“Der Körper bleibt geschmeidig, der Kopf hat eine Menge zu tun”

Briloner Seniorinnen bringen das Parkett zum Beben

Direkt an der Altenbürener Straße liegt die AWO Brilon. Geradeaus durch die Tür, den Flur hinunter, da hört man sie schon: ein fröhliches Stimmengewirr, das Klappern von Kaffeetassen auf Untersetzern. An den Tischen sitzen zwölf ältere Damen, unterhalten sich angeregt, lachen und stimmen sich langsam auf ihr Training ein. Denn gleich wird getanzt. 
 
„Die alten Zeiten vorübergleiten 
Da draußen wogt die Nacht 
Und immer wieder sing’n wir die Lieder 
Die uns so froh gemacht.“ 

Die Stimme von Heino und fröhliches Pfeifen tönen durch den kleinen Saal. „Vor Hände, rück Hände, vorwärts gehen und rechts – und drehen. Eins, zwei, drei, vier – vor Hände, rück Hände …“, Monika Gründer gibt im Rhythmus zur Musik Anweisungen. „Ich mache das jetzt bald seit zehn Jahren, dabei bin ich aber schon seit 16 Jahren“, erzählt sie. „Ich habe immer gerne mit meinem Mann getanzt und als das nicht mehr ging, habe ich mich diesem Tanzkreis angeschlossen. Der wurde bereits vor 35 Jahren hier in der AWO gegründet.“ Jeden Donnerstag treffen sich die zwölf Frauen zum Tanzen – und anschließend zu Kaffee, Kuchen und Plaudereien. „Alles seniorengerecht“, sagt sie mit einem Augenzwinkern. „Männer machen leider keine mit – die trauen sich nicht.“ 

Getanzt wird nach vorgegeben Choreografien oder sie denken sich selber welche aus. Zunächst langsam, Schritt für Schritt, bis die Reihenfolge und die Übergänge sitzen. Dann kommt die Musik dazu. Immer mal wieder verliert jemand den Takt, vergisst doch einen Tanzschritt, aber das ist nicht schlimm. Weiter geht’s und in der nächsten Runde läuft es schon viel flüssiger. 

“Der Körper bleibt geschmeidig, der Kopf hat eine Menge zu tun” 

„Wir tanzen eigentlich alles: Walzer, manchmal auch Tango oder Kreistänze. Auch eine Art Line Dance, das nennt sich bei uns Blocktanz, weil der eigentliche Line Dance für uns etwas zu schnell ist.“ Monika Gründer ist mit 72 Jahren die Jüngste, die älteste Teilnehmerin kann 87 Jahre vorweisen. Ein stolzes Alter. Aber Tanzen hält ja auch fit. „Es hält uns jung. Nicht nur der Körper bleibt geschmeidig, auch der Kopf hat eine Menge zu tun, denn die Tanzschritte wollen eingeprägt und koordiniert werden“, bestätigt die Seniorin. „Es ist wichtig im Alter beides zu trainieren – Körper und Geist.“ Tanzen sorgt für ein höheres Konzentrationsvermögen, trainiert das Langzeitgedächtnis und reduziert Stress. Wer tanzt, tanzt sich gesund und glücklich. 

Sogar gemeinsam aufgetreten sind die Frauen schon und einmal im Jahr fahren die Tänzerinnen auch als Gruppe in den Urlaub. „Wir haben Spaß zusammen und machen das Beste aus unserer Zeit. Wenn wir hier sind und zusammen tanzen, dann sind wir noch einmal richtig jung.“ 

Ein neues Lied beginnt, neue Tanzschritte. Ein Walzer. Monika Gründer ist jetzt wieder voll in ihrem Element. „Und: Eins, zwei – durchfassen, vor – wenden, rück – wenden, vier Schritte gehen und – vier Schritte drehen!“