Der Prozess gibt mir die Aufgaben

Quelle: WOLL Magazin

Florian Trüller hat mit 22 Jahren eine Ausbildung zum Produktionstechnologen begonnen und 2020 erfolgreich abgeschlossen. Nun arbeitet er bei seinem Ausbildungsbetrieb TRILUX GmbH & Co. KG mit Sitz in Arnsberg als Gruppenleiter in der Endmontage. Im Interview erzählt er, warum seine Entscheidung gegen ein Studium und für die Ausbildung genau richtig gewesen sei und was ihn an seinem Beruf besonders begeistert.

WOLL: Was ist Ihr Berufswunsch als Schüler gewesen?

Florian Trüller: Ich wollte Maschinenbau studieren und anschließend in der Automobilindustrie arbeiten. Aber das war nicht der richtige Weg für mich, da sich Studium, Pendeln und Arbeit für mich nicht vereinbaren ließen. Ich wollte dann wechseln und habe ein Studium zum Wirtschaftsingenieur begonnen. Aber auch dieser Weg hat sich nicht bewährt. Ich glaube, dass ich zu dem Zeitpunkt noch nicht für ein Vollzeitstudium bereit war.

WOLL: Haben Sie das Studium bereut?

Florian Trüller: Nein, ganz und gar nicht. Es war zum damaligen Zeitpunkt ein wichtiger Schritt für mich, um herauszufinden, was ich möchte und was mir liegt.

WOLL: Sie haben sich dann für eine Berufsausbildung entschieden. Welche Erfahrungen haben Sie gemacht?

Florian Trüller: Die Ausbildung hat mir ermöglicht, direkt in die Praxis einzusteigen und die Theorie im Unternehmen umzusetzen und meine Fähigkeiten und Kenntnisse zu verbessern. Das habe ich als großen Vorteil empfunden. Ich war von Anfang an Teil des Betriebsprozesses und des Teams und konnte dadurch schneller Fortschritte machen. Diese Form des Lernens und Arbeitens liegt mir viel mehr als der theoretische Unterricht an einer Hochschule.

WOLL: Was macht eigentlich ein Produktionstechnologe?

Florian Trüller: Ein Produktionstechnologe ist für die Planung, Überwachung und Optimierung von Fertigungsprozessen in einem Unternehmen zuständig. Dabei arbeitet man eng mit Ingenieuren und anderen Fachleuten zusammen, um sicherzustellen, dass die Produktion effizient, wirtschaftlich und sicher abläuft. Hierzu gehören zum Beispiel die Auswahl von Werkzeugen und Ausrüstungen, die Durchführung von Qualitätskontrollen und die Überwachung von Arbeitsabläufen.

WOLL: Was haben Sie neben fachlichen Kompetenzen im Beruf gelernt?

Florian Trüller: Im Laufe meiner Ausbildung habe ich gelernt, wie wichtig es ist, ein Netzwerker zu sein. Die Basis dafür habe ich in meiner Ausbildung erworben und nun hilft es mir in meiner Tätigkeit als Gruppenleiter, gut im internen Betriebsnetzwerk vernetzt zu sein und mich in meiner Position zu behaupten. Darüber hinaus hat mich meine Ausbildung dazu gebracht, einen guten Blick für Ressourceneinsatz und Arbeitsrisiken am Arbeitsplatz zu entwickeln. Der Alltag als Produktionstechnologe ist abwechslungsreich und fordert mich täglich dazu auf, meine Fähigkeit zur Priorisierung von Aufgaben zu schärfen.

WOLL: Was halten Sie für die wichtigste Eigenschaft für diesen Beruf?

Florian Trüller: In meinem Beruf spielen Eigenschaften wie starkes kommunikatives Talent, die Fähigkeit, Herausforderungen zu erkennen und diese zu lösen, und die damit erforderliche Flexibilität eine entscheidende Rolle. Eine gute Kommunikationsfähigkeit ist unerlässlich, um erfolgreich mit verschiedenen Abteilungen und Mitarbeitern zusammenzuarbeiten. Probleme lösen zu können, ist von großer Bedeutung, da in der Produktion häufig unerwartete Herausforderungen auftreten, die schnell und effektiv gelöst werden müssen. Die Flexibilität ist zudem sehr wichtig, um die täglichen Aufgaben erfolgreich zu meistern und sich schnell an veränderte Situationen anpassen zu können.

WOLL: Was gehört alles zu Ihren Aufgaben?

Florian Trüller: In meiner jetzigen Tätigkeit als Gruppenleiter befasse ich mich viel mit Schichtplanung, Mitarbeiterführung, Konfliktmanagement. Gleichzeitig geht es darum, neue Ideen und Veränderungen im Produktionsprozess umzusetzen. Oft muss man dabei langjährige Mitarbeitende überzeugen, die unsicher sind, wie die Veränderungen ihre Arbeit beeinflussen werden. Aber ich habe gelernt, dass man Schritt für Schritt und durch kleine Teilerfolge die Angst vor Veränderungen nimmt. Somit ist meine Aufgabe nicht nur, die Produktion zu optimieren, sondern auch, den Teamgeist und das Miteinander zu stärken.

WOLL: Ist der Beruf abwechslungsreich?

Florian Trüller: Die Vielseitigkeit, die der Beruf mit sich bringt, lässt den Job nicht zur Routine werden. Es gibt Zeiten, in denen man in Ruhe Ideen entwickeln kann – aber auch Phasen, bei denen man richtig auf Zack sein muss. Ein erfahrener Kollege hat mir mal gesagt, dass der Produktionstechnologe „direkt einsetzbar ist und über das theoretische Wissen auf hohem Niveau verfügt“, und ich finde, das trifft es schon ganz gut. Als Produktionstechnologe zu arbeiten und Probleme zu lösen, lässt mich am Ende des Tages mit einem Lächeln nach Hause gehen.

WOLL: Was wäre Ihr nächster Karriereschritt?

Florian Trüller: Nach meiner Ausbildung und meiner aktuellen Tätigkeit im Betrieb denke ich über eine Weiterbildung nach. Ob es sich um Technik oder Betriebswirtschaft handelt, steht noch nicht fest, aber ich denke, es sollte ein Fernstudium sein, da es sich am besten mit meinem Arbeitsalltag und mit meiner Freizeit verbinden lässt. Innerbetrieblich könnte ich mir langfristig eine Stelle als Meister vorstellen, bei der ich mich um die Lösung von weitergehenden Herausforderungen kümmere. Aber auch andere Bereiche wären denkbar, zum Beispiel die Arbeitsvorbereitung oder die Konstruktion.

WOLL: Welchen Rat würden Sie anderen geben, die den Beruf des Produktionstechnologen erlernen möchten?

Florian Trüller: Ich würde ihnen raten, sich gut über den Beruf des Produktionstechnologen zu informieren und sich darüber bewusst zu sein, dass es sich um einen sehr praxisorientierten Beruf handelt. Es ist wichtig, sich nicht nur mit der Theorie auseinanderzusetzen, sondern auch Erfahrungen in der Praxis zu sammeln. Eine ausgeprägte Kommunikationsstärke zu haben, ist unabdingbar, da man oft in engem Austausch mit anderen Abteilungen und Mitarbeitern steht. Und besonders wichtig ist der Wille, am Ball zu bleiben und einen langen Atem zu haben, denn manchmal braucht es etwas Zeit, eine Lösung zu finden und umzusetzen.