Der Sauerländer Luchs

„Kerr, ich hab‘ da kürzlich ‘ne Katze im Wald gesehen, die war echt groß. Und die hatte Pinsel anne Ohren. Und dicke Füße.“ Sätze, die man in letzter Zeit häufiger hört. Der Luchs ist schon länger gern gesehener Gast im Sauerland. Nachgewiesen ist er beispielsweise bereits seit 1999 im Arnsberger Wald. Aber auch in den Regionen Eslohe und Schmallenberg gibt es in letzter Zeit häufiger Sichtungen. Im Gegensatz zum Wolf genießt der Luchs uneingeschränkte Sympathie der Sauerländer, denn er tendiert nicht dazu, kleine Kinder zu fressen oder sich bei Großmüttern ins Bett zu legen.

Mit einer Länge von 120 cm und einer Schulterhöhe von 65 cm ist der Luchs die größte europäische Wildkatze. Lange Zeit war die Raubkatze in Deutschland ausgestorben. Wer heute einen Luchs zu Gesicht bekommt, erkennt direkt, dass mit dieser „Katze“ etwas nicht stimmt, dass es keine normale Katze ist, bedingt durch die Größe, die Pinselohren und den Stummelschwanz. Luchse sind extrem scheue Tiere. Einen Luchs zu Gesicht zu bekommen ist schon ein großer Glücksfall, denn die Tiere verstehen es, sich im Wald perfekt „unsichtbar“ zu machen. Meist bekommen wir es gar nicht mit, wenn sie in der Nähe sind. Aber Menschen müssen auch keine Angriffe fürchten.

Damit der Luchs im Sauerland sesshaft bleibt, braucht er Ruhe und viel Landschaft für seine Jagdzüge. Die Raubkatzen sind ausgeprägte Einzelgänger, müssen sich aber mit Partnern aus weit entfernten Revieren treffen können. Reviergrößen von 300 Kilometern sind keine Seltenheit, ein ausgewachsener Luchs legt pro Tag bis zu 70 Kilometer zurück. Bei uns ernähren sie die Tiere überwiegend von Vögeln, Kaninchen und Rehen und sind meist in der Dämmerung unterwegs. In Freiheit werden Luchse bis zu 15 Jahre alt.

Der Luchs gehört zu den streng geschützten Arten und genießt gemäß Jagdrecht das ganze Jahr über Schonzeit. Was den an dieser Stelle üblichen Verzehrvorschlag angeht: Es gibt in Deutschland seit 1986 ein Gesetz, das das Töten und den Verzehr von Affen, Hunden und Katzen sowie deren Verwandten verbietet. Bis in die 60er Jahre waren bei uns Dachhasen, also Katzen, recht üblicher Bestandteil der heimischen Speisekarte. So ein Luchs wäre da sicher eine willkommene Großportion gewesen. Heute steht das allein aus rechtlicher Sicht nicht zur Debatte und daher erfreuen wir uns einfach an dem Wissen, dass diese hübsche, imposante Raubkatze wieder durch unsere Wälder streift. Das nächste vorgestellte Tier ist vielleicht wieder nahrhafter.