„Der gestiefelte Kater“ auf der Freilichtbühne in Hallenberg

Ein Stück von allen Generationen für alle Generationen

Fußball, reiten, Videospiele: Das sind Hobbys, die viele Kinder und Jugendliche teilen. Doch in Hallenberg und drumherum gibt es einige Kinder, die noch ein anderes, etwas ungewöhnliches Hobby haben. Jahr für Jahr stehen in Hallenberg zahlreiche Nachwuchsschauspieler auf der Freilichtbühne und begeistern in ihren Rollen Familien aus dem ganzen Sauerland und darüber hinaus.

Kathrin Schmidt war mal so ein Kind: Bereits 1996 stand sie zum ersten Mal auf der Bühne. Heute ist sie, gemeinsam mit Volker Gehrisch, Spielleiterin auf der Freilichtbühne. Das heißt, sie kümmert sich um viele organisatorische Dinge und um die Motivation aller Beteiligten. Die Begeisterung für die Freilichtbühne hat sie weitergegeben: Ihre Kinder sind ebenfalls auf der Freilichtbühne mit dabei – und das, obwohl ihre kleine Tochter gerade erst zwei Jahre alt ist.

Doch genau das macht die Freilichtbühne Hallenberg aus: Theater von allen Generationen für alle Generationen. Auf der Bühne sind Darsteller zwischen einem und 80 Jahren dabei – im Publikum dürfte die Altersspanne ganz ähnlich sein. Kindergarten- und Schulgruppen besuchen gerne die Vormittagsvorstellungen des Familienstücks, am Nachmittag kommen Kinder mit ihren Eltern und Großeltern.

„Der gestiefelte Kater“ in neuem Gewand

In diesem Jahr bringt Bärbel Kandziora „Der gestiefelte Kater“ als Kinder- und Familienstück auf die Bühne. Die Regisseurin leitete in der Vergangenheit schon internationale Theaterprojekte und inszenierte auf der Hallenberger Bühne schon die Geschichten von Pippi Langstrumpf, Jim Knopf, Heidi und anderen Kindheitshelden.

„Der gestiefelte Kater“ war auch 2021, im zweiten Corona-Sommer, schon auf der Freilichtbühne zu sehen – allerdings mit Einschränkungen für Darsteller und Publikum. Dieses Jahr wird das Stück aufgepeppt mit neuen Liedern, Choreographien und Ideen. Das Stück ist nicht viel länger als im letzten Jahr, aber die Szenen sind voller, haben für alle mehr zu bieten. Deswegen lohnt sich für alle, die letztes Jahr schon da waren, auch ein zweiter Besuch.

Corona trifft Freilichtbühne im Herzen

Die Corona-Pandemie betraf die Freilichtbühne auch über die abgespeckten Stücke hinaus: 2020 war das erste Jahr seit der Gründung 1946, in dem kein Stück aufgeführt wurde. Das hat der Bühne im Geldbeutel wehgetan, aber viel mehr noch in der Seele. Denn 2020 hätte die „Passion“ aufgeführt werden sollen. Das Leben und Sterben Christi wird alle zehn Jahre in Hallenberg aufgeführt. Ausgerechnet diesem traditionsreichen Stück hat Corona einen Strich durch die Rechnung gemacht. Umso mehr freuen sich alle, dass es dieses Jahr wieder so richtig losgehen kann auf der Bühne. Und die Passion? Die wird 2023 außerplanmäßig nachgeholt.


Neue Gesichter sind immer gerne gesehen

Weit über 100 Menschen sind daran beteiligt, das Familienstück „Der gestiefelte Kater“ auf die Bühne zu bringen. Zu den Darstellern, Bühnenbauern, Tontechnikern, Maskenbildnern etc. kommen am Abend der Veranstaltung noch die Leute, die an der Kasse, auf den Parkplätzen oder im Zuschauerraum für einen reibungslosen Ablauf sorgen. Dazu gesellen sich der Vorstand und Mitarbeitende der Geschäftsstelle, die sich um die Verwaltung kümmern.

Drei dieser mitwirkenden Menschen sind Sophie (14), Hannah (14) und Karla (13), die Landmädchen oder Steine spielen. Hannah ist bereits zum sechsten Mal auf der Freilichtbühne dabei. Sie kommt aus Hallenberg und stand anfangs gemeinsam mit ihrer Mutter und Schwester auf der Bühne. Für alle unter zwölf Jahren ist das übrigens Voraussetzung: Ein erwachsenes Familienmitglied oder ein Erziehungsberechtigter muss mit dabei sein. Sophie und Karla sind zum ersten Mal dabei. Sie haben die Freilichtbühne selbst schon als Zuschauerinnen besucht oder haben von Freunden davon erfahren und wollten es einfach mal ausprobieren. Die beiden kommen aus Winterberg und Bad Berleburg – und stehen damit exemplarisch für einen Trend, den Kathrin Schmidt und Bärbel Kandziora beobachtet haben. Immer mehr Menschen, die nicht aus Hallenberg kommen, möchten auf der Freilichtbühne mitwirken.

Neue Gesichter sind immer gerne gesehen: Wenn nicht gerade Corona ist, gibt es jedes Jahr ein Vorsprechen beziehungsweise ein offenes Casting, bei dem sich jeder vorstellen kann. Und auch wenn es mit einer Sprechrolle nicht klappen sollte, findet sich bestimmt dennoch eine schöne Rolle für jede und jeden.


Mehr Selbstbewusstsein – und trotzdem Lampenfieber

Für Kinder und Jugendliche ist die Freilichtbühne ein tolles Hobby. Viele junge Darsteller gewinnen durch die Auftritte ein ganz neues Selbstbewusstsein und blühen auf der Bühne förmlich auf. Ellbogen-Mentalität ist hier fehl am Platz: Hier heißt es „Miteinander“ statt „Gegeneinander“.

Eines bleibt aber immer, auch wenn man bereits seit 25 Jahren auf der Freilichtbühne dabei ist, bestätigt Kathrin Schmidt: Das Lampenfieber. Und das ist auch gut so, schließlich ist jedes Stück und jeder Auftritt neu und aufregend. Aber am Ende lohnen sich die Mühen immer – für Darsteller und Publikum. Und das wird sicher auch in diesem Jahr nicht anders sein, wenn „Der gestiefelte Kater“ über die Freilichtbühne tanzt.

Der gestiefelte Kater auf der Freilichtbühne Hallenberg

Der junge Müllerssohn Hans fragt sich enttäuscht, warum ihm sein Vater nur einen strubbeligen Kater vererbt, während seine Geschwister die Mühle und den wertvollen Esel bekommen. Dementsprechend kann Hans seinen Augen und Ohren kaum trauen, als der Kater zu ihm spricht und ihn bittet, ihm ein paar Stiefel zu schenken. Und tatsächlich: Der Kater schlüpft in die Stiefel, stolziert auf zwei Beinen durch die Welt und will Hans zu seinem Glück verhelfen …

Das Kinder- und Familienstück wird vom Sonntag, den 5. Juni bis zum Samstag, den 3. September aufgeführt. Ein besonderes Highlight ist der Abendtermin am 19. August mit tollen Lichteffekten und einer Lichtshow nach der Vorstellung.