
Quelle: Foto: Mauersegler – Jens Voß
Bei den Brutvögeln haben zur Sommersonnenwende die meisten Standvögel, die den Winter über bei uns bleiben, zumindest ihre erste Brut abgeschlossen. Viele Zugvögel füttern dagegen noch ihre Jungen, die dann meist im Laufe des Julis, manchmal auch erst im August, flügge werden. Dazu gehört auch der Mauersegler, der um den 1. Mai herum aus seinen Überwinterungsgebieten südlich des afrikanischen Äquators in weiten Teilen Deutschlands eintrifft.
Eigentlich müssten ihn viele Menschen kennen, denn er ist ein ausgesprochener Stadtbewohner, sagt der Biologe und Naturschutzreferent der Naturschutzinitiative (NI) Immo Vollmer: „Auch wenn ihn viele mit einer Schwalbe verwechseln, ist es doch ein ganz anderer Vogel, überwiegend schwarzbraun gefärbt, der mit lautem „Sriii-Ruf“ pfeilschnell um die hohen Stadthäuser fliegt, wo er in Dachhohlräumen brütet.“
Nahrungssuche und Paarung in der Luft
Der Mauersegler ist ein absoluter „Speed-Junkie“ und verkörpert die Spezialisierung auf das Fliegen. Vom Körperbau her einem Segelflugzeug ähnlich, gleitet er am liebsten Tag und Nacht durch die Lüfte und legt dabei manchmal bis zu 1000 km an einem Tag zurück. Und das sogar schlafend. Auch die Nahrungssuche und sogar die Paarung finden in der Luft statt. So wurde nachgewiesen, dass er sich 10 Monate ununterbrochen in der Luft aufhält. Nur während der Brutzeit übernachtet er im Nest. Die Füße sind stark zurückgebildet, so dass er sich auf felsigem Untergrund festhalten kann. Bei einer Notlandung am Boden kann er sich jedoch oft nur schwer vom Boden abstoßen und wieder abheben.
Schnellster Vogel im Horizontalflug
Der Mauersegler gilt als der schnellste Vogel im Horizontalflug, wo er über 110 km/h schnell fliegen kann. Im Sturzflug wurden sogar schon Geschwindigkeiten von 200 km/h gemessen. Der Wanderfalke kann ihn allerdings mit über 300 km/h als schnellsten Sturzflieger noch einholen. Er und noch mehr sein nicht viel langsamerer kleinerer Verwandter, der Baumfalke, haben es auch bei der Beute gerne auf die schnellen Schwalben und Mauersegler abgesehen. Der Mauersegler dagegen fliegt bei seinen kreisenden Flugbewegungen, die auch der Nahrungssuche dienen, mit einer vergleichsweise gemächlichen Geschwindigkeit von ca. 40 km/h. Die hohe Fluggeschwindigkeit ist aber keineswegs eine Kraftanstrengung: Dank perfekter „zäpfchenförmiger“ Aerodynamik, gepaart mit Flügeln wie bei einem Segelflugzeug, braucht der Mauersegler meist nur kleine Flügelbewegungen zu machen.
Gefährdung durch fehlende Brutmöglichkeiten
Die Naturschutzinitiative weist darauf hin, dass der Mauersegler besonders durch den Verlust von Brutmöglichkeiten an den immer besser isolierten und abgedichteten Häusern gefährdet ist. Weiterhin macht dem Mauersegler der allgemeine Insektenschwund in der Luft zu schaffen. Gerade der aktuelle Trend zu gedämmten Häusern kann den Bestand des Mauerseglers gefährden, wenn der Artenschutz nicht beachtet wird.
Auch wenn die Niststätten des Mauerseglers aufgrund seiner Brutplatztreue unter Schutz stehen, finden sich nach Kenntnis der Naturschutzinitiative bei anstehenden Sanierungsmaßnahmen meist Lösungen, die jedoch mit den für den Naturschutz zuständigen Genehmigungsbehörden abgestimmt werden müssen. Am besten ist aber der Erhalt der Niststätte, da die Mauersegler noch lange versuchen, die verschlossene alte Niststätte zu beziehen und so wertvolle Zeit verlieren, bis sie eine Alternative gefunden haben.