baurechts geplant sein. Die Länder sollen hier nicht jeweils ihr Baurecht geltend machen, sondern, wenn ein Bautyp bundesweit genehmigt ist, soll dies allgemeine Gültigkeit haben.
Manuel Schönwitz: Daran haben wir natürlich ein hohes Interesse. Wenn man ein erleichtertes Genehmigungsverfahren durchläuft, würde das nicht nur beim Bau von Reihenhäusern eine große Vereinfachung darstellen.
WOLL: Im vergangenen Jahr wurde weniger gebaut. Hat sich die sinkende Nachfrage auch bei WeberHaus bemerkbar gemacht?
Manuel Schönwitz: Das hat uns ebenso getroffen wie andere, allerdings weniger heftig. Die höheren Materialpreise, die Unsicherheiten bei der Förderung und die gestiegenen Zinsen haben das Bauen verteuert, darum konnten sich etliche Familien den Hausbau nicht mehr leisten.
WOLL: Durch den Traum vom Eigenheim ist ein Unternehmen wie WeberHaus groß geworden. Wie lange kann man noch auf diesen Traum setzen?
Manuel Schönwitz: Dem Deutschen kann man sein Eigenheim nicht nehmen. Kurzfristig wird es wohl keine Veränderung geben. Unsere momentanen Aktivitäten sind sehr vom Ein- oder Zweifamilienhausgeschäft geprägt. Dies wird unser Kerngeschäft bleiben. Doch wie ist der Plan, wenn es weniger wird? Da gibt es verschiedene Gedanken: Einer ist die Fortsetzung des momentanen Portfolios, indem es weiterhin attraktiv gehalten wird – mit neuen Ideen und neuen Grundrissen, die vielleicht von der Grundfläche kleiner sind. Der nächste ist, das Auslandsgeschäft wiederzubeleben. WeberHaus war auch mal in Großbritannien tätig. Wir sind gerade dabei, den Schritt dorthin wieder zu machen. Der Stecker wurde gezogen, als der Brexit kam. Außerdem gibt es Aktivitäten in Luxemburg, Frankreich und der Schweiz, wo WeberHaus traditionell unterwegs ist. Ein anderer Gedanke ist, dem Trend folgend, tiefer in den mehrgeschossigen Wohnungsbau einzusteigen.
Bauherr oder Bauentwickler
WOLL: WeberHaus sucht den Bauherren und baut für ihn das Haus. Wird WeberHaus vielleicht auch selbst Bauherr oder Bauentwickler?
Manuel Schönwitz: Dies kann auch passieren, dass wir demnächst ins eigene Portfolio bauen. Da liegen alle Optionen auf dem Tisch. Auf unserer Außendiensttagung haben wir diese Möglichkeiten diskutiert. Eine Zweifamilienbaureihe individuell und dann im Hintergrund auch den Objektbau. Beim Ein- und Zweifamilienhaus spricht man mit dem Endkunden, das ist beim Objektbau nicht der Fall. Mein Gesprächspartner ist dann ein Investor oder ein Institut. Hier müssen wir umdenken.
WOLL: Hinter dem Namen WeberHaus verbirgt sich ein starker Markenaspekt. Man weiß: Ein WeberHaus besteht aus nachhaltigen Baustoffen.
Manuel Schönwitz: Daran arbeiten wir weiter. Wir machen regelmäßig Befragungen, um uns dann in den Teilbereichen zu verbessern. Beim Bauen hat man nicht alles unter Kontrolle. Als Beispiel sei der Witterungseinfluss genannt. Dadurch kann es zu Verzögerungen kommen. Den Unmut der Kunden muss man managen. Deshalb möchten wir möglichst viele Arbeiten von der Baustelle in die Werkshallen verlagern. Als starke Marke, die positiv wahrgenommen wird, gehört die Öffentlichkeitsarbeit dazu. Wir sind zum Beispiel Sponsor des FC Freiburg und unterstützen regionale Vereine.
WOLL: Welche Merkmale zeichnen den Standort Wenden-Hünsborn aus?
Manuel Schönwitz: Da ist vor allem die Loyalität der Mitarbeiter und das Thema Fachkräfte. Ein anderer Aspekt ist die positive Grundstückssituation. Wir brauchen genügend Potential zum Expandieren.
Günstiger bauen durch andere Flächengestaltung
WOLL: Vor 45 Jahren kostete ein normales Fertighaus vielleicht 200.000 Mark. Welcher Betrag steht heute dafür im Raum?
Manuel Schönwitz: Wir setzen etwa 300.000 bis 400.000 Euro an. Nach oben sind keine Grenzen gesetzt. Unser Ehrgeiz ist es, auch kleinere Wohnflächen anzubieten, um die Zielgruppe zu vergrößern. Zu den 400.000 Euro kommen die Kosten für das Grundstück oder Erdarbeiten. Zudem sind die technischen Anforderungen an ein Haus gestiegen. Heute sind zum Beispiel dreifach verglaste Fenster, elektrische Rollläden, Wärmepumpe, Photovoltaik-Anlage und Smart-Home-System im Standard. Um unseren Kunden mehr Sicherheit zu bieten, profitieren sie von einer 18-monatigen Preisgarantie.
WOLL: Lässt sich ein Haus auch für 300.000 Euro bauen?
Manuel Schönwitz: Ja, zum Beispiel mit unserer neuen Baureihe OPTION. Sie richtet sich an Paare oder Singles, denen 55 bzw. 70 Quadratmeter Wohnfläche ausreichen. Perfekt für Senioren, die sich verkleinern wollen. Auch bei der Grundstücksgröße spielt das eine Rolle. Wenn die Wohnfläche kleiner wird, verkleinert sich auch die Fläche, die bebaut wird, und somit verringern sich die Kosten.
WOLL: Stichwort Heizung: Gibt es eine besondere Vorstellung bei WeberHaus?
Manuel Schönwitz: Wir setzen zu 100 Prozent auf die Wärmepumpe. Pellets sind ebenfalls im Gespräch, doch die Verbrennung von Holz ist nicht umweltfreundlich. Wir haben früh entschieden, dass es nach Gas und Öl nur noch die Wärmepumpe gibt. Da ist es meist die Luft-Wasser- Wärmepumpe.
WOLL: Ist die Wärmepumpe am Ende ihrer technischen Entwicklung?
Manuel Schönwitz: Da geht noch was. Physikalisch ist irgendwann die Grenze da. Durch gezielte Materialauswahl kann man jedoch noch einiges verbessern.
WOLL: Über Photovoltaik haben wir noch nicht gesprochen, ein sehr aktuelles Thema …
Manuel Schönwitz: Auch Photovoltaik hatte unsere volle Unterstützung. Bei WeberHaus ist die Photovoltaikanlage mit Batteriespeicher in der Grundausstattung enthalten. Es gab ein Projekt, das von der Bundesregierung gefördert wurde. Dort wurde bewiesen, dass ein Haus mehr Energie erzeugen kann, als es verbraucht. Zwar nur mit Batteriespeicher, aber es funktioniert. Photovoltaikanlagen generieren den Strom tagsüber. Der höchste Verbrauch ist meist morgens und abends, deswegen ist der Speicher die wichtigste Komponente im System. Es ist ein System, das sich wie die Batterietechnik in der Autoindustrie weiterentwickelt.
WOLL: Gibt es Regionen im Sauerland, die für WeberHaus eine besondere Rolle spielen?
Manuel Schönwitz: Das gesamte Sauerland hat Potential. Um den Werksstandort herum sind wir natürlich besonders aktiv. Dies wollen wir weiter intensivieren. Deswegen werden wir in Zukunft mehr Informationstage anbieten.
WOLL: Herr Dr. Schönwitz, wir danken Ihnen für dieses überaus informative und interessante Gespräch.