Der Schmerz als ständiger Begleiter

Fibromyalgie

Eine Diagnosestellung ist bis heute nur durch ein Ausschlussverfahren möglich. Daher ist der Weg bis dorthin oft lang und beschwerlich und viele Betroffene wissen jahrelang nicht, was der Grund für ihre Beschwerden ist – was sie zusätzlich verunsichert. Auch wenn die Diagnose gestellt ist, stehen Betroffene oft vor vielen Fragen und fühlen sich unverstanden.

Den Schmerz kann man nicht sehen und die vielen Begleiterscheinungen sind nicht offensichtlich. „Wir werden oft als psychisch krank oder Simulanten dargestellt, eben weil die Krankheit nicht eindeutig erklärbar ist“, erklärt Monika Jäger, die seit knapp 30 Jahren betroffen ist und mit ständigen Schmerzen lebt. Als sie die Diagnose bekam, hörte sie zum ersten Mal davon. Seitdem hat sich vieles in ihrem Leben verändert. „Das Wichtigste ist, dass man die Krankheit für sich annimmt und versucht, das Beste daraus zu machen“, sagt sie. „Denn es gibt keine Heilung, nur Linderung.“

Behandlungsmethoden, innere Einstellung und Erfahrungsaustausch greifen ineinander

Wie das geht, hat sie in den vielen Jahren mit der Krankheit gelernt. Neben physikalischen Behandlungsmethoden wie Krankengymnastik, Osteopathie, Faszien-Technik oder Funktionstraining sind auch diverse Entspannungsformen, Eigenmotivation und eine Änderung des Lebensstils gut und wichtig. „Man muss strukturiert vorgehen, Überforderung und Stress vermeiden“, erklärt Monika Jäger. Ganz wichtig ist dabei auch der Erfahrungsaustausch mit anderen Betroffenen. Daher gründete sie im Jahr 1999 die Fibromyalgie-Selbsthilfegruppe Schmallenberg.

Einmal im Monat trifft sich die Gruppe, die Teilnehmer kommen aus dem ganzen HSK, dem Kreis Soest und Olpe. Hier finden sowohl Erkrankte als auch deren Angehörige Hilfe, Rat und Unterstützung. Auch das gegenseitige Verständnis ist wichtig. „Die Selbsthilfe ergänzt die professionelle Hilfe der Ärzte und Therapeuten und ist daher nicht wegzudenken. Denn es gibt keine Medikamente, Operationen oder Spritzen, die helfen – Medikamente wirken nur begrenzt und vorübergehend“, sagt die 71-jährige Bad Fredeburgerin. Allerdings: Das Bewusstsein für die Erkrankung ist in den letzten Jahren gestiegen.“ In der Selbsthilfegruppe lernt man den Alltag bestmöglich zu organisieren und zu gestalten. Oft mit einfachen Hilfsmitteln, die man aber kennen muss. Und der Erfahrungsaustausch, die Hilfe zur Selbsthilfe, dient als wichtiger Faktor für den Umgang mit der Erkrankung – und nimmt oftmals die Angst.

Das FMS ist ein sehr schwieriges Krankheitsbild mit vielen Gesichtern. Die Tagesform ist abhängig vom Schmerz und auch die persönliche Lebenssituation spielt eine wichtige Rolle. Häufig ist es auch die Unwissenheit, die eine Therapie erschwert – sowohl bei den Betroffenen als auch beim Behandelnden. „So ist beispielsweise ein Muskelaufbau der falsche Weg, um Linderung zu schaffen, vielmehr ist ein vorsichtiger Muskelerhalt sinnvoll“, erklärt Monika Jäger.

Selbsthilfe als Ergänzung zu therapeutischen Maßnahmen

In der Selbsthilfegruppe lernt man viel voneinander, aber auch durch entsprechende Fachliteratur kann man sich bestmöglich informieren. „Als ich zum ersten Mal ein Buch über das FMS las, hatte ich das Gefühl, in einen Spiegel zu sehen“, berichtet Monika Jäger. „Alles, was bis dahin an Symptomen und Funktionsbeeinträchtigungen nicht eingeordnet werden konnte, ist dort erklärt. Ich fühlte mich verstanden.“ Dieses Verständnis, einfach ernstgenommen zu werden, ist für sie von großer Bedeutung. Aber auch, sich mit dem Krankheitsbild vertraut zu machen, es für sich anzunehmen und einen guten Weg damit zu finden. „Denn man sollte nicht zulassen, dass der Schmerz das Leben bestimmt.“

Die Botschaft des Schmerzes erkennen und sich gezielt damit auseinandersetzen

„Es gibt keine Heilung, nur Linderung der Beschwerden“, sagen Patienten, die am FMS erkrankt sind. „Ich bin geheilt und heute schmerzfrei“, sagt dagegen eine Betroffene, die zwölf Jahre mit Schmerzen lebte und ihren persönlichen Weg gefunden hat. Claudia Storm aus Freienohl erkrankte 2006 an Fibromyalgie und Polyarthritis, beides gilt in der Schulmedizin als chronisch und unheilbar. Auf ihrer langen Suche nach geeigneten Methoden nahm sie damals Kontakt zur „Ganzheitlichen Integrativen Atemtherapie“ auf und bemerkte schnell, dass nach jeder Atemsitzung ein Stück Heilung geschah. Mehr und mehr konnte sie sich darauf einlassen und erfuhr Vieles über sich selbst und über ihr Unterbewusstsein.

Atemtherapie geht ins Herz

„Die Wirkung des bewusst verbundenen Atems brachte mich in Kontakt zu meinen unterdrückten Gefühlen und den Themen meiner Kindheit und Jugend, meinen Konditionierungen und Gedankenmustern. Ein Prozess auf der körperlichen, geistigen, emotionalen und seelischen Ebene nahm seinen Lauf und ich konnte mich in meiner Ganzheit erfahren“, erklärt die 52-Jährige dazu. Von der Wirkung der Atemsitzungen sehr beeindruckt, ließ sie sich von 2015 bis 2018 selbst zur Coachin der Ganzheitlichen Integrativen Atemtherapie ausbilden, es folgten Ausbildungen in Reiki und in der Klangmassage.

Sie erklärt, dass diese Behandlungsweisen sie in ihrem Selbstheilungsprozess unterstützt haben, und nach einem langen, nicht immer einfachen Weg sagt sie heute: „Seit Sommer 2018 erfahre ich ein schmerzfreies und erfülltes Leben und möchte meine Erfahrungen gerne an Menschen weitergeben und sie in ihren eigenen Lebensthemen verständnisvoll begleiten.“ Das ist zum einen in ihren eigens dafür hergerichteten Praxisräumen möglich, zum anderen erschien gerade druckfrisch ihr Buch mit dem Titel: „Wofür brauchst Du Deinen Schmerz? – Atme bewusst und nimm die Botschaft Deines Körpers wahr.“ Darin beschreibt sie zum einen die Möglichkeiten, wie man seine eigenen Selbstheilungskräfte aktivieren kann, zum anderen möchte sie aber auch ermutigen, in sich selbst hineinzufühlen, Blockaden zu lösen und achtsam zu leben. Ganz offen berichtet sie aus ihrem Leben und ihren Erfahrungen und hofft, damit vielen Betroffenen helfen zu können. Denn sie sagt: „Die Fibromyalgie bleibt vielleicht immer als Wächter für meine Achtsamkeit in mir – aber es gibt einen Weg, schmerzfrei zu leben!“

Info unter ganzheitliche-atemtherapie-meschede.de/
Dort ist auch das Buch für 18 Euro erhältlich, ebenso bei Amazon.

Monika Jäger

• Monika Jäger ist Vorsitzende des Bundesverband Fibromyalgie-Liga Deutschland e.V.
• Dort gibt es neben nötigen Hilfestellungen auch umfangreiche Informationen über das FMS nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen.
• Der Verein wird über Mitgliedsbeiträge, Förderungen der Krankenkassen und Spenden finanziert und unterstützt Selbsthilfegruppen in ganz Deutschland.
• Die Gruppe trifft sich jeden 3. Mittwoch im Monat von 19 – 21 Uhr im Schmallenberger Schulzentrum (um Anmeldung wird gebeten)
• Info unter www.fibromyalgie-liga.de, Tel. 02974-833607 oder 02902-2196