Der Buiterling: Gendern im Sauerland

Ein Buiterling bezeichnet im Sauerland einen Zugezogenen, jemand, der nicht aus dem Ort stammt, wobei die Entfernung überhaupt keine Rolle spielt, das können ein paar oder hunderte Kilometer sein. Gendergerecht müsste ein weiblicher Buiterling vielleicht Buiterlingine heißen? Den Ausdruck gibt es aber im Sauerland nicht, und das scheint auch offensichtlich niemanden zu stören. Während alle Welt sich lautstark und nicht immer auf Anhieb verständlich um Gendergerechtigkeit bemüht, fragt man sich doch,  was es mit dem Gendern im HSK auf sich hat?  

Der Sauerländer an sich ist für „klare Kante“, also kurz, knapp, präzise, keine sprachlichen Schnörkel und Verrenkungen. Der Buiterling ist ja nun auch nicht unbedingt ein Kosewort. Deshalb sollen die Frauen doch zufrieden sein, dass sie nicht auch noch extra „diskriminiert“ werden. Dasselbe gilt auch für den Verbrecher, den Mörder, den Kidnapper und den Erpresser. Wenn die Männer da gender-zickig wären, würden die Frauen sich noch wundern.  

Auch wenn der Duden Gästin legalisiert hat, gebraucht es hier kaum jemand. Das hängt aber nicht mit der Ablehnung gendergerechter Sprache, sondern eher mit der Wortkargheit oder dem zur Bequemlichkeit neigenden Pragmatismus der Sauerländerinnen und Sauerländer zusammen.  

Ganz abgelehnt werden die vermeintlich feminisierten Adjektive: Freundlich muss nicht durch freundinlich gendergerecht ergänzt werden. Bei manchen Substantiven, wie z.B. Benutzerhandbuch soll es sogar Frauen geben, die ein solches Buch mit sieben Siegeln gern den Männern überlassen.  

Für Meschede könnte man jedoch vielleicht eine gendergerechtere Kneipenbenennung ins Auge fassen: Kotthoffs Theodora oder Zur schwarzen Petra klingen doch auch richtig gut, wobei wir die schwarze Petra vielleicht vorsichtshalber als farbenfrohe Petra bezeichnen sollten, um nicht gleich in das nächste Fettnäpfchen zu treten?