Der Hochbehälter auf der Robbecke

Ein Teil der kommunalen Wasserversorgung im Schmallenberger Sauerland

Nach insgesamt voraussichtlich 24 Monaten Bauzeit wird der neue Wasser-Hochbehälter auf der Robbecke im nächsten Jahr in Betrieb gehen. Er wird dann nicht nur das Herzstück der kommunalen Wasserversorgung im Schmallenberger Sauerland sein, sondern auch ein wichtiger Knotenpunkt im gemeinsamen Wassernetz von zehn Hochsauerländer Kommunen. 3.000 m3 Wasser haben darin Platz. Damit deckt er fast den Tagesbedarf des Schmallenberger Sauerlandes ab. 3.500 m3 werden täglich gebraucht. Das 1,5-Fache davon sollte stets in Hochbehältern bereitstehen. Wenn der Behälter auf der Robbecke in Betrieb ist, verfügt Schmallenberg über insgesamt 16 Hochbehälter mit einem Gesamtvolumen von 5.260 m3.

Von der eigenen Quelle zum städtischen Wassernetz

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts schlossen sich erstmals Hofbesitzer im Sauerland zusammen, um gemeinsam für fließendes Wasser in den Häusern zu sorgen. Eine Vielzahl kleiner, privater Wasserversorgungsverbände entstand. In trockenen Sommern kam es bei den kleineren oft zu Engpässen. Einen solchen Trockensommer gab es 1948. Als Reaktion darauf bildeten sich größere Wasserversorgungsverbände und die Kommunen erkannten die Wasserversorgung als kommunale Aufgabe auch über die Kernstädte hinaus. Bei der kommunalen Neugliederung 1975 traf man trotzdem die politische Entscheidung, wo immer möglich, neben dem kommunalen Wassernetz die privaten Wasserverbände zu erhalten. Abgesehen davon, dass es technisch gar nicht möglich gewesen wäre, alle 84 Ortsteile Schmallenbergs an ein zusammenhängendes Wassernetz anzuschließen, wollte man das hohe ehrenamtliche Engagement für die Wasserversorgung würdigen und durch die ehrenamtliche Arbeit den Wasserpreis in den Dörfern so niedrig wie möglich halten. Das funktioniert oft noch bis heute.

Das Stadtwasser-Sicherheitsnetz

Sich wandelnde Rahmenbedingungen durch die Häufung trockener Sommer – insbesondere seit 2018 – und immer höhere Auflagen für die Überwachung der Wasserqualität zwingen immer mehr kleinere, private Wasserverbände zur Aufgabe. So muss die Stadt Schmallenberg ihr Netz immer weiter ausdehnen. Bürgermeister Burkhard König und der technische Beigeordnete Andreas Dicke verfolgen deshalb das Ziel, das Netz so weit auszubauen, dass jeder der nach wie vor eigenständigen Wasserverbände bei Bedarf aus dem zentralen Netz versorgt werden kann. Eine Maßnahme ist beispielsweise die neue Wasserleitung „Südachse“ von der Robbecke bis auf den Kahlen Asten. Private Verbände können sich daran anschließen, ohne ihre Eigenständigkeit zu verlieren. Eine Bedingung für diese zusätzliche Sicherheit besteht darin, dass die privaten Verbände auch dann täglich eine kleine Menge Wasser aus dem städtischen Netz abnehmen, wenn sie selbst genug Wasser haben. Dadurch wird sichergestellt, dass in der Verbindungsleitung kein stehendes Wasser entsteht, in dem sich Keime bilden könnten. Eine weitere Bedingung ist die Kostenbeteiligung an der Verbandsleitung. Viele Verbände nutzen diese Möglichkeit.

Hosenträger und Gürtel

„Wasser ist unser wichtigstes Lebensmittel“, erklärt Burkhard König, „bei der Versorgungssicherheit gilt deshalb das Prinzip von Hosenträger und Gürtel.“ Das heißt: Vieles ist doppelt und dreifach abgesichert. Große Mengen des Schmallen berger Wasserbedarfs werden aus tiefen Brunnen im Latropund Lennetal entnommen. Einige Quellen kommen dazu. Während Quellen in trockenen Sommern recht plötzlich versiegen können, zapfen tiefe Brunnen das Grundwasser an und bieten ein sehr hohes Maß an Versorgungssicherheit. Für den Fall, dass diese Brunnen doch einmal trockenfallen, ist Schmallenberg zusammen mit neun weiteren Kommunen Teil des Wasserverbandes Hochsauerland. Dieser Wasserverband hat ein Leitungsnetz aufgebaut, das vom Sorpesee bis nach Hallenberg und Medebach reicht. Im Notfall kann Wasser aus dem Sorpesee bis auf den Kahlen Asten gepumpt werden. Auch die Hochsauerlandwasser GmbH aus Meschede ist Mitglied in diesem Wasserverband. Über sie besteht zusätzlich die Möglichkeit, Wasser aus dem Hennesee zu entnehmen. Neben der bestehenden Pumpleitung durchs Ruhrtal führt in Zukunft eine zweite Leitung vom Sorpesee über Herschede, Wormbach und die Robbecke bis auf den Kahlen Asten. Um auch in diesen Leitungen stehendes Wasser zu vermeiden, nimmt Schmallenberg täglich ca. 300 m3 Wasser aus dem Verbund ab. Die wichtigsten Pumpstationen sind mit Diesel-Notstromaggregaten ausgestattet, sodass die Wasserversorgung des Hochsauerlandes in weiten Teilen auch bei einem längeren Stromausfall sichergestellt wäre. Lediglich kleinere Druckerhöhungsanlagen verfügen nicht über Notstrom. In den höher gelegenen Ortsteilen könnte bei längerem Stromausfall also der Wasserdruck sinken oder die Leitung ganz trocken bleiben. Von einem Leitstand in Schmallenberg aus wird das Wassernetz des Schmallenberger Sauerlandes überwacht und gesteuert. Auch der Betrieb des Netzes in der Gemeinde Eslohe erfolgt von Schmallenberg aus. Über den Hochbehälter Herschede sind die beiden Netze miteinander verbunden. Ein solch umfangreiches Netz erfordert eine zentrale, elektronische Steuerung. Als kritische Infrastruktur ist diese Steuerung durch modernste IT-Technik inzwischen gegen Hackerangriffe geschützt.

Die Zukunft des Wassers

Auch für die Zukunft stehen ständig Maßnahmen für die Pflege und die Verbesserung der Wasserversorgung an. Zu den geplanten Baumaßnahmen gehören unter anderem ein Hochbehälter auf der Schmallenberger Höhe sowie eine Verbindungsleitung zu den eigenständigen Versorgungsnetzen von Gellinghausen und Bödefeld. Auch die Erschließung weiterer Tiefbohrungen steht auf dem Wunschzettel. Tiefe Brunnen sind gegen alle möglichen Gefahren (Trockenheit, Eintrübung durch Starkregen, Verunreinigung durch große Unfälle etc.) deutlich besser geschützt als Quellen. Welche Herausforderungen darüber hinaus noch auf die Wasserversorger warten, bleibt abzuwarten. Vollkommen unklar ist beispielsweise, welche Auswirkungen die vielen zusätzlichen Kahlflächen auf die Wasservorkommen haben. Was aber sicherlich in Zukunft erhalten bleiben wird, ist die außergewöhnliche Qualität des Wassers im Hochsauerland. Da der größte Teil des Wasserbedarfes aus Quellen und tiefen Brunnen gedeckt werden kann, spielt eine Verunreinigung durch Nitrate, Medikamentenrückstände oder Industrieabfälle keinerlei Rolle. Kalk enthält das Wasser auch nur sehr wenig. Viren und Bakterien werden durch Ultrafiltration und UV-Bestrahlung beseitigt. Zurzeit ist es in den langen städtischen Leitungen noch nötig, dem Wasser etwas Chlor beizugeben, um sicherzustellen, dass das Wasser, das die Hochbehälter keimfrei verlässt, auch nach vielen Rohrkilometern noch keimfrei aus dem Hahn kommt. Man arbeitet aber schon an neuen technischen Möglichkeiten, um in Zukunft ganz auf Chlor verzichten zu können.