Der Mann, der Eckpfeiler der Briloner Stadtgeschichte schuf

Alt-Bürgermeister Franz Schrewe 

Franz Schrewe, ein Mann der in besonderer Weise mit Brilon verbunden ist. Der die plattdeutsche Sprache liebt, fließend beherrscht und sogar Bücher darüber herausgebracht hat. Ein Ehrenbürgermeister, der das Allgemeinwohl und das Ehrenamt vor seine persönlichen Belange stellt und als Mann der überlegten Tat Eckpfeiler der Briloner Stadtgeschichte geschaffen hat. 

WOLL: Herr Schrewe, zu welchem Zeitpunkt haben Sie sich dazu entschieden mit Ihrem Wirken an der Geschichte Brilons mit zu schreiben und welche Faktoren haben Sie dazu motiviert? 

Franz Schrewe: Eigentlich schon in der frühen 70er Jahren als man in unserer konservativ geprägten näheren Heimat oft abfällig über die SPD und deren Wähler und Politiker sprach. Ich merkte schnell, dass dieses schlechte Gerede mit der Wahrheit nichts zu tun hatte. 

WOLL: Beschreiben Sie doch einmal, auch wenn es bei der Fülle ihrer Ämter sicher nicht einfach ist, welche Aufgaben Sie in ihrem Einsatz für und rund um Brilon bisher innehatten und was Sie heute noch aktiv mitgestalten? 

Franz Schrewe: Für spätere kommunalpolitische Aufgaben prägt einen zuerst die Mitarbeit im Vereinsleben des Heimatdorfes. In Scharfenberg war ich seit meinem 13. Lebensjahr als Flötist im Tambourkorps Unitas und als Fußballer im TuS Union aktiv. Später kamen dann Aufgaben im Vorstand dazu davon 15 Jahre Vorsitzender.  

Ab 1985 habe ich mich dann in der Kommunalpolitik engagiert, erst als sachkundiger Bürger im Kultur- und Sportausschuss und dann ab 1989 zehn Jahre lang als Mitglied des Rates. Zeitgleich Ortsvorsteher meines Heimatdorfes Scharfenberg und ab 1992 Fraktionsvorsitzender. 

Nach der Änderung der Gemeindeordnung und Abschaffung der sog. Doppelspitze aus ehrenamtlichem Bürgermeister und hauptamtlichem Stadtdirektor haben mich die Bürgerinnen und Bürger der Stadt Brilon dreimal zum Bürgermeister unserer Stadt gewählt. Es erfüllt mich mit großem Dank, der erste Bürgermeister zu sein, der in der Geschichte Brilons direkt von den Bürgern und nicht von einer Mehrheit des Stadtrates gewählt wurde. 

Nach 47 Arbeitsjahren, davon vier Jahre als Soldat der Bundeswehr, 28 Jahre in der Finanzverwaltung NRW und 15 Jahre als Bürgermeister bin ich 2014 im 65. Lebensjahr aus dem Arbeitsleben ausgeschieden. 

Heute gehört mein Engagement in Brilon dem Arbeitskreis Mundartpflege im Briloner Heimatbund, dessen Leitung ich von meinem Deutschlehrer am Gymnasium Dr. Fritz Reckling übernommen habe. 

WOLL: Welche Stationen in ihren Ämtern haben Sie besonders geprägt? 

Franz Schrewe: Ich bin überzeugt, dass einen alle verschiedenen Berufsausübungen für die weiteren Schritte im Leben prägen. So sicher auch die Erfahrungen als Soldat der Bundeswehr, besonders in der Tschechen-Krise, als 1968 die Russen in der damaligen Tschechoslowakei einmarschierten und wir ihnen mit unseren Radaraufklärungsgeräten auf 3 km Entfernung an der Grenze im Bayerischen Wald gegenüberstanden. Aber auch in den 20 Jahren im Außendienst der Finanzverwaltung gab es immer wieder Situationen, die einen für die weiteren Schritte im Beruf geprägt haben. 

WOLL: Wenn Sie einen Rückblick wagen, gäbe es da Dinge die sie lieber gar nicht oder anders angegangen wären? 

Franz Schrewe Es gab mal eine falsche Personalentscheidung, aber die habe ich total vergessen. Die Entscheidung, nach und nach fast Grundschulen in unseren Briloner Dörfern zu schließen, hat mit sehr weh getan. Leider ließen die äußeren Umstände keine andere Wahl zu. 

WOLL: Auf welche Ihrer erreichten Ziele sind Sie besonders stolz? 

Dass Rat und Verwaltung unter meiner Verantwortung als Bürgermeister die schon in der Vergangenheit praktizierte Ausweisung von Wohngebieten und Gewerbe- und Industrieflächen 

intensiv fortgeführt haben. Aber auch die Neustrukturierung des städtischen Eigenbetriebs Stadtwerke Brilon in eine AöR und die Umorganisation des städtischen Krankenhaus Maria-Hilf in eine gGmH waren wichtige Meilensteine. 

WOLL: Wie sieht ein typischer Tag eines eigentlich im Ruhestand befindlichen Franz Schrewe aus? 

Franz Schrewe
Franz Schrewe

Franz Schrewe: Nach 47 Arbeitsjahren immer mit Vollgas gibt es jetzt im Rentnerleben natürlich auch Tage mit keinen Pflichten. Außer wenn vom Frühjahr bis in den Herbst Haus und Hof und unser 1000 m² Nutzgarten, den wir in einen kleinen Park umgestaltet haben, rufen. 

Meine heutigen ehrenamtlichen Arbeiten als Landesvorsitzender des Sozialverband Deutschland SoVD in Düsseldorf und als Vorsitzender des Finanzausschusses des SoVD auf Bundesebene in Berlin machen täglich Arbeit am Schreibtisch und drei bis vier Reisen im Monat erforderlich. Der SoVD hat in NRW 90.000 Mitglieder. Wir machen uns für die Rechte von Patienten, Rentnern, Menschen mit Behinderung und Pflegebedürftigen und deren Angehörige stark.  

WOLL: Welche Ihnen besonders am Herzen liegende Sache würden Sie gerne an dieser Stelle einmal ansprechen? 

Franz Schrewe: Gar keine kommunalpolitische Sache, sondern eine Frage, die eigentlich alle Menschen in unserer Gesellschaft beschäftigen müsste. Es geht um die Bereitschaft, Blut zu spenden. Jeden Tag werden in unseren Krankenhäusern in Deutschland Bluttransfusionen vorgenommen. Pro Tag werden dafür 15.000 Blutspenden zur Behandlung der Patientinnen und Patienten benötigt. Deshalb werbe ich immer gerne für die Teilnahme an einem Blutspendetermin in unserer Stadt und unseren Dörfern.