„der BENNI BAUERDICK“ von 1LIVE

Quelle: WDR

Ein Kölner aus Lennestadt – Moderator und Journalist

Längst moderiert er bei 1LIVE die Top-Sendungen in der Prime-Time: Benjamin Bauerdick, gebürtiger Sauerländer aus Lennestadt mit Wahlheimat Köln. Eher bekannt als „der Benni Bauerdick“, so meldet er sich locker und freundlich auch am Telefon. „Wie wär’s mit ein paar Interview-Fragen für das WOLL-Magazin?“ –„Kein Problem. Sehr gerne!“, antwortet der erfolgreiche Moderator und Journalist, der inzwischen auch auf anderen Kanälen zu hören ist, schlagfertig. Also, dann:

WOLL: Benni, wie viel Sauerländer und wie viel Kölner bist du?

In meiner Brust schlagen quasi zwei Herzen. Ich bin gebürtiger Sauerländer, und der werde ich immer bleiben. Aber Köln ist inzwischen mehr als nur eine Wahlheimat geworden. Ich komme aus dem Sauerland, aber Köln ist mein Zuhause. Trotzdem freue ich mich immer wieder zurück zur Familie nach Lennestadt zu kommen. Hier kann ich zur Ruhe kommen und der oft stressigen Medienbranche etwas entfliehen.

WOLL: Wo und wann bist du geboren, wo aufgewachsen?

Ich bin am 8. November 1988 in Lennestadt-Altenhundem geboren und meine Familie lebt auch heute noch in Lennestadt.

WOLL: Wie war deine Kindheit?

Als Kind im Sauerland groß zu werden, ist toll. Wir waren immer viel in den Wäldern unterwegs, haben Buden und Baumhäuser gebaut, Verstecken gespielt und waren viel an der frischen Luft. Heute bin ich froh, in der Stadt zu leben. Mit kulturellen Einrichtungen, Theater, Museen, Restaurants, Kneipen und Clubs. Aber all das sind ja Dinge, die man als Kind nicht braucht und nicht vermisst. Daher bin ich froh, in einem kleinen idyllischen Dort im Sauerland groß geworden zu sein.

WOLL: Was waren/sind deine Eltern von Beruf?

Mein Vater war LKW-Fahrer und meine Mutter arbeitet noch heute in einem Autohaus.

WOLL: Hast du Geschwister? Wenn ja, was machen die?

Ich habe eine Schwester, die ist zwei Jahre älter, arbeitet für das Auswärtige Amt und lebt inzwischen in Marokko.

WOLL: War das schon als kleiner Junge dein Wunsch, einmal Radio zu machen?

Als Junge wollte ich eigentlich immer Schauspieler werden, später Lehrer. Mit dem Job als Radiomoderator und Fernsehreporter kann ich jetzt irgendwie beides miteinander vereinen. Irgendwie steh ich ja doch immer auf einer Bühne und kann Menschen etwas erzählen, oder Informationen an sie weitergeben.

WOLL: Welchen Sender hast du als Jugendlicher am liebsten gehört?

Immer schon 1LIVE – heute bei dem Sender zu moderieren, den ich früher als Teenie schon im Sauerland gehört habe, ist einfach ein unbeschreiblich tolles Gefühl. Im Alltag vergesse ich oft, was für einen grandiosen Job ich habe und bei welchem Sender ich arbeite. Erst wenn ich in Interviews danach gefragt werde, was es mir bedeutet, wird mir bewusst, was für ein Glück ich habe.

WOLL: Deine Lieblingshits waren – und sind?

Das ist schwierig zu sagen. Privat höre ich Musik abseits des Mainstreams. Bands, die viele Leute nicht kennen. Ich mag kleine, intime Konzerte mit nur wenigen Menschen. Da ist die Stimmung immer eine ganz besondere.

Du bist inzwischen erfolgreicher Moderator und Journalist. Wie kam es dazu?

Ich mache seit über zehn Jahren Radio. Das war ein langer Weg bis dahin. Nach meinem Zivildienst im Kinder-und Jugendhospiz in Olpe habe ich erst in Siegen studiert, dann dort angefangen, beim Radio zu arbeiten. Irgendwann kam dann der Schritt in Richtung WDR und 1LIVE. Ich habe das nie geplant, sondern immer das gemacht, wonach mir gerade war und was sich für mich richtig angefühlt hat. Bei 1LIVE habe ich mich damals beworben. Man musste ein Demo-Tape einreichen, dann zum persönlichen Gespräch, dann noch mal zu einem Casting kommen und einen Wissenstest machen. Ich wusste erst nach knapp drei Monaten, dass ich es geschafft hatte. Ich werde oft gefragt, wie man Moderator wird, oder zum Fernsehen kommt. In meinem Falle war das vor allem mit jahrelanger harter Arbeit, Ehrgeiz und einer absoluten Radioleidenschaft verbunden.

Quelle: WDR / Lena Heckl
Benni Bauerdick auf seiner aktuellen Autogrammkarte

Moderator bei 1LIVE, Crossmedia-Reporter u. a. für WDR, 2, 4 und 5, TV-Redakteur für den Kölner Treff bei Bettina Böttinger. Das klingt nach einem großen Kontrastprogramm. Was macht den Reiz aus?

Ich liebe jeden einzelnen meiner Jobs. Ich bin froh, jeden Tag etwas anderes machen zu können. Ich habe so viel Abwechslung bei der Arbeit. Das ist toll und besonders. Aber eigentlich unterscheiden sich meine Jobs auch nicht so sehr voneinander. In erster Linie treffe ich Menschen, lerne sie und ihre Geschichten kennen und darf sie dann im Radio oder Fernsehen in die Welt hinaustragen. In meinem Job darf ich neugierig und wissbegierig sein. Das macht für mich den Reiz aus.

Welche Moderationen, welche Erlebnisse mit den Menschen und welche deiner Reportagen bleiben dir wohl für immer im Kopf?

Es ist schwierig, eine Reportage oder ein Interview raus zu heben. Es gibt so viele tolle, bewegende und spannende Momente in meinem Job.

Ganz besonders war aber meine Reportage aus dem Kinder- und Jugendhospiz Balthasar in Olpe. Nach meinem Abitur habe ich dort meinen Zivildienst abgeleistet und für eine Radioreportage bin ich nach über zehn Jahren nochmal zurück ins Balthasar um für 1LIVE, WDR 5 und den Deutschlandfunk Reportagen zu machen; über die Arbeit im und das Haus an sich zu berichten. Ich habe dort viele emotionale Gespräche geführt, die mir sehr nah gegangen sind und die mir wohl für immer im Kopf bleiben werden. Gespräche mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die wissen, dass sie nicht mehr lange zu leben haben. Wir haben über den Tod gesprochen, wie sie sich ein Leben nach dem Tod vorstellen und auch über ihre Ängste. Ich war aber vor allem überwältigt von dem Lebensmut und der Lebensfreude, die diese Menschen und die auch dieses Haus ausstrahlt.

Du lebst mit deinem Mann in Köln-Ehrenfeld, ein hipper, multikultureller Stadtteil. Schwul zu sein in Köln – stößt du auch noch auf Ablehnung?

Köln ist bunt und tolerant. Jedes Jahr gehen hier zum CSD so viele Menschen auf die Straße, um für mehr Toleranz und die gleichen Rechte von Menschen aus der LGBTQ+ Szene zu kämpfen. Ich hatte mit meiner Homosexualität in Köln und im Job nie ein Problem. Vielleicht auch, weil ich immer offen damit umgegangen bin. Homofeindliche Menschen gibt es aber natürlich auch in Städten wie Köln. Ich bin hier schon mal auf offener Straße angespuckt und als „Schwuchtel“ beschimpft worden.

Wie ist das im Sauerland?

Ich weiß nicht, wie die Situation für queere Menschen heute im Sauerland ist. Aus eigener Erfahrung kann ich berichten, dass es mir als Teenager schwer gefallen ist, mich zu outen. Dazu gehört ja sowohl ein inneres Coming-Out, also selbst zu verstehen und zu akzeptieren, dass man schwul ist und dann das äußere Coming-Out, wenn man mit Freunden und Familie darüber spricht. Dieser Prozess hat bei mir sehr lange gedauert. Ich kannte im Dorf keine anderen schwulen Männer. Ich wusste nicht, dass es das gibt. Ich wusste nur, dass ich anders bin als andere. Das hat mich lange beschäftigt und damals dazu geführt, kein gutes Selbstwertgefühl oder Selbstliebe zu entwickeln. Heute sieht das anders aus. Aber das war ein langer Prozess. Wenn ich heute ins Sauerland zur Familie komme, spricht keiner übers Schwul-sein. Für die Menschen in unsere Nachbarschaft ist das auch kein Thema mehr. Zum Glück. Mir ist wichtig, dass Menschen, die sich als schwul, lesbisch, trans oder intersexuell outen, in Zukunft nicht mehr so viele Probleme damit haben und auf mehr Akzeptanz in der Gesellschaft stoßen – auch auf dem Land.

Du warst 2019 verantwortlicher Redakteur der Sendung „Küsst Euch!“, die anlässlich des Christopher Street Day im Abendprogramm des WDR Fernsehens ausgestrahlt wurde. Mit welcher Resonanz?

Die Resonanz war riesig. Ich hatte so viel Kontakt zu Schauspielern, Musikern und Promis, die alle ein Teil unserer Sendung werden wollten. Es war die erste und bisher einzige so große Samstagabendshow, die der WDR anlässlich des CSD in Köln gemacht hat. Es war ein großes, buntes Fest. Wir haben die Liebe gefeiert. Und zwar die Liebe zweier Menschen – egal, welches Geschlecht. Es war toll zu sehen, dass uns Ikonen wie Conchita Wurst, Mary Roos, oder Claudia Roth unterstützt haben. Ich habe mit all diesen Menschen tolle und inspirierende Gespräche geführt – vor der Sendung und hinter der Bühne – und bin wahnsinnig stolz, diese Sendung damals mit auf die Beine gestellt zu haben. Gerne mehr davon im öffentlich-rechtlichen Fernsehen! 🙂

Die besten Kölner sind Sauerländer! Ja oder nein?

JA! Bodenständig und heimatverbunden, aber trotzdem auch ein bisschen verrückt und weltoffen. Und darin liegt kein Widerspruch – versprochen!