Der Spagat zwischen Arbeit und Kinderbespaßung

Erfahrungsbericht einer systemrelevanten Mitarbeiterin mit Kleinkind

Der Lockdown im März hat auch uns voll erwischt. Mein Mann arbeitet im Büro eines Wohnungsunternehmens, meine Tochter ist mittlerweile im letzten Kindergartenjahr und ich arbeite als Kassiererin im Lebensmitteleinzelhandel. Als Teil des systemrelevanten Personals konnte ich also nicht von zuhause aus arbeiten.

Anfangs war meine Tochter froh, dass sie mit Mama zuhause ausschlafen durfte. Mit der Zeit aber hat sie immer häufiger ihre Freundinnen und das Spielen mit ihnen vermisst. Bei gutem Wetter sind wir viel draußen gewesen, sind Roller oder Fahrrad gefahren und waren auf dem Spielplatz. Der Kindergarten hat die Eltern per E-Mail über Aktionen auf dem Laufenden gehalten. So hat der Osterhase zum Beispiel eine kleine Überraschung am Kindergarten versteckt oder die Erzieherinnen hatten Kürbiskerne für die Kinder vorbereitet, damit sie eigene Kürbisse züchten konnten. Die Ergebnisse konnten sich wirklich sehen lassen und erfüllten alle mit Stolz.

Wenn die Wohnung zum Spielplatz wird

Durch meine Beschäftigung in einem ortsansässigen Supermarkt konnte ich kein Home-Office machen. Da war ich froh, wenn mein Mann zeitweise im Home-Office arbeiten konnte. An Tagen, an denen ich abends „meinen Mann“ gestanden hatte, hat mein Mann sein Büro zuhause eingerichtet. Der Spagat zwischen Arbeit und Kinderbespaßung war auch bei uns nicht immer einfach. Wir haben uns abgewechselt, haben experimentiert und die Wohnung in eine Rennstrecke verwandelt, damit das Kind wenigstens hin und wieder abends todmüde ins Bett fallen konnte.

Manchmal hätte ich selbst gerne Home-Office gemacht. Damit das Leben halbwegs gesittet weitergehen konnte, bewachte ein paar Wochen lang ein Sicherheitsdienst den Supermarkteingang. Er hat darauf geachtet, dass die Kunden ihren Mund-Nase-Schutz trugen und einen Einkaufswagen oder einen Korb mitnahmen. Da gab es nicht nur einmal Diskussionen zwischen den Security-Leuten beziehungsweise dem Personal und den Kunden. In der ohnehin nicht einfachen Situation war das noch extra belastend. Die meisten Kunden zeigten sich verständnisvoll und haben sich bei uns bedankt, dass wir trotz aller Widrigkeiten weiterhin für sie da sind. Die Frage, wie wir das so lange mit Maske aushalten, konnte ich stets recht einfach beantworten: „Ich sitze nur zwei Stunden hier an der Kasse. Und irgendwann gewöhnt man sich dran.“ Mittlerweile haben sich (fast) alle mit dem Tragen der Alltagsmasken abgefunden. Nur noch selten müssen wir unsere Kunden darauf aufmerksam machen, dass sie bitte mit Maske einkaufen gehen sollen.

Nicht nur negative Ergebnisse durch den Lockdown

Nach wochenlangem Lockdown und Home-Office kann unsere Tochter jetzt ohne Stützräder Fahrrad fahren. Wir drei sind durch die gemeinsamen Experimente schlauer geworden, konnten unserer Tochter vieles zeigen und erklären. Um die Risikopersonen in unserer Familie, zwei Uromas, zwei Omas und zwei Opas, zu schützen, mussten wir wie viele andere auch auf den ein oder anderen Familienbesuch verzichten. Doch mit etwas Mühe haben wir per Videochat alle auf dem Laufenden halten können.