„Der Segler im Allgemeinen ist ein weltoffener Gesellschaftsmensch“

Quelle: privat

Markus Buscher segelt auf dem Hennesee

Nicht mehr lange bis zum Feierabend. Draußen scheint die Sonne. Markus Buscher kann den Wind, der ihm die Haare zerzaust und das leichte Schwanken unter ihm förmlich schon spüren. Er öffnet die Webcam des Hennesees, schaut aufs Wasser und nickt zufrieden. Gleich nach der Arbeit wird er sich aufs Rad schwingen und sein Boot bereit machen, um aufs Wasser rauszufahren und die Stille des Sees zu genießen. 

Der 35-jährige Mescheder machte bereits in der Schulzeit seine erste Bekanntschaft mit dem Segeln – die Abschlussfahrt: ein Segeltörn in den Niederlanden. „Danach dauerte es aber noch eine Weile, bis ich dem Segelsport vollends verfallen war“, erinnert er sich. Der Segelclub Hennesee bot an, einen Segelschein zu machen. „Dieses Angebot direkt vor der Haustür wollte ich nutzen und habe mich direkt angemeldet.“ Die Theorie war – wie eben immer – sehr theoretisch: Vorfahrtsregeln, Knoten und Manöver mussten auswendig gelernt werden. „Der praktische Teil war deutlich spannender. Denn da ging es wirklich raus aufs Wasser.“ Weitere Segelscheine folgten: Inzwischen darf Markus auch auf der Ostsee segeln und im Urlaub in wärmeren Regionen geht er gerne raus aufs Mittelmeer. „2015 war es dann endlich Zeit für ein eigenes Boot“, berichtet er nicht ohne Stolz. 

Im Segelclub kommen Menschen zusammen, für die der Segelsport Hobby und Entspannung bedeutet. „Aber der Segelclub bietet – wenn keine Pandemie das Leben bestimmt – auch viermal im Jahr eine Regatta an“, erklärt Markus. „Vor allem geht es aber eben darum, einen Nachmittag oder ein Wochenende mit der Familie oder Freunden auf dem Wasser zu verbringen.“ Dafür gibt es auch abseits des Segelns einige Events: „Ob Heringsessen, Wanderungen oder ganz klassisches Sauerländer Kartoffelbraten, der Segelclub bietet ein buntes Programm an, das auch eine ebenso bunte Mischung an Leuten anlockt.“ Jung und Alt, Frauen und Männer – die etwa 100 Mitglieder des Vereins zeigen einen schönen Querschnitt komplett durch die Gesellschaft. „Viele Menschen denken, dass Segeln ein besonders teurer Sport sei. Aber das stimmt so nicht. Natürlich kostet es Geld, wie fast jedes Hobby. Aber man muss kein Millionär sein“, stellt Markus klar. 

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Segeln im Sauerland 

„Neben dem Hennesee gibt es natürlich auch noch andere Seen im Umkreis. Speziell der Hennesee wird von uns Seglern das ein oder andere Mal verflucht.“ Das liegt an seiner besonderen Form – er ist sehr schmal und langgezogen – und der Talsperre. „Als Segler ist man eben angewiesen auf den Wind. Und hin und wieder ist es am Hennesee so, dass der Wind von oben kommt, was das Segeln schwierig macht“, erklärt Markus und fügt schnell hinzu: „Aber eigentlich liebe ich unseren Hennesee!“ Und damit ist er nicht allein. Auch Segler aus dem Ruhrgebiet haben ihre Boote hier liegen. „Es ist einfach ein ruhiges Plätzchen, das nicht so sehr von Touristen überrannt wird. Das schätzen auch Menschen von außerhalb.“ 

Für Markus als Mescheder ist es natürlich besonders praktisch, eine Segelmöglichkeit direkt in der Nähe zu haben. „Ich kann mich aufs Fahrrad schwingen und bin in zehn Minuten bei meinem Boot, eine Viertelstunde später habe ich alles so weit vorbereitet, dass ich lossegeln kann.“ 

Faszination Segeln  
 
Manchmal macht Markus das allein, wenn er nach der Arbeit Ruhe braucht, geübt genug ist er inzwischen. „Aber es macht natürlich mehr Spaß, wenn andere Leute dabei sind. Ganz klar!“ Durch den Segelclub hat Markus schnell Kontakt zu anderen Segelbegeisterten gefunden. Freundschaften haben sich gebildet, auch zu Seglern in anderen Regionen Deutschlands. „Der Segler im Allgemeinen ist ein weltoffener Gesellschaftsmensch“, findet Markus und erinnert sich daran, wie bereitwillig er immer mitgenommen wurde, als er noch kein eigenes Boot hatte. 

 Im vergangenen Jahr hat er nun selbst angeboten, Menschen mitzunehmen – auch solche, die noch keine Segelerfahrung gesammelt haben: „Ich habe gesagt: Wer einmal ein Gefühl für das Segeln bekommen möchte, der kann einfach mitkommen.“ Tatsächlich meldeten sich eine ganze Menge Interessierter, die für ein, zwei Stunden mit aufs Boot kamen. „Vor allem die Kinder hatten Spaß daran, wenn sie auch einmal selbst das Boot steuern durften.“ 

Quelle: privat

 Markus ist Segler aus Leidenschaft und die möchte er auch anderen vermitteln: „Für mich ist das Segeln einfach ein Kontrast zu meinem Alltag. Man konzentriert sich nur noch darauf. Man ist quasi gefangen auf dem Boot, auf eine positive Weise, die einem dabei hilft, dem Alltagstrott zu entkommen. Der Kopf muss sich auf etwas völlig anderes konzentrieren als die üblichen Probleme.“ Dieses befreiende Gefühl ist es, das Markus am meisten fasziniert. „Und dann die Tatsache, dass sich das Boot völlig ohne Motorkraft bewegt. Man muss ‚nur‘ die Segel richtig setzen und das Boot bewegt sich vorwärts.“