Der Schmied aus Attendorn gewann die „Hammer“-Wette!

Foto: ZDF

Vor 40 Jahren: 1. „Wetten, dass…?“-Sendung im ZDF

 „Er hat uns allen Glück gebracht“, schwärmt Showmaster und „Wetten, dass…?“- Erfinder Frank Elstner noch heute von Matthias Heuel, dem Schmied aus Attendorn, der in der ersten „Wetten, dass…?“-Sendung vor 40 Jahren, am 14. Februar 1981, live aus Düsseldorf einer der legendären Kandidaten war. Sein Pate war der große Schauspieler Curd Jürgens. Der Weltstar hatte gewettet, dass Heuel es schaffen würde, ein kaltes Stück Vierkanteisen mit reiner Muskelkraft und einem normalen Vorschlaghammer auf seinem Amboss rot-glühend zu schlagen, sodass sich Showmaster Elstner damit eine Zigarette anstecken könne.

Das Publikum im Saal raunte: „Das schafft der nie!“ Doch Matthias Heuel überraschte alle: Er gewann die Wette mit vierzig superschnellen und kräftigen Schlägen mit einem normalen Vorschlaghammer und wurde über Nacht als „der Schmied aus Attendorn“ in Deutschland, Österreich und der Schweiz „weltberühmt“. Curd Jürgens strahlte und gratulierte dem sympathischen Schmied mit einem kräftigen Händedruck. Für das ZDF war die Premiere von „Wetten, dass…?“ am Valentinstag 1981 der erfolgreiche Startschuss für über 200 weitere Folgen. Die Sendung wurde damit eine der größten Fernseh-Shows Europas.

Wie er auf die Idee gekommen sei, fragte Frank Elstner. Matthias Heuel: „Heute sprechen sie alle vom Energiesparen. Da habe ich mir gedacht: Der Schmiedeberuf ist einer der ältesten Berufe, da musst Du auch einen Beitrag dazu leisten …“ 1983 brachte es Matthias Heuel mit seiner gewonnenen Wette ins Guiness-Buch der Rekorde. (Screenshot)
Wie er auf die Idee gekommen sei, fragte Frank Elstner. Matthias Heuel: „Heute sprechen sie alle vom Energiesparen. Da habe ich mir gedacht: Der Schmiedeberuf ist einer der ältesten Berufe, da musst Du auch einen Beitrag dazu leisten …“ 1983 brachte es Matthias Heuel mit seiner gewonnenen Wette ins Guiness-Buch der Rekorde. (Screenshot)

Mit 16 machte Heuel die Gesellenprüfung, mit 21 war er schon Meister und bereits mit 23 Jahren selbständig. Aber nie hätte er sich träumen lassen, dass er einmal Deutschlands promi nentester TV-Schmied werden sollte: Matthias Heuel, damals 47 Jahre jung, groß gewachsen, Hände wie Kottelets, den Schalk im Nacken – ein liebenswürdiger Schmiedemeister aus Listerscheid.

Kein Mensch in seiner Umgebung wusste, dass er in der Düsseldorfer Messehalle seinen großen TV-Auftritt im ZDF haben würde und als „der Schmied aus Attendorn“ Berühmtheit erlangen sollte: Die Fernsehzuschauer waren begeistert, als der kräftige und lebenslustige Schmied mit hochgekrempelten Hemdsärmeln das kalte Vierkanteisen so rot-glühend schlug, dass die Funken flogen und der Saal im eher bescheidenen Düsseldorfer Kongress-Zentrum ratz aus dem Häuschen war. Der langanhaltende Beifall wollte kein Ende nehmen, als sich Frank Elstner mit Heuels glühendem Eisen die Zigarette ansteckte. Auch Curd Jürgens war „aus dem Häuschen“.

Und in Deutschland gab es am darauffolgenden Montag nur ein Thema in den Zeitungen: „Wetten, dass…?“ – und „Der tolle Schmied aus Attendorn.“ Sage und schreibe 14 Millionen Zuschauer hatten die Sendung gesehen. Der Kölner Express titelte: „Zum Auftakt ein Rekord! Live, spannend bis zur letzten Minute, überraschend wie eine Wundertüte!“

Kein Wunder! Denn Matthias Heuel, der seinen Beruf liebte und als leidenschaftlicher Huschmied besonders den Umgang mit Pferden mochte, war ein Junge mitten aus dem Leben, der auf die Menschen zuging und kein Lampenfieber kannte: „Die Fernsehleute machen sich ja ratz geck“, lachte er über die Hektik hinter den Kulissen. Dass das ZDF ausgerechnet den berühmten Schauspieler und Weltstar Curd Jürgens als seinen Wettpartner ausgesucht hatte, kam dem einfachen Schmied aus dem Sauerland aber letztlich doch „wie ein Traum“ vor.

Schon bei der After-Show-Party war Matthias ein gefragter Mann. Selbst „Busenwunder“ Barbara Valentin, Schauspielerin, Charakterdarstellerin und durch ihre zahlreichen, zum Teil angedichteten Affären mit berühmten, reichen Männern zur „Skandalnudel“ ernannt, wollte „ … mal gerne von einem starken Mann auf den Arm genommen werden“! Matthias fackelte nicht lange und nahm Valentin tatsächlich auf den Arm. Das wiederum löste ein Riesen- Blitzlichtgewitter bei den Fotografen aus. Die BUNTE schickte ein paar Tage später einen Reporter nach Listerscheid und schon bald erschien die Story über den Schmied und das Busenwunder in der Illustrierten, die aus der Welt der Royals, Stars und Prominenten berichtet.

Matthias Heuel, der TV-Schmied aus Attendorn: Er wurde über Nacht der berühmteste Sauerländer nach Heinrich Lübke. Schon, als er mit seiner Frau Annette und ein paar Freunden am anderen Tag von Düsseldorf mit dem Zug zurück nach Hause fuhr, wurde er von Kellnern im Hagener Bahnhofs-Wartesaal angesprochen und um Autogramme gebeten. Was folgte, waren zahlreiche Einladungen in ganz Deutschland. Und ein besonderer TV-Auftritt zur Jahrtausendwende: In der Silvesternacht 1999/2000 hielt er in der Livesendung des WDR vor der angestrahlten Attendorner Pfarrkirche ein selbst geschmiedetes Hufeisen in die Kamera und wünschte damit allen Menschen für das Jahr 2000 „Gesundheit, Glück und Zufriedenheit“.

„Er war echt stolz auf seine Sache“, erzählt seine Frau Annette heute, „doch die vielen Einladungen wurden ihm irgendwann zu viel.“ Heuels Leben endete tragisch: im Oktober 2018 stürzte Matthias Heuel im Alter von 85 Jahren beim Äpfelpflücken von der Leiter und erlag seinen schweren Verletzungen. Auf seinem Totenbrief stand:
„Sterben ist wie geboren werden, nur andersherum. Was dazwischen lag, war wunderbar.“

„Er hat uns allen Glück gebracht!“

Das WOLL-Interview mit Frank Elstner

Frank Elstner Foto: SWR / Jacqueline Krause-Burberg
Frank Elstner Foto: SWR / Jacqueline Krause-Burberg

Beste Erinnerungen an Matthias Heuel, „den Schmied aus Attendorn“, hat auch 40 Jahre nach dem gemeinsamen „Wetten, dass…“-Auftritt kein Geringerer als Frank Elstner. Einige Tage nach der Sendung hatte er „seinem Schmied“ einen Brief geschrieben. Zitat: „Herzlichen Dank! Ihr wunderbarer Auftritt und Ihre sympathische Art und Bescheidenheit haben ganz wesentlich zum Gelingen des Abends beigetragen!“ Mit dem langjährigen Showmaster und Erfinder von „Wetten, dass…“ sprach Gisbert Baltes.

WOLL: Frank, was haben Sie empfunden, als der großgewachsene und kräftige Schmied aus Attendorn, Matthias Heuel, zum ersten Mal vor Ihnen stand?

Schlicht: Ich war einfach glücklich, aus dem großen Heer der Anonymen einen so tollen Kandidaten beschert zu bekommen.

WOLL: Wie war der Moment für Sie, als sie sich tatsächlich mit seinem glühenden Stück Vierkant-Eisen die Zigarette anzünden konnten?

In dem Moment war mir klar, dass Millionen Zuschauer jetzt staunen werden, und das sollte sich ja zukünftig wie ein Dauerbrenner durchsetzen, dass das Publikum ein unerschöpflicher Lieferant verrückter Ideen ist.

WOLL: Welche Erinnerungen haben Sie an die Gespräche mit dem großen Schauspieler und Filmstar Curd Jürgens, als dieser erfuhr, dass er der Wett-Pate für den Schmied sein sollte?

Wir alle hatten großen Respekt vor Curd Jürgens, der einer der wenigen Weltstars in Deutschland war. Er war in keiner Weise arrogant, was man ihm nachsagte, und hat die Leistung von Matthias Heuel ebenso bewundert wie unser ganzes Team.

WOLL: Wie waren Ihre Gespräche und das Empfinden hinter den Kulissen vor und nach der Sendung mit Matthias Heuel, der ja den Schalk im Nacken hatte?

Ich habe gleich gewusst, dass Matthias Heuel ein Kandidatenstar werden würde. Nicht nur wegen seiner tollen Idee, sondern auch wegen seiner imposanten Erscheinung.

WOLL: Hat der Schmied dem ZDF und Ihnen Glück gebracht?

Er hat uns allen Glück gebracht, denn wenn die ersten Wetten nicht so gut beim Publikum angekommen wären, hätte sich die für die damalige Zeit so ungewöhnliche Sendung nicht durchgesetzt.

WOLL: Was haben Sie empfunden, als Sie hörten, dass der Schmied nicht seines „eigenen Glückes Schmied“ war, als er sich beim Sturz von der Apfelbaum- Leiter tödlich verletzte?

Das Wort, Jeder ist seines Glückes Schmied, hat in Bezug auf diesen Kandidaten leider eine traurige Wirkung gehabt. Matthias verunglückte beim Sturz von der Apfelbaumleiter tödlich, und in der Hoffnung, dass nach dem irdischen Leben uns später etwas anderes zusammenbringt, werde ich meine Frage sicher stellen: Warum nur, warum? Der Schmied von Attendorn ist für mich unvergesslich als Paradebeispiel für eine gute Kandidatenbesetzung, passt zum Volksmund: Glück und Glas, wie leicht bricht das.